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Die Einsamkeit des Langstreckenläufers
Buch

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

London, 1959
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1975 more...

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Literatur­klassiker

  • Kurzprosa
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Zorniger junger Mann

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers ist eine meisterhafte Erzählung von Alan Sillitoe, der, aus ärmsten Verhältnissen stammend, sich darin den Zorn über die eigene Kindheit vom Leibe schrieb. Seine Hauptfigur, der 17-jährige Colin Smith, kennt die Handgreiflichkeiten der Eltern und den Hunger von frühster Jugend an. Nach einem Einbruch in eine Bäckerei landet er in einer Besserungsanstalt im Süden Englands, wo ihm der Direktor einen Tauschhandel vorschlägt: Colin soll als Langstreckenläufer für das große Sportfest trainieren und den prestigeträchtigen Pokal für die Anstalt holen; der Direktor will sich im Gegenzug um Colins Zukunft kümmern. Der Junge ist jedoch alles andere als korrumpierbar, die vorgeschobene Freundlichkeit des Direktors ist ihm ein Gräuel. Er verliert den Wettkampf mit voller Absicht und findet dadurch zu sich selbst; in der Einsamkeit des Laufens ist er glücklich. Sillitoes Text zählte Ende der 50er Jahre zu einem der radikalsten Beiträge der „Angry Young Men“, einer englischen Literatengruppe, die sich mit sozialen Missständen auseinandersetzte.

Zusammenfassung

In Gedanken frei

Der 17-jährige Colin Smith erzählt von seiner Zeit als Insasse einer Besserungsanstalt in Essex. Gleich nach seiner Ankunft lässt ihn der Direktor zum Langstreckenläufer ausbilden. Damit Colin seinen morgendlichen Trainingslauf über die gefrorenen Felder und Waldwege absolvieren kann, darf er im Gegensatz zu den anderen Jungen jeden Tag um fünf in der Früh für zwei Stunden die Anstalt verlassen. Trotzdem denkt er nicht an Flucht. Er weiß, man würde ihn ohnehin wieder einfangen, und für diese Schmach ist er zu stolz.

Colin unterteilt die Menschen in zwei Kategorien: „wir“ und „die“. Wir, das sind die Jungs aus der Arbeiterklasse, die Familien, die es über Generationen hinweg niemals zu etwas gebracht haben, die Männer, die im Gefängnis sitzen, im Krieg erschossen werden oder sich in Freiheit bestenfalls mit Gaunereien über Wasser halten können. Auf der anderen Seite stehen „die“: Leute wie der Anstaltsleiter, feine Damen und Herzöge, die ohne ihre Dienerschaft nicht einmal ihren eigenen Haushalt führen könnten, spießige Geschäftsleute, die bei der Polizei anrufen, um Jungs wie Colin verhaften zu lassen. Er ist sich bewusst, dass „die“ jetzt und für ...

Über den Autor

Alan Sillitoe wird am 4. März 1928 im mittelenglischen Nottingham geboren. Sein Vater ist ein zumeist arbeitsloser Gerber, der sich mit Gelegenheitsjobs vergeblich über Wasser zu halten versucht und zumindest einmal für das Anhäufen unbezahlter Rechnungen ins Gefängnis muss. Die Mutter arbeitet aushilfsweise in einer Kabelfabrik. Die Kindheit Sillitoes ist geprägt von der Armut der Familie und dem z. T. gewalttätigen Zorn des Vaters. Schon früh beginnt Sillitoe sich für Literatur zu interessieren: Vom Großvater bekommt er seinen ersten Roman geschenkt, während der Schulzeit schreibt er kleine Geschichten. Seine erste Kurzgeschichte über einen seiner Cousins wird von seiner Mutter allerdings verbrannt. Als er kein Stipendium für die High School bekommt, schließt er die Schule mit 14 ab und arbeitet in verschiedenen Fabriken in Nottingham. 1946 tritt er der Royal Air Force bei, wird als Funker nach Südostasien versetzt und kehrt nach zwei Jahren an Tuberkulose erkrankt zurück. Aus der Zeit im Lazarett stammen Sillitoes erste Gedichte und Erzählungen, die jedoch erst später veröffentlicht werden. Um 1951 lernt er die amerikanische Lyrikerin Ruth Fainlight kennen; die beiden gehen zunächst nach Südfrankreich und leben dann auf Mallorca, wo 1958 Sillitoes erster Roman Saturday Night and Sunday Morning (Samstagnacht und Sonntagmorgen) entsteht. Mit dem Erfolg des Buches und dem des Nachfolgers The Loneliness of the Long-Distance Runner (Die Einsamkeit des Langstreckenläufers, 1959) entschließt sich das Paar, nach London zurückzukehren und zu heiraten. Die ersten beiden Bücher bleiben die meistgelesenen des Autors, der bis heute ungebrochen produktiv ist: Nahezu im Jahresrhythmus legt er einen neuen Roman oder Lyrikband vor. Er gilt als einer der wichtigsten englischen Erzähler der Gegenwart.


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