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Eine Jugend in Deutschland
Buch

Eine Jugend in Deutschland

Amsterdam, 1933
Diese Ausgabe: Reclam, 2013 more...

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Literatur­klassiker

  • Autobiografie
  • Moderne

Worum es geht

Das Dilemma des revolutionären Pazifisten

Erst glühender Kriegsfreiwilliger, dann revolutionärer Pazifist und Sozialist – Ernst Toller wurde stark von den Wirrungen der deutschen Geschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts geprägt. Sein Glaube zunächst an Deutschland, dann an den Sozialismus wich einer Ernüchterung: Das Ideal einer Welt ohne Hass und Krieg erwies sich als Illusion, auch wenn Toller immer an die Massen zu appellieren versuchte. Der politisch engagierte Autor, der als einer der herausragenden expressionistischen Schriftsteller der Weimarer Republik gilt, gibt sich in seiner Autobiografie Eine Jugend in Deutschland als Chronist seiner Zeit. Er liefert den lebhaften Augenzeugenbericht eines Revolutionärs zwischen Pathos und Resignation, der die großen Umbrüche zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf das Leben eines Einzelnen herunterbricht.

Zusammenfassung

Ein gutbürgerliches Elternhaus

Ernst Toller wird in eine jüdische Kaufmannsfamilie in Ostpreußen hineingeboren, in der die deutsche Kultur gepflegt wird. Das Judentum lehnt er von Kindheit an ab. Die Freundschaft zu Stanislaus, der aus einer armen polnischen Familie stammt, wird von Differenzen zwischen den unterschiedlichen Schichten beeinträchtigt. Während Tollers Vater Stadtverordneter wird, unternimmt der Junge die ersten Dichtversuche: Aus der Sicht einer erfundenen Figur – eines Schneidermeisters, der Leutnant wird –, verfasst er Liebesbriefe an die Köchin Jule. Auf dem Gymnasium schreibt er Gedichte und ist als Journalist patriotischer Artikel für die Ostdeutsche Rundschau tätig.

Sein Gerechtigkeitssinn wird verletzt, als ein epileptischer Freund hilflos stirbt; in einem Zeitungsartikel klagt Toller wütend die mangelnde Betroffenheit der Leute an. Er liebt die Werke von Hauptmann, Ibsen, Strindberg und Wedekind und schreibt Gedichte, Märchen und Dramen. Wiederholt wird Toller zu Unrecht beschuldigt – noch auf dem Totenbett...

Über den Autor

Ernst Toller wird am 1. Dezember 1893 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Samotschin (heute: Szamocin, Polen) in der Provinz Posen geboren. Nach dem Gymnasium studiert er 1914 im französischen Grenoble und meldet sich im August als Kriegsfreiwilliger in München. Bereits als Kind nervös und sensibel erleidet Toller im März 1916 aufgrund seiner Kriegserlebnisse einen physischen und psychischen Zusammenbruch. Er studiert fortan Jura und Philosophie in München und Heidelberg, macht Bekanntschaft mit Autoren wie Rainer Maria Rilke, Thomas Mann und Max Weber. Als Redner beteiligt er sich an der Vorbereitung von Arbeiterstreiks und begegnet Kurt Eisner. 1918 wird er Mitglied der USPD und engagiert sich im Zentralrat der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte. Nach Ausrufung der Räterepublik wird er einer ihrer führenden Köpfe in Bayern. Im April 1919 legt er jedoch sein Kommando nieder, wird verhaftet und des Hochverrats angeklagt. Während seiner fünfjährigen Festungshaft erscheinen seine ersten Dramen Masse Mensch (1920), Die Maschinenstürmer (1922) und Der deutsche Hinkemann (1923). Nach seiner Entlassung aus der Haft spricht Toller auf Antikriegskundgebungen und schließt sich 1926 der Gruppe revolutionärer Pazifisten an. Er zählt zur literarischen Prominenz und unternimmt zahlreiche Vortragsreisen im In- und Ausland. Nach der Machtergreifung der Nazis 1933 hält sich Toller zunächst im Exil in der Schweiz auf und reist von dort nach London, wo er 1935 die Schauspielerin Christiane Grautoff heiratet. Er gilt als der bekannteste und erfolgreichste Dramatiker der Weimarer Republik und als einer der schärfsten Gegner der Nationalsozialisten. Der Autor unternimmt Vortragsreisen in die USA und nach Kanada und sammelt Hilfsgelder für die hungernde spanische Bevölkerung. Am 22. September 1939 nimmt Toller sich in New York das Leben.


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