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Die letzten Tage von Pompeji

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Die letzten Tage von Pompeji

Insel Verlag,

15 min read
10 take-aways
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What's inside?

Vor historischer Kulisse: Liebe, Intrigen und eine Naturkatastrophe.

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Romantik

Worum es geht

Ein massentauglicher Klassiker

Die letzten Tage von Pompeji ist eines der erfolgreichsten englischsprachigen Bücher des 19. Jahrhunderts. Das hat mehrere Gründe. Zum einen huldigt es einer Mode – durch die Entdeckung und Erschließung antiker Bauten waren das alte Rom und das alte Griechenland en vogue. Zum anderen spielt Bulwer-Lytton mit beliebten Stereotypen: das Liebespaar, der Böse, die Hexe. Zum dritten bedient er mehrere Zielgruppen zugleich: Die einfache Geschichte interessiert die normalen Leser, das bildungsbürgerliche Beiwerk begeistert Belesene und Italienreisende. Der Roman verknüpft auf einzigartige Weise konkrete archäologische Funde mit einer fiktionalen Handlung. Was die Leser der damaligen Zeit faszinierte – die Verankerung eines erfundenen Geschehens im realen und begehbaren Umfeld –, muss jedoch heutige Leser irritieren: Mit jedem architektonischen Exkurs, jeder Beschreibung einer Ruine wird die Illusion der Story gestört. Zudem ist der historisierende Ton ohne das humanistische Bildungsideal des 19. Jahrhunderts kaum noch nachvollziehbar. Dennoch: Bulwer-Lyttons Roman ist noch immer einer der spannendsten literarischen Italien-Reiseführer, die es gibt.

Take-aways

  • Die letzten Tage von Pompeji ist einer der erfolgreichsten englischsprachigen Romane des 19. Jahrhunderts.
  • Inhalt: Der Grieche Glaukus und das Mündel Ione verlieben sich, doch Iones Vormund Arbaces, der ägyptische Hohepriester von Pompeji, will das Mädchen für sich. Mit Intrigen und Zaubertränken versucht er seinen Nebenbuhler kaltzustellen. Fast ist er am Ziel, da bricht der Vesuv aus und zerstört die Stadt. Glaukus und Ione überleben die Katastrophe, treten zum Christentum über und wandern nach Athen aus.
  • Den unmittelbaren Erfolg verdankte der Roman unter anderem einem Ausbruch des Vesuv einen Monat vor der Veröffentlichung.
  • Immer wieder streut Bulwer-Lytton Exkurse zu römischer Architektur und archäologischen Funden in Pompeji in die Romanhandlung ein.
  • Die Dekadenz Pompejis, wie von Bulwer-Lytton dargestellt, ist als Kommentar auf die damalige Situation in England zu lesen.
  • Der Roman traf den Zeitgeist. Alte Geschichte in Verbindung mit einer romantischen Lovestory war genau, was die Leser liebten.
  • Bulwer-Lytton schrieb den Roman während eines langen Italienaufenthalts.
  • Eine seiner Inspirationsquellen war ein Gemälde des russischen Malers Karl Pawlowitsch Brjullow mit dem Titel Der letzte Tag von Pompeji.
  • Etliche Verfilmungen belegen die Drehbuchtauglichkeit des Romans.
  • Zitat: „Ohne Zerstörung, ohne Beachtung war Jahrhundert auf Jahrhundert über diese Mauern hinweggerollt und jetzt zitterte der letzte Sonnenstrahl auf das Zifferblatt ihres Schicksals.“

