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Die Legende von Paul & Paula
Buch

Die Legende von Paul & Paula

Berlin/Frankfurt am Main, 1974
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1974 more...

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Literatur­klassiker

  • Drehbuch
  • Gegenwartsliteratur

Worum es geht

Eine DDR-Liebesgeschichte

Die Filmerzählung Die Legende von Paul & Paula erschien 1974 in Buchform. Die Geschichte war zu diesem Zeitpunkt schon bekannt, denn der Film hatte ein Jahr zuvor ein Massenpublikum erreicht. Die Story ist ziemlich simpel, aber die Konstellation von Plot, Darstellern, Regisseur, Musik und Zeitstimmung war so günstig, dass daraus ein Kultfilm wurde. Sowohl Paul wie auch Paula stecken in einer Sackgasse: Er schlittert in eine Ehe mit einer schönen, aber ziemlich dummen Frau; sie hat zwei Kinder von zwei Männern und weiß nicht, wie sie den Alltag alleine meistern soll. Da treffen sich die beiden Frustrierten in einer Kellerbar: Es funkt. Sie erleben eine Traumreise der großen Liebe, landen aber schließlich hart auf dem Boden der Tatsachen. Die Erzählung kreist um den Konflikt zwischen Ideal und Wirklichkeit, zwischen Individualität und gesellschaftlichen Konventionen. Am Ende, als sich die beiden Liebenden noch einmal heftig gegen alle Zwänge aufbäumen, macht der Tod ihr Glück zunichte.

Zusammenfassung

Die Sprengung

In einer Berliner Wohngegend werden alte Häuser gesprengt, eins nach dem anderen fällt in sich zusammen. Vor einem Haus stehen Möbel und ein Umzugswagen. Derweil wirft Paul Hausrat aus dem Küchenfenster. Später trägt er ein Bild in einem ovalen Rahmen heraus, das ihn in inniger Umarmung mit einer Frau zeigt: Paula. Auf dem Bild wendet Paul dem Betrachter den Rücken zu. Sein Hemd ist aufgerissen. Paula lacht.

Auf dem Rummelplatz

Rückblick: An einem Sommerabend steht die etwa 19-jährige Paula an der Straßenecke. Paul, der gerade die Straße überquert, nickt ihr kurz grüßend zu. Man kennt sich als Nachbarn, hat aber sonst nichts miteinander zu tun. Ein Auto hält vor Paula, und Herr Saft, der Inhaber eines Reifenhandels, lädt sie zu einer Spritztour ein. Paula lehnt ab: Sie müsse ihre kleine Tochter ins Bett bringen und habe dann noch etwas vor. Als das Kind schläft, schminkt sich Paula und geht mit einigen Freundinnen zum Rummelplatz. Die jungen Mädchen fahren mit dem Karussell, dessen besondere Attraktion der gut aussehende Kassierer Colly ist. Auch Paula steht auf seine großen blauen Augen und seinen Lockenkopf...

Über den Autor

Ulrich Plenzdorf wird am 26. Oktober 1934 in Berlin geboren. Beide Elternteile sind aktive Kommunisten und werden deshalb während der Zeit des Nationalsozialismus mehrfach verhaftet. Auch Plenzdorf selbst versteht sich als Kommunist. Nach dem Krieg lebt er in der DDR und unternimmt, anders als viele Schriftstellerkollegen, keine Versuche, den Staat zu verlassen. Doch zugleich kämpft er sein Leben lang für einen kommunistischen Staat, der dem Einzelnen auch Individualismus und Selbstbestimmung ermöglicht. 1954 beginnt Plenzdorf in Leipzig Philosophie und Marxismus-Leninismus zu studieren, doch die trockene Ideologie liegt ihm nicht. So bricht er das Studium schon bald wieder ab und ist zunächst als Bühnenarbeiter tätig. 1959 beginnt er ein Studium an der Filmhochschule Babelsberg und arbeitet ab 1963 als Dramaturg bei der Deutschen Film-AG (DEFA). Doch seine Werke sind nicht immer linientreu. Schon der erste eigene Film, Karla (1964), wird verboten und kann erst nach der Wende 1990 uraufgeführt werden. Ähnlich ergeht es der Erzählung kein runter kein fern, die 1974 entsteht und 1984 erscheint – jedoch nicht in der DDR, sondern in der Bundesrepublik. Ulrich Plenzdorf ist aber auch in der DDR erfolgreich, so z. B. mit dem Drehbuch zu Die Legende von Paul & Paula (1974). 1973 erhält er den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste der DDR. Nach dem Erfolg von Die neuen Leiden des jungen W. (1972) hat er zunehmend Kontakte in den Westen. Die DDR-Führung toleriert das weitgehend und ermöglicht ihm auch Lesereisen durch Westdeutschland. Zugleich nimmt aber die Überwachung zu. 1978 wird er für die Erzählung kein runter kein fern mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Plenzdorf schreibt weiter Drehbücher, u. a. zu Werken anderer Autoren wie Volker Braun oder Martin Walser. Auch eine Staffel der Fernsehserie Liebling Kreuzberg stammt aus seiner Feder. Dafür erhält er 1995 den Adolf-Grimme-Preis. Ulrich Plenzdorf stirbt am 9. August 2007 in Berlin.


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