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Die Krankheit zum Tode
Buch

Die Krankheit zum Tode

Kopenhagen, 1849
Diese Ausgabe: Meiner, 2005 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Moderne

Worum es geht

Verzweiflung und Glaube

In seinem Hauptwerk Entweder – Oder hatte Kierkegaard es bereits angedeutet: Neben der ästhetischen und ethischen Lebensweise gibt es da noch etwas Drittes: die religiöse Sphäre. Diesem Thema widmet er sich in seiner kurzen, aber recht komplizierten Schrift mit dem bedrohlichen Titel Die Krankheit zum Tode. Wieder geht es um die Nöte im Leben des Einzelnen, also um Existenzphilosophie, diesmal aber mit einem großen christlichen Vorzeichen. Der Buchtitel bezieht sich auf die Verzweiflung, die der dänische Philosoph zur größten Geißel der Menschheit erklärt. Weil der Mensch fortwährend zwischen den Extremen Unendlichkeit und Endlichkeit, Notwendigkeit und Freiheit hin- und herdriftet, bekundet er Mühe, seinen Platz in der Welt zu finden – und verzweifelt. Diese Verzweiflung widerfährt jedem Menschen ganz individuell und nur er selbst kann sich daraus befreien – durch den Glauben an Gott und dessen Allmacht, die ihm Hoffnung stiftet. Kierkegaard richtet sich einmal mehr gegen Hegel und die Nonchalance der dänischen Amtskirche: Glaube lässt sich weder beweisen noch nebenher erledigen, sondern muss ernsthaft und willentlich betrieben werden.

Zusammenfassung

Verzweiflung ist die Krankheit zum Tode

Im elften Kapitel des Johannesevangeliums wird davon berichtet, dass Jesus den verstorbenen Lazarus von den Toten erweckt. Er sagt seinen Jüngern und den Trauernden, dass Lazarus’ Krankheit nicht zum Tode sei. Das ist in doppeltem Sinn richtig: Einerseits, weil Christus Lazarus wiedererwecken wird, andererseits, weil die bloße Existenz Jesu und seine Heilsaussage über das Leben nach dem Tod bedeuten, dass selbst der Tod ohne irdische Wiedererweckung nicht der ewige Tod ist.

Der Mensch existiert in Gegensätzen: Er ist endlich und unendlich, notwendig und frei, zeitlich und ewig. Er ist eine Synthese. Das bedeutet aber auch, dass er in keiner Dimension vollkommen ist. Das menschliche Selbst ist etwas, das sich zu sich selbst verhält. Genauer: Es ist der Vorgang des Sich-zu-sich-selbst-Verhaltens. Das Verhältnis zu sich selbst kann durch zwei Möglichkeiten entstanden sein: Entweder wurde es durch sich selbst gesetzt oder aber durch einen Dritten (z. B. Gott).

Mit der „Krankheit zum Tode“ ist die Verzweiflung gemeint. Zwei Formen hiervon sind denkbar: die Verzweiflung, nicht man selbst sein zu wollen, und die Verzweiflung, ...

Über den Autor

Sören Kierkegaard wird am 5. Mai 1813 als jüngstes von sieben Kindern eines wohlhabenden Kopenhagener Kaufmanns geboren. Schon früh setzt er sich, inspiriert von seinen religiösen Eltern, mit der Bedeutung der christlichen Lehre im alltäglichen Leben auseinander. 1830 immatrikuliert er sich an der Universität Kopenhagen, um Philosophie und Theologie zu studieren. Zeitlebens fühlt sich Kierkegaard geprägt von der Melancholie eines christlichen Schuldbewusstseins, das er über seinen Vater kennen gelernt hat, der den Tod seiner Frau und fünf seiner Kinder als Strafe Gottes ansah. 1841 bittet Sören Kierkegaard seine Verlobte Regine Olsen, das ein Jahr zuvor eingegangene Eheversprechen wieder zu lösen. Er hat Angst, wegen seiner Tendenz zur Schwermut nicht der richtige Mann für sie zu sein. Er bleibt ihr aber bis zu seinem Tod treu. In einem an Ereignissen armen Leben ist dies ein Vorgang, der auch in seinen Schriften Niederschlag findet. Wenige Wochen nach dem Bruch mit Regine fährt Kierkegaard nach Berlin, um dort Schellings Vorlesungen zu hören und sich mit dem Werk Hegels vertraut zu machen. Später kritisiert er den Hegelianismus in seinem ersten großen Buch Entweder – Oder. 1845 lässt er Stadien auf dem Lebensweg folgen. Zwischen 1843 und 1855 erscheinen unter diversen Pseudonymen alle weiteren Bücher Kierkegaards, deren Publikation er aus dem Vermögen seines 1838 verstorbenen Vaters finanziert, darunter Furcht und Zittern (1843), Die Wiederholung (1843), Philosophische Bissen und Der Begriff Angst (beide 1844). 1848 werden die Christlichen Reden veröffentlicht, die Kierkegaards Auseinandersetzung mit der dänischen Kirche einläuten. Er wirft ihr vor, dass das Christsein nicht mehr das Ergebnis einer bewussten Entscheidung sei, sondern ein von der Kirche unterstützter, geradezu mechanischer und mit keiner Mühe verbundener Vorgang. 1855 hat Kierkegaard, der nie einem Broterwerb nachgegangen ist, das Erbe des Vaters nahezu aufgebraucht und bereitet sich auf ein Leben in Armut vor. Am 2. Oktober des gleichen Jahres erleidet er einen Schlaganfall, an dessen Folgen er am 11. November stirbt.


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