Zusammenfassung

Neue Liebe und alter Betrug

Glaukus, ein wohlhabender junger Grieche, ist nach längerer Abwesenheit in seine Heimatstadt Pompeji zurückgekehrt. Seinem römischen Kumpan Klodius gesteht er, dass er sich in Neapolis in eine unbekannte junge Frau verliebt habe, die wie er athenischer Herkunft sei. Doch er hat ihre Spur verloren. Auf einem Spaziergang begegnen Klodius und Glaukus dem düsteren Ägypter Arbaces, dem Hohepriester des Isis-Tempels. Über ihn kursieren Gerüchte: Er soll unermesslich reich sein und entgegen seiner priesterlichen Würde zu Hause Orgien feiern. Glaukus ist durch Erbschaft reich geworden, verfügt wegen seiner Herkunft jedoch nicht über die Freiheit eines römischen Bürgers. Er hat ein kleines, aber kostbar eingerichtetes Haus in Pompeji, in das er zum Abend einige Gäste, unter anderem seinen Freund Sallust, eingeladen hat. Die kleine Festgesellschaft zecht, schmaust und plaudert über Dichtung und Religion. Schließlich kommt die Rede auf die schöne und keusche Ione, die seit einiger Zeit Pompejis Männerwelt mit ihrer Anmut und ihrem Gesang verzaubert. Man macht sich auf zu Iones Haus, und Glaukus erkennt in ihr jene Schöne aus Neapolis.

„Pompeji lieferte ein Miniaturbild der Zivilisation jener Zeit. Im engen Umkreis seiner Mauern stellten sich Proben jeder Gabe dar, welche der Luxus dem Reichtum darbot.“ (S. 28)

Arbaces, der die Römer verachtet, betreibt seinen Isis-Tempel mit List und Betrug. Die Besucher, die sich einen Orakelspruch erhoffen, erhalten rätselhafte Sprüche aus dem Inneren einer Statue. Doch nicht die Göttin Isis spricht, sondern der Priester Kalenus. Arbaces ist der Vormund von Ione und ihrem Bruder Apäcides. Nachdem deren Eltern gestorben waren, hat er die Verantwortung für die Geschwister übernommen. Er bildet Apäcides zum Isis-Priester aus und hat Ione – ohne ihr Wissen – zu seiner künftigen Frau erwählt.

„Die unwissende, knechtische Menge muss um ihres eigenen Besten willen geblendet werden; einem Lehrsatz würde sie nicht glauben, ein Orakel verehrt sie.“ (Arbaces, S. 83)

Am Morgen, nachdem Glaukus Ione wiedergefunden hat, bringt ihm Nydia, eine blinde Sklavin, Blumen ins Haus. Sie hat sich in Glaukus’ Abwesenheit um den Garten gekümmert. Sie liebt Glaukus, ohne dass dieser davon weiß. Nydia ist die Sklavin eines anderen Herrn, der sie als Sängerin zu den nächtlichen Orgien des Arbaces schickt – ein Auftrag, der ihr verhasst ist. Nydia geht, und Glaukus sucht Ione auf. Im innigen Gespräch erkennen Glaukus und Ione ihre Liebe zueinander. Ione wirbt um Glaukus’ Sympathie für ihren Vormund. Glaukus will seine Skepsis überwinden und sich Ione zuliebe mit Arbaces befreunden. An einem der folgenden Tage begegnet Arbaces auf dem Weg zu Iones Haus Apäcides. Der junge Priester hat sich schon lange nicht mehr im Tempel blicken lassen und Arbaces stellt ihn zur Rede. Apäcides ist desillusioniert durch die unlauteren Machenschaften des Hohepriesters, die er nicht mehr mittragen will. Arbaces gelingt es jedoch, den zweifelnden Apäcides zu beruhigen und für die höheren Weihen seiner Religion, jenseits des populistischen Budenzaubers, zu interessieren.

Eifersucht, Intrigen und enttäuschte Hoffnungen

Arbaces geht zu Ione und trifft dort auf Glaukus. Er bemerkt die Zuneigung der beiden zueinander, wird eifersüchtig und legt sich mit Glaukus an. Sobald der gegangen ist, verleumdet Arbaces ihn gegenüber Ione: Er habe in der Stadt gehört, dass Glaukus mit der Liebe Iones unehrenhaft geprahlt habe. Ione glaubt Arbaces zunächst nicht. Doch der listige, redegewandte Ägypter kann Ione von seiner Lüge überzeugen. Glaukus ahnt von alldem nichts und genießt sein Leben in der Gewissheit, dass Ione ihn liebt. Unterdessen begegnet der verwirrte Apäcides auf dem Weg zu Arbaces einem Christen namens Olinth. Der sieht Apäcides’ Kummer und will ihn trösten, doch Apäcides reißt sich los. Als er beim Haus des Arbaces ankommt, schüchtert ihn die Erhabenheit des Ortes ein. Arbaces verkündet ihm nun die tieferen Weisheiten seiner Religion. Notwendigkeit und Natur seien die Triebkräfte der Welt. Die Natur gelte es zu erforschen, die Notwendigkeit fordere Unterwerfung. Der Weise solle sein Wissen über die Natur vermehren und sein Leben ohne Reue genießen. Es erklingt Musik, Düfte strömen, Mädchen tanzen und Apäcides gibt sich den sinnlichen Freuden einer Orgie hin.

