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Das Sein und das Nichts
Buch

Das Sein und das Nichts

Versuch einer phänomenologischen Ontologie

Paris, 1943
Diese Ausgabe: Rowohlt, 2006 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Das Sein, das Bewusstsein, die Anderen und die Freiheit

Jean-Paul Sartres Hauptwerk Das Sein und das Nichts ist ein sperriges Buch: In kleinsten Schritten und auf mehr als 1000 Seiten entwirft der französische Meisterdenker seine Philosophie, die ihn zum Begründer des französischen Existenzialismus machen sollte. "Was ist das Sein?", ist Sartres Ausgangsfrage. Dem menschlichen Bewusstsein räumt er eine Sonderstellung über allem ein, was existiert: Nur das Bewusstsein ist "für sich", kann also über sich selbst, die Welt und alle Dinge darin (die bloß "an sich" sind) nachdenken. Die Steine, Pflanzen, Tiere usw. existieren grundlos und ohne jegliches Wissen über ihren Zustand. Auch der Mensch existiert grundlos - doch er weiß das. Das ist der Kern von Sartres atheistischer Philosophie. Es gibt keinen Gott und damit kein höheres Ziel des Lebens und der Existenz. Die Situation des Menschen nimmt sich nicht gerade erfreulich aus: Er ist in die sinnlose Welt geworfen, alles erscheint ihm "de trop", zu viel, unnötig und sinnlos, und letztlich ist er sogar dazu verurteilt, sich selbst zu wählen. Sartres existenzialistischer Entwurf wirbelte bei seinem Erscheinen 1943 viel Staub auf und wurde gleichermaßen gehasst wie geliebt. Der Autor avancierte zu einem Star unter den Philosophen des 20. Jahrhunderts.

Zusammenfassung

Auf der Suche nach dem Sein

Das moderne Denken hat zu einer wichtigen Erkenntnis geführt: Das Sein oder das Existieren von etwas ist identisch mit seinen Erscheinungen. Elektrischer Strom z. B. ist keine geheimnisvolle Kraft, sondern die Summe seiner Erscheinungen: Fluss von Elektronen, Aufflammen einer Glühbirne, Bewegung eines Zeigers am Anzeigegerät und ähnliche Phänomene. Sein und Erscheinung sind also nicht zwei unterschiedliche Dinge (Dualismus), sondern die Erscheinungen markieren zuverlässig das Sein.

Andererseits gilt aber auch, dass alles Sein eine eigene Realität besitzt, die von unserem Erkennen verschieden ist. Ein Tisch im Raum ist ohne Zweifel ein Tisch mit allen seinen Eigenschaften. Unser Erkennen dieses Tisches ist aber immer nur eine Abschattung seines wirklichen Seins, ein Bruchteil seines Seins, z. B. nehmen wir gerade seine glatte Oberfläche oder seine Holzmaserung wahr. Wir können den Tisch anhand einer Reihe von Eigenschaften wahrnehmen. Aber der Tisch existiert unabhängig von unserem Bewusstsein. Er ist nicht identisch mit uns selbst. Unser Bewusstsein von Dingen in der Welt kann nicht ohne diese Dinge existieren, denn sonst wäre es ein Bewusstsein...

Über den Autor

Jean-Paul Sartre wird am 21. Juni 1905 in Paris als Sohn eines Marineoffiziers geboren. Seine Mutter heiratet nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes wieder und zieht nach La Rochelle. Sartre besucht, nachdem er am Atlantik sehr unglücklich war, das Pariser Lycée Henri IV als Internatsschüler und studiert anschließend Psychologie, Philosophie und Soziologie an der École normale supérieure in Paris. Er erhält die Lehrerlaubnis für die Hochschule im Fach Philosophie und lernt Simone de Beauvoir kennen, mit der er eine Lebensgemeinschaft eingeht. 1933 erhält er ein Stipendium in Berlin. Dort befasst er sich vor allem mit den Philosophien Husserls und Heideggers. Über Letzteren urteilt er bald vernichtend: „Es schien, als sei mit Heidegger die Philosophie wieder in die Kindheit zurückgefallen.“ 1938 erscheint sein Roman La Nausée (Der Ekel), mit dem Sartre schlagartig berühmt wird. 1939 wird er zum Militär eingezogen, gerät in deutsche Gefangenschaft, wird aber 1941 wieder freigelassen. 1943 veröffentlicht er sein erstes philosophisches Werk L’Être et le Néant (Das Sein und das Nichts), in dem er die totale Freiheit und Verantwortung des Menschen verkündet, und verfasst sein Theaterstück Huis clos (Geschlossene Gesellschaft). Für einige Monate ist er in der französischen Résistance gegen die deutsche Besatzung aktiv. Ab 1945 lässt er sich als freier Schriftsteller in Paris nieder. Er ist eine zentrale Figur der dortigen Intellektuellenszene und wird Herausgeber der politisch-literarischen Zeitschrift Les Temps modernes. Er lebt, arbeitet, schreibt und empfängt Gäste in den Pariser Straßencafés. 1952 tritt Sartre in die Kommunistische Partei Frankreichs ein, verlässt sie aber aus Protest gegen die blutige Zerschlagung des Ungarnaufstands 1956 wieder. 1960 erscheint sein zweites philosophisches Hauptwerk: Critique de la raison dialectique (Kritik der dialektischen Vernunft). Als ihm 1964 der Nobelpreis für Literatur verliehen werden soll, lehnt Sartre die Auszeichnung ab, da er hiermit seine Unabhängigkeit gefährdet sieht. Der Autor, der schon lange ein Augenleiden hat, ist ab 1973 praktisch blind. Er stirbt am 15. April 1980 nach langer Krankheit in Paris. Seinem Sarg folgen 50 000 Menschen.


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