Was ist der Grund, dass extrem selbstbewusste Männer wie Trump oder Musk so viel Macht haben, während Frauen wie Angela Merkel höchstens als mächtige Mutterfigur respektiert werden? Eva Thöne meint: Jahrtausendealte Mythen prägen unsere Vorstellung davon, wem Macht zusteht und wem nicht. Frauen kommen dort nur am Rande vor. Das schadet nicht nur den Frauen. Es führt auch dazu, dass alternative, demokratischere Machtformen und -strukturen kaum eine Chance haben. Ein scharfsinniges Plädoyer für eine offenere, vielschichtigere Weltsicht, die nicht auf personale Macht, sondern auf Sachorientierung und gemeinsame Verantwortung setzt.
Um echte Gleichberechtigung zu erreichen, müssen wir Machtmythen hinterfragen.
Frauen haben heute deutlich häufiger klassische Machtpositionen inne als noch vor wenigen Jahrzehnten. Sie sind Managerinnen, Vorständinnen oder Spitzenpolitikerinnen. Doch die Umgebung, in der sie sich bewegen, ist weiter von einer männlich geprägten Machtrealität bestimmt. Von ihren männlichen Kollegen werden sie anders behandelt als Männer. Studien zufolge unterbrechen Männer Frauen in Firmenkonferenzen häufiger und ignorieren deren Redebeiträge. Das führt dazu, dass Frauen sich an männliche Machtvorstellungen anpassen müssen, um Erfolg zu haben. Echte Gleichberechtigung lässt sich, genau wie eine stabile Demokratie, jedoch nur erreichen, wenn wir gängige Machtstrukturen und Machtstereotype hinterfragen und Macht neu denken. Dass Männer wie Trump oder Putin so mächtig sind, liegt an jahrtausendealten Mythen, die unser Machtverständnis formen. Macht hat für uns meist mit einem starken Individuum zu tun, das sich an die Spitze einer Hierarchie zu setzen vermag. Diese intuitive Personalisierung ist mit tradierten Rollenbildern verknüpft. Weil wir Männer als machtkompetent...
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