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Schilten
Buch

Schilten

Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz

München/Zürich, 1976
Diese Ausgabe: Nagel & Kimche, 2009 more...

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Lustig bis zum Wahnsinn

Schilten liegt tief in der Schweizer Provinz. Der junge Lehrer Peter Stirner stellt dort eine Schule auf den Kopf, weil er die Nähe des Friedhofs nicht erträgt. Er unterrichtet seine Schüler in Todeskunde und lässt den Friedhof und dessen kauziges Personal von seiner „Einheitsförderklasse“ beobachten. Nach und nach verliert der Dorflehrer jedoch die Kontrolle, die Hoffnung und den Verstand; er verzweifelt an seiner Existenz und glaubt sich scheintot. Als Stirner entlassen wird, setzt er unter dem Pseudonym Armin Schildknecht zu einer Rechtfertigungsschrift an. Im „Schulbericht zuhanden der Inspektorenkonferenz“ rekapituliert er das gescheiterte Experiment und einen Großteil des absurden Schulstoffs, um wieder ins Amt gesetzt zu werden. Als er die Aussichtslosigkeit seines Unterfangens einsieht, lässt er sein Pseudonym sterben und gibt auf. Das furiose Romandebüt von Hermann Burger besticht durch seine verspielte Virtuosität und die Dichte von absurdem Wissen und grotesken Einfällen. Bei aller Komik dominiert aber ein düsterer Ton: In Schilten verzweifelt jemand am Leben.

Zusammenfassung

Ein Lehrer im Abstellraum

Der 30-jährige Peter Stirner ist seit zehn Jahren Schulmeister in Schilten, einem abgelegenen Dorf im Schweizer Kanton Aargau. Da gegen ihn ein Disziplinarverfahren im Gang ist, schreibt er unter dem Pseudonym Armin Schildknecht einen Bericht für die Inspektorenkonferenz. Er lädt den Schulinspektor ein, sich selbst ein Bild von den Verhältnissen in Schilten zu machen, wo Stirner alias Schildknecht als einziger Lehrer im Schulhaus selbst wohnt. Direkt daneben liegt der Friedhof Engelhof, was den Schulbetrieb behindert: Die Trauerfeiern finden in der Turnhalle statt, und Lehrer Schildknecht muss sie am Harmonium begleiten.

Auf dem Schulgelände lebt auch Hauswart Wiederkehr und dessen Halbschwester Schüpfer Elvyra. Er ist für Schule und Friedhof zugleich zuständig. Bei einer typischen Totenfeier kommt das ganze Dorf in die Turnhalle. Der Prediger Bruder Stäbli leitet den Anlass. Stets anwesend ist auch der geistig behinderte Stefan Wigger, der als Einziger der Gemeinde Schildknechts hingebungsvolles Harmoniumspiel zu schätzen scheint. Schildknecht...

Über den Autor

Hermann Burger wird am 10. Juli 1942 im aargauischen Burg bei Menziken geboren. Er wächst in einem gutbürgerlichen Haus auf und zeigt schon früh seine künstlerische Begabung, sowohl im Schreiben und Malen als auch in der Musik. Er beginnt ein Architekturstudium, bricht aber nach vier Semestern ab und studiert stattdessen Germanistik und Kunstgeschichte an der Universität Zürich. 1967 erscheint eine Lyriksammlung, 1970 werden erste Prosatexte publiziert. Nach seiner Promotion und Habilitation arbeitet Burger als Privatdozent für Neuere deutsche Literatur an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. Zudem gehört er zur Feuilletonredaktion des Aargauer Tagblatts. 1967 heiratet Burger Annemarie Carell, mit der er zwei Kinder hat. Sein erster Roman Schilten (1976) schildert das Schicksal eines depressiven Schullehrers und macht Burger bekannt. Der passionierte Zigarrenraucher leidet immer stärker an Depressionen, die er im autobiografisch gefärbten Roman Die künstliche Mutter (1982) thematisiert. 1985/86 hält er als bis dahin jüngster Dozent Poetikvorlesungen an der Universität Frankfurt. 1988 wird seine Ehe auf Wunsch der Frau geschieden und Burger trennt sich ebenfalls von seinem Verlag. Im gleichen Jahr publiziert er eine literarische Suizidankündigung, die von der Kritik jedoch nicht ernst genommen wird: In Tractatus logico-suicidalis schreibt er 1046 Aphorismen über den Satz: „Gegeben ist der Tod, bitte finden Sie die Lebensursache hinaus.“ Burger wird inzwischen als einer der bedeutendsten Schweizer Autoren der Literatur nach 1945 anerkannt. Für sein literarisches Werk erhält er u. a. den Conrad-Ferdinand-Meyer-Preis, den Friedrich-Hölderlin-Preis und den Ingeborg-Bachmann-Preis. Am 28. Februar 1989 nimmt er sich in seiner Wohnung im Pächterhaus von Schloss Brunegg im Kanton Aargau mit einer Überdosis Schlaftabletten das Leben.


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