„Er war einsam infolge seiner dunklen, mit Gepränge umgebenen Verkehrtheit – sie durch ihre schöne Fantasie und die Reinheit ihrer Tugend.“ (über Arbaces und Ione, S. 149)

In der Schänke von Burbo, dem Besitzer von Nydia, treffen sich die Gladiatoren und streiten um ihren Rang beim Wettkampf in der Arena. Burbo und seine Frau Stratonice haben vor, Nydia erneut als Sängerin zu Arbaces zu schicken. Als die sich weigert, wird sie von Stratonice misshandelt. Glaukus, der sich zusammen mit Freunden in der Schänke gerade die Gladiatoren ansieht, hört Nydia im Hinterzimmer schreien und rettet sie vor der Alten, indem er sie ihr abkauft. Glaukus plant, Nydia seiner geliebten Ione zu schenken. Noch immer ahnt er nichts vom Verrat des Arbaces. Dessen Pläne entwickeln sich unterdessen weiter. Zunächst eröffnet Arbaces dem wegen seiner Ausschweifung beschämten Apäcides die Weisheiten der ägyptischen Astrologie und Alchemie und diffamiert zugleich den Glauben der Christen. Dann wendet er sich Ione zu und versucht sich ihr weiter zu nähern. Tage vergehen ohne ein Zeichen von Ione an Glaukus, und dieser ahnt, dass man ihn verleumdet hat. Er schickt Nydia mit einem Liebesbrief zu Ione. Die Sklavin wird Zeugin, wie Ione glücklich ihre Täuschung überwindet. Ione schickt Nydia mit einer Antwort zu Glaukus.

Eine Falle und das Entkommen

Als Nydia von Glaukus zu Ione zurückkehrt, erfährt sie, dass diese zu Arbaces gegangen ist, und ahnt Schlimmes. Sie versucht Glaukus zu benachrichtigen, doch der ist mit Freunden ausgegangen. Also sucht sie Apäcides, den sie an seiner Stimme wiedererkennt – sie war Zeugin der Orgie in Arbaces’ Haus. Apäcides eilt der Schwester nach, um sie Arbaces zu entreißen. Dieser stellt sich unterdessen selbst ein Horoskop. Darin warnen die Sterne ihn vor einer tödlichen Gefahr durch fallende Steine. Als Ione bei ihm erscheint, beginnt er heftig um sie zu werben. Ione ist entsetzt, als sie das ganze Ausmaß seiner Leidenschaft erkennt. Arbaces wird gewalttätig, Ione versucht zu fliehen. Plötzlich tauchen Apäcides und Glaukus auf. Es kommt zu einem Kampf. In dem Moment, als der Ägypter seinen Dolch zieht, erschüttert ein Erdbeben das Haus. Die Statue der Isis stürzt auf Arbaces und streckt ihn zu Boden. Glaukus, Apäcides und Ione fliehen. Wenig später erfährt Ione, dass es Nydia war, die die beiden Männer durch einen geheimen Eingang in das Haus des Arbaces hereingelassen hat.

„Es erquickt uns, in unsrem Busen das Band zu fühlen, das die fernsten Perioden verknüpft. Menschen, Völker, Sitten vergehen: das Herz ist unsterblich!“ (S. 224)

