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Die rote Lilie
Buch

Die rote Lilie

Paris, 1946
Diese Ausgabe: Lenos, 2002 more...

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Literatur­klassiker

  • Autobiografie
  • Moderne

Worum es geht

Die Absurdität des Kriegs

Gleich bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Sommer 1914 meldete sich Blaise Cendrars als Freiwilliger bei der französischen Fremdenlegion. Als Schweizer mit Wohnsitz in Paris fühlte sich der junge Avantgarde-Dichter verpflichtet, seine Wahlheimat gegen die Deutschen zu verteidigen und mit der Waffe für Werte wie Freiheit und Demokratie einzutreten. 30 Jahre später verfasste er – unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs – seine Memoiren über jene Zeit. Schonungslos und ohne jede Sentimentalität erzählt Cendrars vom Alltag in den Schützengräben, von endlosen Märschen, von Hunger und Kälte, von Gewalt und dem einsamen Tod auf dem Schlachtfeld, aber auch von Abenteuerlust und Freundschaft. In kurzen, eindringlichen Porträts skizziert er seine Mitsoldaten – nicht als tapfere Helden, sondern als ganz normale Menschen mit Schwächen und Leidenschaften. Das überraschend Moderne an diesem Roman ist sein illusionsloser Blick auf den Krieg und seine kraftvolle, mal poetische, mal deftige Sprache. Cendrars zeigt den Krieg in all seiner brutalen Sinnlosigkeit, mit einem Sarkasmus, hinter dem stets eine tiefe Verstörung spürbar ist.

Zusammenfassung

Rückblick auf den Krieg

Aus der Distanz von drei Jahrzehnten blickt Blaise Cendrars auf seine Zeit als Soldat bei der Fremdenlegion im Ersten Weltkrieg zurück. Nach einer gescheiterten Offensive gegen die Deutschen, bei der Hunderte französische Soldaten ihr Leben lassen mussten, legt seine Einheit im Frühjahr 1915 nahe der nordfranzösischen Stadt Tilloloy eine Kampfpause ein. Mit dem Frühling kommt die Hoffnung auf, man könnte das Gemetzel, das schon so viele Opfer gefordert hat, irgendwie doch noch heil überstehen. Gequält von Läusen, Langeweile und der Lust auf Frauen, wartet jeder nur sehnlich darauf, Urlaub von der Front zu bekommen oder in den ruhigeren Innendienst versetzt zu werden.

Der Tod erwischt jeden

Die Truppe, die Cendrars befehligt, ist ein bunter Haufen von Männern aus aller Herren Länder – Freiwillige wie er selbst. Da ist der Italiener Rossi, ein riesenhafter Hüne, ängstlich und immer hungrig, dafür stark wie ein Elefant. Gerade hat er Urlaub erhalten und verschlingt im Schutz eines Baumstumpfs seine letzten Essensvorräte, als ihm eine Granate den Bauch aufreißt. Da ist Lang, der schöne Frauenheld...

Über den Autor

Blaise Cendrars wird am 1. September 1887 im Westschweizer La Chaux-de-Fonds als Frédéric-Louis Sauser geboren. Der Sohn einer Kaufmannsfamilie kommt schon in seiner Kindheit viel herum und lebt zeitweise in Neapel. Mit 16 Jahren läuft er von zu Hause weg, bricht die Handelsschule ab und beginnt eine Ausbildung bei einem Schweizer Juwelier in St. Petersburg. Nach seiner Rückkehr 1907 studiert er in Bern zunächst Medizin, später Philosophie, ohne jedoch abzuschließen. 1911 zieht er nach Paris und veröffentlicht – nach einem New-York-Aufenthalt – das lange Gedicht Les Pâques à New York (Ostern in New York, 1912). Er schließt Bekanntschaft mit Künstlern wie Marc Chagall, Pablo Picasso, Amedeo Modigliani und Guillaume Apollinaire. Seine mit abstrakten Bildern der Künstlerin Sonia Delaunay ausgestattete Reisebeschreibung La Prose du Transibérien et de la Petite Jehanne de France (Die Prosa von der Transsibirischen Eisenbahn und der kleinen Jehanne von Frankreich, 1913) sorgt als erstes „Simultanbuch“ für einiges Aufsehen in der Pariser Avantgarde. 1914 heiratet er eine Polin, mit der er insgesamt drei Kinder bekommt. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem er als Freiwilliger kämpft und seinen rechten Arm verliert, wendet sich Cendrars von der Pariser Künstlerszene ab. Zahlreiche längere Reisen führen den „linkshändigen Schriftsteller“, der 1916 die französische Staatsbürgerschaft angenommen hat, in den 20er Jahren nach Brasilien, Spanien und in die Vereinigten Staaten. Sein Buch L’Or (Gold, 1925) über den Schweizer Amerikapionier Johann August Sutter wird ein Publikumserfolg und bringt ihm erstmals auch eine gewisse finanzielle Sicherheit. Neben Romanen schreibt er große Reportagen, in denen er sich als Weltenbummler und Draufgänger inszeniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg heiratet er 1949 in zweiter Ehe seine langjährige Geliebte, eine Schauspielerin. Kurz nach Erhalt des Großen Literaturpreises der Stadt Paris für sein 40-bändiges Werk stirbt Blaise Cendrars am 21. Januar 1961 in seiner Wahlheimat Paris.


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