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Game Over
Buch

Game Over

Wohlstand für wenige, Demokratie für niemand, Nationalismus für alle – und dann?

Penguin Verlag, 2018 Mehr


Bewertung der Redaktion

8

Rezension

Das Buch liest sich wie ein Krimi. Leider wird hier aber keine Fiktion verhandelt. Stattdessen ist Game Over eine umfassende Analyse der gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Weltlage. Die umfangreiche Darstellung der Fakten verrät den Kenntnisreichtum des Autors, die Zusammenhänge sind sehr erhellend erläutert. Auch die Schlussfolgerungen lassen an Klarheit nichts zu wünschen übrig: Hans-Peter Martin prognostiziert einen Systemcrash und warnt vor Krieg. Dem Schreibstil merkt man den routinierten Spiegel-Redakteur an. Punktuell blitzt Empörung auf – darüber, dass sich so wenige empören, etwa angesichts der Milliarden Euro, die die Superreichen der Gesellschaft durch Steuervermeidung vorenthalten. Zutiefst pessimistische Einschätzungen im Sinne des Titels wechseln mit Appellen und Aufrufen zum Handeln – insofern ist die labile Weltlage auch auf der Textebene zu spüren. Während sich auf rund 300 Seiten ein Panoptikum des Schreckens entfaltet, fragt sich der Leser, welche Lösung es für die Probleme geben kann. Am Ende bietet der Autor eine an: Teilen, teilen, teilen. Und zwar politisch, ökonomisch, sozial und digital. Die Lösung, so sehr man sie auch als frommen Wunsch einstufen mag, überzeugt. Ein für alle politisch interessierten Menschen empfehlenswertes Buch.

Take-aways

  • Die freiheitlichen Demokratien der westlichen Welt sind gefährdet. Wir müssen uns politisieren und für ein Leben in Gleichheit und Freiheit kämpfen.
  • In vielen Staaten und Gesellschaftsschichten breitet sich Demokratiemüdigkeit aus. Autoritäre Systeme sind auf dem Vormarsch, etwa in Polen oder Ungarn.
  • Breite Bevölkerungsschichten kämpfen gegen den sozialen Abstieg. Sie erleben ihre Situation als Kränkung. Neonationalisten wissen dies für ihre Zwecke zu nutzen.

Über den Autor

Hans-Peter Martin arbeitete viele Jahre als Auslandskorrespondent des Nachrichtenmagazins Der Spiegel. Darüber hinaus gehörte er 15 Jahre lang dem Europäischen Parlament als unabhängiges Mitglied an. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er als Mitautor des Buches Die Globalisierungsfalle bekannt.


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