Für Glaukus und Ione vergehen die folgenden Tage mit Bootsfahrten und Liebesliedern, für Nydia mit Qualen. Während die Verliebten Hochzeitsspläne schmieden, erfahren sie, dass Arbaces das Erdbeben überlebt hat. Zugleich verheißen Wolken über dem Vesuv Unheil. Apäcides hat dem Isis-Kult endgültig entsagt und wird nun Christ. Noch einmal kommt er zu Ione, um sich aus seinen alten Banden zu lösen. Nydia begegnet unterdessen der schönen und reichen Julia, die früher schon versucht hatte, Glaukus’ Gunst zu gewinnen. Jetzt erfährt sie von dessen bevorstehender Vermählung mit Ione und ist in ihrer Eitelkeit gekränkt. Weil Nydia aus Thessalien, dem Land der Hexen, stammt, erhofft sich Julia von ihr einen Liebestrank. Nydia kann aber nicht helfen. Julia fragt daraufhin nach Arbaces und macht sich trotz Nydias Warnung auf den Weg zu ihm. Arbaces, geschwächt von seiner Verletzung, sieht die Chance gekommen, doch noch zu triumphieren. Er spinnt einen neuen Plan und verweist Julia an die Hexe des Vesuv. Von ihr werde sie den Liebestrank erhalten.

„So machte dasselbe Glaubensfeuer, das den Christen des Mittelalters zu einem Fanatiker ohne Erbarmen umwandelte, den Christen der ersten Jahrhunderte zu einem Helden ohne Furcht.“ (S. 321)

Ione und Glaukus geraten auf einem Ausflug in einen heftigen Sturm und suchen Zuflucht in einer Höhle am Vesuv. Dort lernen sie die Hexe kennen. Als Glaukus die Schlange der Hexe verletzt, verflucht diese ihn. Die Liebenden fliehen. Als sie abends nach Pompeji zurückkehren, sehen sie, wie Arbaces die Stadt verlässt. Auch er macht sich auf den Weg zur Hexe. Diese verehrt Arbaces als ihren Herrn. Arbaces fordert von ihr, sie solle Julia statt des Liebestranks ein tödliches Gift brauen. Die Hexe schlägt Arbaces stattdessen ein Mittel vor, das Glaukus auf ewig wahnsinnig machen soll. Der Ägypter ist begeistert. Julia erhält von der Hexe den vermeintlichen Liebestrank und gesteht Nydia, dass es ihr um Glaukus geht. Nydia erkennt, dass sie Glaukus nun vollends verlieren soll, und fasst einen Plan: Sie will Julia den vermeintlichen Liebestrank entwenden und ihn für sich selbst nutzen.

Ein Mord und das Schicksal der Unschuldigen

Inzwischen planen der inzwischen getaufte Apäcides und Olinth, den Betrug im Isis-Tempel auffliegen zu lassen. Doch ihr Plan wird von Isis-Priester Kalenus belauscht. Bei einem Fest im Haus von Julias Vater verabreicht Julia Glaukus den Hexentrank. Doch Nydia hat das Gift zuvor mit Wasser vertauscht. Die ersehnte Wirkung bleibt aus. Glaukus geht nach Hause, wo ihn Nydia mit dem echten Trank erwartet. Er trinkt einen Teil des Giftes und verfällt sogleich in Wahn. Nydia gerät in Verzweiflung und hört Glaukus aus dem Haus wanken. Unterdessen trifft Arbaces vor dem Isis-Tempel auf Apäcides. Dieser droht damit, die Tempeltricks zu enthüllen. Arbaces gerät in Wut und ersticht Apäcides. Unmittelbar nach dem Mord erscheint der verwirrte Glaukus am Tatort. Arbaces sieht seine Chance gekommen, zwei Feinde auf einmal loszuwerden. Er schlägt Glaukus neben der Leiche des Apäcides nieder, ruft um Hilfe und beschuldigt Glaukus des Mordes. Als wenig später auch Olinth erscheint und fordert, Apäcides’ Leiche nach christlicher Sitte bestatten zu dürfen, nimmt man beide, Olinth und Glaukus, fest.

