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Dom Karlos
Buch

Dom Karlos

Infant von Spanien

Leipzig, 1787
Diese Ausgabe: dtv, 2004 Mehr

Literatur­klassiker

  • Drama
  • Weimarer Klassik

Worum es geht

Das Drama der Freiheit

Kein anderes Werk Schillers hat unter Kritikern solche Kontroversen ausgelöst wie Dom Karlos. Ist es nun eine Familientragödie oder ein revolutionäres Ideendrama? Ein spätes Jugendwerk oder ein früher Klassiker? Die Antwort muss wohl lauten: all das und noch viel mehr. Das Stück spielt im absolutistischen Spanien des 16. Jahrhunderts. Es dreht sich um das gestörte Verhältnis zwischen König Philipp II. und seinem Sohn Karlos, um dessen verzweifelte Liebe zur Stiefmutter, um Eifersucht und höfische Intrigen und um den Freiheitsdrang der Unterdrückten. In der Geschichte der zerrütteten Königsfamilie spiegelt sich zugleich der Zustand eines von innen verfaulenden politischen Systems wider. Denn obwohl der Marquis von Posa mit seinen idealistischen Träumen vom Sieg der Freiheit und der Vernunft am Ende scheitert – bald schon sind diese Ideen nicht mehr aufzuhalten: Zwei Jahre nach Schillers dramatischer Hymne an die Freiheit ereignete sich die Französische Revolution. Heute kann das Stück als Mahnung dienen, die erkämpften Freiheiten nicht als selbstverständlich hinzunehmen.

Take-aways

  • Das Drama Dom Karlos entstand im Übergang vom frühen zum späten Schiller, vom Stürmer und Dränger zum Klassiker.
  • Es spielt im Spanien des Jahres 1568, während der Herrschaft des despotischen Königs Philipp II.
  • Philipps Sohn Karlos ist in seine Stiefmutter Elisabeth verliebt, der Vater ist ihm fremd.

Über den Autor

Friedrich Schiller wird am 10. November 1759 in Marbach am Neckar als Sohn eines Offiziers geboren. Auf Befehl des württembergischen Landesherrn Karl Eugen wird er in dessen Eliteschule in Stuttgart aufgenommen. Schiller behagt der militärische Drill in diesem Internat überhaupt nicht, wenngleich die Lehrkräfte und die Ausbildung hervorragend sind. Er studiert zunächst Jura und dann Medizin. Viel stärker lockt den jungen Mann aber die Schriftstellerei. Mehr oder weniger heimlich schreibt er sein erstes Drama Die Räuber, das 1782 in Mannheim uraufgeführt wird. Als er gegen den Willen Karl Eugens die Landesgrenzen überschreitet, wird er mit Haft und Schreibverbot bestraft. Schiller entzieht sich dem Zwang durch neuerliche Flucht und setzt seine schriftstellerische Arbeit fort. Die frühen Dramen erscheinen: Die Verschwörung des Fiesko zu Genua (1783) und Kabale und Liebe (1784). Unter ständiger Geldnot leidend, zieht er 1785 zu seinem Freund und Gönner Christian Gottfried Körner nach Sachsen, wo er u. a. die durch Beethovens Vertonung bekannt gewordene Ode An die Freude sowie den Dom Karlos (1787) schreibt. Aufgrund seiner viel beachteten Studie Geschichte des Abfalls der Vereinigten Niederlande schlägt Goethe ihn 1788 für den Lehrstuhl für Geschichte in Jena vor. Hier verfasst Schiller seine ästhetischen und historischen Schriften und heiratet 1790 Charlotte von Lengefeld. Nach seinem Umzug nach Weimar im Jahr 1799 schließt Schiller Freundschaft mit Goethe. Daraus ergibt sich eine der fruchtbarsten Dichterbekanntschaften aller Zeiten: In der Nähe Goethes beendet Schiller sein erstes klassisches Geschichtsdrama, die Wallenstein-Trilogie. Es folgen Maria Stuart und Die Jungfrau von Orleans (beide 1801), Die Braut von Messina (1803) und Wilhelm Tell (1804), aber auch ein umfangreiches lyrisches Werk. 1802 erhält er den Adelstitel. Seine schlechte körperliche Konstitution zwingt ihn immer wieder aufs Krankenlager. Am 9. Mai 1805 stirbt Schiller in Weimar.


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