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Das Nibelungenlied
Buch

Das Nibelungenlied

Passau (?), um 1200
Diese Ausgabe: Fischer Tb, 2009 more...

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Literatur­klassiker

  • Epos
  • Mittelalter

Worum es geht

Vom Untergang der Burgunden

Das Nibelungenlied ist das berühmte mittelhochdeutsche Heldenepos, das vor ca. 800 Jahren im südostdeutsch-oberösterreichischen Raum entstand. Es ist das poetische Extrakt aus mehreren Sagen, wovon die bekannteste der Nibelungenstoff ist. Im ersten Teil des Epos wird vom jungen Siegfried erzählt, der den Schatz der Nibelungen erkämpft und durch ein Bad im Drachenblut beinahe unverwundbar wird. Er wirbt um die schöne Königstochter Kriemhild und lebt lange Zeit bei ihren Brüdern, den Burgundenkönigen. Seine Ermordung durch deren Gefolgsmann Hagen zieht die furchtbare Rache Kriemhilds und damit den Untergang der Burgunden nach sich, der im zweiten Teil des Epos erzählt wird. Das Nibelungenlied wurde zu Hochzeiten der Vaterlandsverehrung als deutsches Nationalgedicht angesehen, das angebliche deutsche Tugenden wie Ehre, Verlässlichkeit und Treue reflektieren soll. Der Held Siegfried galt lange als Inbegriff des „Superdeutschen“. Eine solche Interpretation hat sich aber als viel zu einseitig erwiesen: Das Nibelungenlied bietet mehr als die Verherrlichung von Helden und Heldentaten. Es ist eine spannende Mischung aus Mythischem und Historischem, speist sich aus mehreren älteren Quellen und verschafft uns Heutigen einen Einblick in die Welt des Mittelalters.

Zusammenfassung

Siegfried am Hof der Burgunden

Im Reich der Burgunden, in Worms am Rhein, herrschen die Brüder Gunther, Gernot und Giselher. Sie sind als tapfere und starke Könige bekannt, zu ihrem Gefolge zählen viele furchtlose Ritter, unter ihnen Hagen von Tronje. Die Schwester der Burgundenkönige, Kriemhild, ist als Sinnbild für vollkommene und reine Schönheit bekannt. Eines Nachts träumt sie, dass ein von ihr aufgezogener Falke von zwei Adlern zerfleischt wird – eine Vorausdeutung der späteren Ereignisse.

Siegfried von Xanten, ein Königssohn aus den Niederlanden, hört von der unvergleichlichen Schönheit Kriemhilds. Er verliebt sich in sie, ohne sie jemals gesehen zu haben, und macht sich in Begleitung seiner Ritter zur Brautwerbung auf an den Rhein. Kaum angekommen, droht Siegfried den Burgunden unverblümt, ihnen ihre Ländereien im Kampf abzunehmen. Solche Provokationen kann er sich erlauben, denn er hat übermenschliche Kräfte: Sein Sieg über Schilbung und Nibelung, die Könige der Nibelungen, brachte ihn in den Besitz des Nibelungenschatzes, ...

Über den Autor

Über den (oder die) Verfasser des Nibelungenliedes ist so gut wie nichts bekannt. Lange Zeit wurde von der Forschung ebenso verzweifelt wie erfolglos nach dem Autor des Werks gesucht. Immer wieder wurden neue Namen vermeintlicher Autoren ins Spiel gebracht. Unter anderem schrieb man einer Nonne die Autorschaft zu, aber auch berühmte Namen wie Wolfram von Eschenbach, Konrad von Würzburg oder gar Walther von der Vogelweide wurden vor allem in der frühen Forschung als Autoren in Betracht gezogen. Stichhaltige Beweise für diese Thesen blieben aus. Ebenso rätselhaft wie die Identität des Verfassers ist sein Stand geblieben: Mal dachte man, es könnte ein Spielmann (eine Art professioneller Dichter) gewesen sein, es könnte sich aber auch um einen Ritter oder einen Angehörigen des Klerus gehandelt haben. Die Idee vom Spielmann, der von Hof zu Hof reist und den Adel unterhält, ist mittlerweile als romantisches Hirngespinst verworfen worden. Schon glaubwürdiger scheint die These, dass der Verfasser des Nibelungenliedes Angehöriger des Adelsstands gewesen sein könnte, da er doch über sehr detaillierte Kenntnisse der höfischen Bräuche und der üblichen Kleidung verfügte. Als Verfasser kommt auch ein Kleriker infrage. Allerdings ist diese Bezeichnung im weitesten Sinn zu verstehen, da eine christliche Überzeugung im Epos nur oberflächlich vertreten wird, womit ein Priester als Verfasser ausscheidet. Welchem Stand nun der Autor auch immer angehört hat, als relativ gewiss gilt inzwischen, dass derjenige, der Das Nibelungenlied in seine schriftliche Fassung gebracht hat, ein äußerst gebildeter und belesener Mann gewesen ist. Die Anonymität eines Autors – auch wenn er der Urheber eines Epos wie des Nibelungenliedes ist – ist für das Mittelalter nicht ungewöhnlich. Auch bei anderen Werken wie beispielsweise dem Kudrunlied, das übrigens als christliche Antwort auf Das Nibelungenlied gilt, ist ganz gattungstypisch kein Autor bekannt.


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