„Ohne Zerstörung, ohne Beachtung war Jahrhundert auf Jahrhundert über diese Mauern hinweggerollt und jetzt zitterte der letzte Sonnenstrahl auf das Zifferblatt ihres Schicksals.“ (über Pompeji, S. 477)

Während Ione ihren Bruder bestattet, wird Glaukus im Haus des Sallust unter Arrest gestellt. Dort sucht ihn Arbaces auf, um ihm ein Geständnis hinsichtlich des Mordes an Apäcides zu entlocken. Glaukus, noch immer vom Gift gezeichnet, doch wieder klarer im Kopf, lehnt empört ab. Arbaces erwirkt die Erlaubnis, sein Mündel Ione wieder in sein Haus aufnehmen zu dürfen. Wenn Glaukus erst als Mörder verurteilt und hingerichtet ist, so Arbaces’ Plan, soll Ione sich ihm zuwenden. Er sperrt Nydia, die das Geheimnis um den Trank kennt, in seinem Haus ein. Dorthin kommt am Abend vor Glaukus’ Prozess Kalenus, um Arbaces zu erpressen: Er habe, versteckt im Gebüsch, den Mord beobachtet. Unter dem Vorwand, ihm ein Schweigegeld auszuzahlen, lockt Arbaces den Priester in den Keller und sperrt ihn dort ein. Nydia überlistet unterdessen ihren Bewacher und entkommt aus ihrem Zimmer bis in den Keller, wo sie mit Kalenus spricht. Sie kann ihn nicht befreien und wird selbst wieder gefangen – doch sie kennt nun die Wahrheit.

„(…) ich gedachte der dunklen, etruskischen Verkündung, die da sagt: ‚Wenn sich der Berg auftut, wird die Stadt fallen – wenn der Rauch den Berg der heißen Felder krönt, wird Weh und Weinen in den Herzen der Kinder der See sein.‘“ (die Hexe, S. 485)

Glaukus wird schuldig gesprochen und soll schon am nächsten Tag im Amphitheater einem Löwen zum Fraß vorgeworfen werden – ebenso Olinth, der sich der Gotteslästerung schuldig gemacht haben soll. Beide finden sich in derselben Kerkerzelle wieder, wo Glaukus nun erfährt, was die Christen mit dem Tempel der Isis vorhatten. Auch von Olinths Verdacht, dass Arbaces der Mörder sei, erfährt Glaukus. Mittlerweile besticht Nydia ihren Bewacher mit Schmuck, damit dieser einen Brief von ihr zu Sallust bringt. Sallust ist aber zu betrunken und zu traurig, um den Brief zu lesen.

Der letzte Tag von Pompeji

Am Morgen der blutigen Theaterspiele hat Arbaces einen Albtraum: Er erwacht und sieht die Hexe des Vesuv vor sich. Diese warnt ihn, dass ein großes Unheil die Stadt bedrohe. Der Berg sei in Aufruhr. Die Gladiatorenkämpfe beginnen, während Sallust zu Hause verkatert erwacht. Er liest endlich den Brief, gerät in große Erregung und schickt bewaffnete Sklaven ins Haus des Arbaces. Unterdessen sind die Kämpfe beendet und Glaukus wird in die Manege geschickt – mit ihm ein hungriger Löwe. Doch dieser macht zum Erstaunen des Publikums keineswegs Jagd auf Glaukus. Das Tier ist in Panik, irgendetwas stimmt nicht. Plötzlich erscheint Sallust mit Nydia und dem befreiten Kalenus. Dieser beschuldigt Arbaces des Mordes. Glaukus wird aus der Arena geholt, und das Volk will nun Arbaces’ Blut sehen. Die Gemüter kochen hoch, als unvermittelt eine Feuersäule am Himmel erscheint: Der Vesuv bricht aus. Im Tumult befreit Glaukus Olinth und flieht mit Nydia, um Ione zu befreien. Nydia, der die Dunkelheit nichts ausmacht, leitet die Liebenden in Richtung Küste, während um sie herum das Chaos tobt. Asche, Steine und kochendes Wasser regnen herab, Plünderungen und Selbstsucht herrschen. Im Gedränge verlieren Ione und Glaukus Nydia.

