Skip navigation
Die Kunst des Krieges
Buch

Die Kunst des Krieges

China, um 500 v. Chr.
Diese Ausgabe: Insel Verlag, 2011 more...

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Politik
  • Antike

Worum es geht

Sunzi Superstar

Napoleon soll das Büchlein im Feldgepäck gehabt haben, Henry Kissinger war tief beeindruckt davon und Vietcong-Offiziere lernten es auswendig. Es ist Pflichtlektüre für japanische Manager, CIA-Mitarbeiter und sogar brasilianische Profikicker. Die 2500 Jahre alten Aphorismen des chinesischen Militärstrategen Sunzi sind populär wie nie und leicht zu konsumieren wie Haferbrei. Den chinesischen Machthabern kommt das entgegen: Sie nutzen ihren antiken General gerne als Alibi, um sich als friedliebende „Soft Power“ zu verkaufen. Zu Recht? Sunzi plädiert dafür, im Kampf um Macht und Beute die Verluste auf beiden Seiten so gering wie möglich zu halten. Ein weiser Feldherr vereitelt die Strategie des Gegners durch List und Tücke, lässt die besten Spione auf ihn los und behandelt die eigenen Männer wie unmündige Kinder. Ob das als Vorbild für moderne Führungskräfte oder Fußballkapitäne taugt, bleibt fraglich – ein mit Glutamat versetzter Haferbrei könnte sich als schwer verdaulich erweisen. Doch die Lektüre gibt uns einen Einblick in die chinesische Seele der Vergangenheit und ermutigt dazu, nicht überall kampflos das Feld zu räumen.

Zusammenfassung

Die Bewertung der Lage

Krieg entscheidet über Leben und Tod – sowohl einzelner Menschen wie auch ganzer Staaten. Deshalb darf nichts dem Zufall überlassen werden. Vielmehr gilt es folgende Fragen zu beantworten: Steht das Volk hinter seinem Herrscher? Begünstigen Klima und Gelände den Sieg? Ist der Feldherr weise, glaubwürdig, tapfer und streng? Sind Truppen und Logistik optimal organisiert und die Verantwortlichkeiten klar abgesteckt? Wurde der Gegner nach allen Regeln der Kunst getäuscht? Letzteres ist wichtig: Wer fähig ist, sollte so tun, als sei er unfähig; wer nah dran ist, sollte sich den Anschein von Ferne geben; und wer einsatzbereit ist, sollte sich nach außen zurückhaltend zeigen.

Die Kriegführung

Oberstes Ziel ist ein schneller Sieg. Zieht sich ein Krieg unnötig in die Länge, ermüden die Soldaten, die Ressourcen erschöpfen sich und innenpolitische Unruhen drohen. Der weise Kriegsherr hebt nur ein einziges Mal Truppen aus. Er führt seine Ausrüstung aus der Heimat mit und ernährt seine Leute im Feindesland. Die Verpflegung aus Feindeshänden ist 20-mal wertvoller als Proviant, für den die eigene Bevölkerung aufkommen muss. Der Gegner wird durch Beutemachen...

Über den Autor

Sunzi (auch Sun Tsu oder Sun Tzu) wurde lange Zeit mit dem adligen Feldherrn Sun Wu („Wu“ = „der Kriegerische“), der um 500 v. Chr. in der chinesischen Provinz Shandong geboren wurde, gleichgesetzt. Der Geschichtsschreiber Sima Qian (ca. 145–86 v. Chr.) berichtet in seinen Historischen Aufzeichnungen davon, wie Sun Wu seine Kriegslehre mit den 180 Konkubinen des Königs Helu durchgespielt haben soll. Da die zwei Lieblingsfrauen des Königs ihre Rolle als Kompanieführerinnen nicht richtig ernst genommen hätten, habe Sun Wu sie Helus Protest zum Trotz hinrichten lassen. Daraufhin soll der Stratege dem trauernden Herrscher gemeldet haben, dass die Konkubinenarmee nun für ihn „durch Feuer und Wasser“ gehen würde. Ungefähr 1300 Jahre nach Veröffentlichung dieser Anekdote kamen Zweifel an Sun Wus Autorschaft auf. Der Name „Sunzi“ setzt sich aus dem Familiennamen Sun und dem Suffix „zi“ („Meister“) zusammen – ein Ehrentitel, der in der Regel erst von der Nachwelt verliehen wurde. Außerdem beginnt jedes Kapitel im chinesischen Original mit der Formel „Meister Sun sagte“. Dies lässt auf eine Mitautorschaft verschiedener Jünger und Nachfolger schließen. Hinzu kommt, dass etwa 150 Jahre nach der geschätzten Entstehung des Traktats ein Sun Bin („Bin“ = „der Verkrüppelte“) – vermutlich ein Urenkel Sun Wus – eine militärische Abhandlung mit dem gleichen Titel schrieb. Einige Wissenschaftler halten die beiden Suns sogar für ein und dieselbe Person. Anachronismen und unterschiedliche sprachliche Stilformen im Text deuten jedenfalls darauf hin, dass verschiedene Personen im Lauf der Jahrhunderte das Werk ergänzt und der jeweiligen Zeit angepasst haben.


Kommentar abgeben