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Germinal
Buch

Germinal

Paris, 1885
Diese Ausgabe: Manesse, 2002 more...

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Literatur­klassiker

  • Politischer Roman
  • Naturalismus

Worum es geht

Spannende Sozialkritik

Zola brachte das Kunstwerk auf die viel zitierte Formel: „ein Stück Natur, gesehen durch ein Temperament“. In Germinal muss dieses Temperament jenes eines empörten Moralisten gewesen sein, der auf die Kohlekumpel schaut. Emotional und sozial engagiert wird deren bedrückendes Leben in den 1860er Jahren geschildert. Kinderarbeit, Hungerlöhne und Grubentote gehören zum Alltag, und das Grundübel, das dies alles verschuldet, ist die ungerechte Macht des Geldes. Doch bei allem gerechten Zorn, Germinal ist nicht in Schwarz-Weiß gemalt: hier die guten Arbeiter, dort das böse Kapital. Dafür ist Zola zu sehr Realist. Seine Romane sollen objektiv erzählen und ergründen, wie sowohl Arbeiter als auch Kapitalisten leiden, lieben, kämpfen. Zola begab sich stets mitten in die Konfliktherde hinein. 1884 reiste er nach Anzin und machte sich ein Bild vom dortigen Kohlestreik. Sein erklärtes Ziel war es, zwar bei der Wahrheit zu bleiben, den Leser aber auch durch Melodramatik und Mitgefühl zu fesseln. Selten wurde so hautnah und lebensecht erzählt wie im Germinal. Zolas Sozialkritik hat ihre Vitalität und Berechtigung bis heute bewahrt.

Zusammenfassung

Der Fremde

Der Maschinist Étienne Lantier irrt durch den Norden Frankreichs. In Lille hat er seinen Chef geohrfeigt, woraufhin er gefeuert wurde. Nun findet er keine neue Arbeit, auch nicht im Voreux, einer Kohlegrube nahe der Ortschaft Montsou, wohin Étienne in der achten Nacht seiner Suche gelangt. Lange betrachtet er den Förderturm, die Maschine, die Ausfahrt der Nachtschicht, dann macht er sich wieder auf den Weg. Doch da hält ihn der Bergmann Toussaint Maheu zurück. Eine Wagenstößerin sei über Nacht gestorben, Étienne könne ihren Platz einnehmen. Die Arbeit unter Tage ist gefährlich und knochenhart, doch in der Frühstückspause verzaubert ihn Maheus 15-jährige Tochter Catherine. Étienne wird redselig, erzählt von seiner Familie, bekommt Lust, Catherine zu küssen, doch der hagere Chaval tritt dazwischen und fällt rüde über das Mädchen her. Abends gelangt Étienne völlig erschöpft wieder ans Tageslicht. Kein zweites Mal will er diese Tortur über sich ergehen lassen. Doch Maheu beschafft ihm einen Kredit und eine Bleibe. Der Schankwirt Rasseneur, ein ehemaliger Bergmann, der nach einem Streik...

Über den Autor

Émile Zola wird am 2. April 1840 in Paris geboren, verbringt seine Kindheit aber in Aix-en-Provence. Dort gehört der spätere Maler Paul Cézanne zu seinen Freunden. Zolas Vater, ein italienisch-österreichischer Ingenieur, stirbt 1847. Die Mutter zieht daraufhin wieder nach Paris, wo sie sich als Putzfrau und Schneiderin durchschlägt. Zola fällt in Paris gleich zweimal durchs Abitur, er arbeitet bei der Zollbehörde als Schreiber, später im Verlag Hachette als Lagerist, dann als Werbeleiter. 1867 gelingt ihm mit seinem Roman Thérèse Raquin der Durchbruch. Im Rahmen des Romanzyklus Les Rougon-Macquart (Die Rougon-Macquart) schreibt er binnen 24 Jahren 20 Romane. Seine größten Erfolge erzielt er mit L’Assommoir (Der Totschläger, 1877) und La débâcle (Der Zusammenbruch, 1892). Nach Germinal (1885) erscheint 1886 L’Œuvre (Das Werk), nach dessen Lektüre Cézanne empört die Freundschaft abbricht, da er sich in dem Text auf unvorteilhafte Weise porträtiert sieht. Zola mischt sich auch ins politische Zeitgeschehen ein. Berühmt wird er 1898 für seinen offenen Brief an den Staatspräsidenten Félix Faure mit dem Titel J’accuse („Ich klage an“). Darin bezieht er kritisch Stellung zur Affäre um den jüdischen Hauptmann Alfred Dreyfus, der aufgrund gefälschter Beweise als Hochverräter verurteilt wurde. Der Brief beschert Zola eine einjährige Gefängnisstrafe, der er sich jedoch durch die Flucht nach England entzieht, wo er eine deprimierende Exilzeit verlebt. Am 29. September 1902 stirbt Zola in seiner Pariser Wohnung. Als Todesursache gilt eine Rauchvergiftung. Ob es ein Mord oder ein Unfall gewesen ist, bleibt ungeklärt. 1908 werden Zolas sterbliche Überreste ins Pariser Pantheon überführt.


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