„Die Augen der Menge folgten der Bewegung des Ägypters und sahen mit unaussprechlichem Schrecken, dass ein ungeheurer Dampf, in Gestalt eines riesenhaften Fichtenbaumes, vom Gipfel des Vesuvs aufstieg (…)“ (S. 520)

Das Paar findet Zuflucht in einem Tempel außerhalb der Stadt – doch ausgerechnet hierher flüchtet sich auch Arbaces mit seinem Gefolge. Arbaces will Glaukus nun töten und Ione endgültig zu sich holen. Doch im Augenblick des Angriffs erschüttert ein gewaltiger Erdstoß die ganze Region. Ein Blitz spaltet ein Kaiserstandbild, das auf Arbaces fällt und ihn zerschmettert. Die Katastrophe wütet weiter, und wieder ist es Nydia, die Glaukus rettet. Sie führt ihn und Ione zum Meer, wo sie in Kähnen aufs Wasser entkommen. Nydia, in der Gewissheit, den geliebten Glaukus gerettet zu haben, erträgt den Gedanken nicht, ihn niemals für sich zu haben. In der Nacht, als alles auf dem Kahn schläft, stürzt sie sich unbemerkt ins Wasser und ertrinkt.

„Ich schaudere über die Religion Andersgläubiger nicht. Ich wage sie nicht zu verfluchen: ich bete zu dem großen Vater, er möge sie bekehren.“ (Glaukus, S. 553)

Zehn Jahre nach dem Vulkanausbruch schreibt Glaukus aus Athen an Sallust in Rom. Er ist zum Christentum konvertiert wie auch seine Gattin Ione. Er ist ein toleranter Christ und betont den Wert einer tieferen Liebe, die er nun erkannt habe.

Zum Text

Aufbau und Stil

Die letzten Tage von Pompeji ist ein Roman in fünf Büchern, erzählt in der dritten Person von einem allwissenden Erzähler. Die Sätze sind oft lang und verschachtelt, die Figurenrede ist historisierend, etwa durch Ausrufe wie „O Jupiter!“. Kommentare des Erzählers, Fußnoten, Anekdoten und Exkurse – oft in der ersten Person oder auch als direkte Ansprache an den Leser geschrieben – unterbrechen immer wieder den Erzählfluss, ebenso eingestreute Gedichte und Lieder. Oft wird der Leser auch durch die Benutzung des Personalpronomens „wir“ einbezogen. Die Geschichte wird durch permanente Rückkopplung an archäologische Funde und die Gegenwart des Erzählers immer wieder in der Wirklichkeit verankert. In einer Vorrede zum Roman erläutert der Autor seine Absichten und Vorgehensweisen bei der Abfassung. Die fünf Bücher werden jeweils mit Zitaten von Horaz, Seneca, Theokrit, Ovid und Vergil eingeleitet. Den nummerierten Kapiteln sind in Form von Untertiteln kurze Hinweise auf den Inhalt des folgenden Abschnitts vorangestellt. Den Abschluss bildet eine Erläuterung des Autors, wie die archäologischen Fundstücke mit der Romanhandlung zusammenhängen, sowie zwei antike Briefe.

Interpretationsansätze

  • Das Verdienst des historisch-fiktionalen Erzählens, wie es Bulwer-Lytton betreibt, ist es, Geschichte als Geschichte von Menschen erfahrbar zu machen. Historische Ereignisse werden anschaulich vermittelt, indem menschliche Schicksale vor dem Hintergrund historischer Umstände geschildert werden.
  • Mit der Darstellung von Klassenunterschieden, Dekadenz, Sklaverei, Unfreiheit und religiösen Differenzen im antiken Pompeji spiegelt der Roman die politische und gesellschaftliche Situation im zeitgenössischen England wider. Selbst die Begeisterung der Engländer für alles Alte wird im Roman gespiegelt: Die Römer sind begeistert von Griechenland und Ägypten.
  • Laut Bulwer-Lytton gibt es menschliche Konstanten unabhängig vom Zeitalter, in dem die Menschen jeweils leben. Ein roter Faden durchzieht Vergangenes und Gegenwärtiges. Aufgrund dieser Arbeitshypothese jedoch sind viele der Figuren im Roman recht eindimensionale Stereotype. Die einzige Figur, die sich entwickelt, ist Nydia: von der traurigen, demütigen Sklavin zur Akteurin und Heldin bis zur tragischen Selbstmörderin. Glaukus und Ione sind dagegen zu sehr Idealtypen und zu wenig Menschen, um unser Mitleid hervorzurufen. Der Text lässt die erzählerische Maxime von Bulwer-Lyttons Vorbild Walter Scott, dass nämlich ein „mittlerer Held“ zur Identifikation benötigt werde, vermissen.
  • Der Vulkanausbruch steht für die biblische Apokalypse: Die christlichen Figuren interpretieren und begrüßen den Vulkanausbruch als das göttlich gewollte Ende der Welt. Jetzt werden die Menschen gemäß ihrer Taten beurteilt. Der Text folgt dieser christlichen Erklärung und lässt fast nur die Guten überleben.
  • Eine Sklavenhaltergesellschaft wie die pompejanische ist – trotz der Tugendhaftigkeit einzelner Figuren – nicht reformierbar. Erst die Katastrophe verwischt die Standesgrenzen. Der Tod macht alle gleich.

Historischer Hintergrund

Die sozialen Verhältnisse in England um 1830

1830 kam es in Frankreich zur Julirevolution. In der Folge gewann das Bürgertum größeren politischen Einfluss. Die Revolution wurde zu einer Initialzündung gesellschaftlicher Verwerfungen und Umgestaltungen auf den gesamten Kontinent. Belgien löste sich von den Vereinigten Niederlanden, fast überall in Europa fanden in den folgenden Monaten und Jahren Aufstände und Aufmärsche statt – ein prominentes Beispiel in Deutschland war das Hambacher Fest von 1832. Auch die britische Politik war sich der revolutionären Gefahr bewusst. Ebenfalls 1832 wurde mit dem Reform Act unter Wilhelm IV. das Wahlrecht zugunsten des Volkes verändert. Dieses Gesetz beschnitt unter anderem die Macht der adligen Landbesitzer und vergrößerte das Mitspracherecht der Städte und Gemeinden.

Bereits 1829 hatte die Regierung unter dem damaligen Premierminister, dem Herzog von Wellington, durch die formale Gleichberechtigung anderer Glaubensgemeinschaften – vor allem der Katholiken – gegenüber den Anglikanern religiöse Unruhen zu schlichten versucht. Die Reformen verringerten zwar den sozialen Druck und sorgten in der Folge für die Gründung erster Arbeiterverbände. Die Mehrheitsverhältnisse allerdings blieben weitgehend unverändert. Weiterhin bestimmten wohlhabende Landbesitzer die Geschicke des Landes. Und weiterhin blieb die Angst vor einer drohenden Revolution in England bestehen.

Entstehung

Edward Bulwer-Lytton war in den politischen Reformprozess involviert: Er saß zu jener Zeit als Vertreter für die Stadt St. Ives im britischen Unterhaus und sprach sich für den Reform Act von 1832 aus. Als er in den Jahren 1833/34 mit seiner Frau eine Studienreise nach Italien unternahm, kriselte die Ehe bereits. Bulwer-Lytton warf sich arbeitswütig in die Vorbereitung und Gestaltung seines Romans. Das Abtauchen in die Fantasie als Ablenkung von privaten Sorgen ist sogar Inhalt einer Fußnote im Roman. Im regen Austausch mit dem Archäologen William Gell und im Rückgriff auf seine eigenen Beobachtungen der Ausgrabungsstätten in Pompeji und der Museen in Neapel entstand das Gerüst seines Textes. Stilistisch angelehnt an die historischen Romane von Walter Scott bemühte sich Bulwer-Lytton nach eigener Aussage mehr um die Lebendigkeit der Handlung als um die Stimmigkeit der Fakten.

Die Ausgrabungen in Pompeji hatten schon vorher einige kleinere Texte angeregt, etwa 1796 Friedrich Schillers Gedicht Pompeji und Herculaneum oder 1829 die Pompejanischen Lieder von Wilhelm Waiblinger. Fortan wurden die archäologischen Stätten immer häufiger in Lyrik und Prosa thematisiert, und Alte Geschichte entwickelte sich zu einer europaweiten Mode. Eine weitere Quelle für Bulwer-Lytton – einige behaupten sogar, der eigentliche Anlass für die Niederschrift seines Romans – war das Gemälde Der letzte Tag von Pompeji des russischen Malers Karl Pawlowitsch Brjullow, das der Autor in Mailand sah.

Wirkungsgeschichte

Die Publikationsgeschichte des Romans Die letzten Tage von Pompeji ist eine Erfolgsgeschichte. Sie setzt einen Monat vor dessen Veröffentlichung an. Am 27. August 1834 brach der Vesuv nach langer Ruhe wieder einmal aus. Damit bescherte der Vulkan der unmittelbar bevorstehenden Veröffentlichung von Bulwer-Lyttons Roman eine Publicity, die keine Werbeagentur besser hätte inszenieren können. Von Beginn an war das Buch ein Bestseller. Am Tag der Erstveröffentlichung, am 29. September 1834, sollen in London 10 000 Exemplare verkauft worden sein. Damit ließ das Buch den bisherigen Spitzenreiter Waverley von Walter Scott weit hinter sich. Moderne Drucktechnik, mit den gerade erst eingeführten Stereotyp-Platten, ermöglichte eine schnelle Verbreitung des Romans im gesamten englischsprachigen Raum. Nur kurz nach der Veröffentlichung in London folgte die Publikation in New York.

Bulwer-Lytton traf den Zeitgeist genau. Tausende Italienreisende besuchten im 19. Jahrhundert mit dem Roman im Gepäck die Ruinen Pompejis. Die Sicht auf das antike Leben in dieser Provinzstadt änderte sich massiv. Die Fremdenführer begannen nach und nach, die im Roman angedeuteten Mythen vor Ort nachzuerzählen. Auch außerhalb der englischsprachigen Welt war der Erfolg immens. Schon im Erscheinungsjahr entstand die erste deutsche Übersetzung. Es gibt viele Bezüge auf Bulwer-Lyttons Roman, so die Skulptur Nydia, the blind flower girl of Pompeii des amerikanischen Bildhauers Randolph Rogers (1856) oder die Oper Le Dernier Jour de Pompei von Victorin de Joncières (1869). Zahlreiche Verfilmungen für Kino und Fernsehen belegen die Drehbuchtauglichkeit des Romans. In der Wissenschaft gilt der Roman heute als prominentester Vertreter der sogenannten archäologischen Literatur.

Über den Autor

Edward Bulwer-Lytton wird am 25. Mai 1803 in London geboren. Als er vier Jahre alt ist, stirbt sein Vater. Im Sommer 1820 beginnt Edward mit dem Studium der Geschichte und der klassischen Sprachen und veröffentlicht seine erste literarische Arbeit, Ismael, die trotz geringer Verkaufszahlen die Aufmerksamkeit von Sir Walter Scott erregt. 1822 tritt Bulwer-Lytton ins Trinity College in Cambridge ein. 1827 heiratet er die Irin Rosina Doyle Wheeler und veröffentlicht seinen ersten Roman Falkland. Es folgen 30 Romane, zahlreiche Erzählungen, 14 Theaterstücke, neun Gedichtbände, dazu Aufsätze, Reden, Artikel und Rezensionen. Mit dem Roman Pelham (1828) beginnt der literarische Erfolg. Er setzt sich fort mit dem Krimi Paul Clifford (1830) – der mit dem berühmt gewordenen Satz „It was a dark and stormy night …“ beginnt –, dem okkulten Roman Godolphin (1833) und dem erfolgreichsten Werk, dem historischen Roman Die letzten Tage von Pompeji (The Last Days of Pompeii, 1834), der während eines zweijährigen Aufenthalts in Italien entsteht. 1836 wird die Ehe mit Rosina geschieden. Parallel zu seinen literarischen Erfolgen ist Bulwer-Lytton von 1831 bis 1841 liberaler Abgeordneter, von 1852 bis 1866 konservativer Abgeordneter im britischen Unterhaus. 1866 wird er geadelt und ins Oberhaus aufgenommen. Während er gesundheitlich immer mehr abbaut – eine Ohrinfektion bereitet ihm jahrelang Schmerzen und führt zur Taubheit – sammelt Bulwer-Lytton Auszeichnungen in Oxford und Glasgow und erhält sogar das Angebot, den griechischen Thron zu besteigen, was er jedoch ablehnt. Mit Das Geschlecht der Zukunft (The Coming Race, 1871), schreibt er eine der ersten Science-Fiction-Storys. Edward Bulwer-Lytton stirbt am 18. Januar 1873 in Torquay an den Folgen seiner Infektion und wird in der Westminster Abbey in London beigesetzt.

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