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System des transzendentalen Idealismus
Buch

System des transzendentalen Idealismus

Tübingen, 1800
Diese Ausgabe: Meiner, 2000 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Deutscher Idealismus

Worum es geht

Das Ich und die Welt

Wie kommen wir zu unserem Wissen über die äußere Welt? Schelling hat eine überraschende Antwort: Wir haben überhaupt keinen direkten Zugang zur Außenwelt, sondern können sie nur über die uns innewohnenden Mechanismen der Erkenntnis erfahren. Um ein Selbstbewusstsein entwickeln zu können, muss sich unser Ich in zwei Bereiche aufspalten: einen subjektiven, bewussten Teil, den wir als unser wahres Selbst empfinden, und einen objektiven, unbewussten Teil, der uns die Objekte der äußeren Welt widerspiegelt. So entsteht ein Bild der Welt in unserem Kopf, ohne dass wir uns bewusst sind, dass es sich letztlich nur um eine Wechselwirkung der beiden Hälften unseres Ichs handelt. Das hat Konsequenzen für Ethik und Geschichte, sagt Schelling: Unser Handeln sei zwar individuell frei, werde aber durch das Zusammenspiel mit anderen Intelligenzen so ausgerichtet, dass sich daraus eine Menschheitsgeschichte entwickle, die insgesamt zum Fortschritt führe und so die göttliche Vorsehung erfülle. Gott wiederum sei das Absolute, die völlige Identität von Subjektivem und Objektivem. Auch wenn diese Überlegungen heute ziemlich esoterisch anmuten – zu ihrer Zeit waren sie die prägende philosophische Lehre.

Zusammenfassung

Wie wir zu unserem Wissen kommen

Wir Menschen glauben einer Außenwelt gegenüberzustehen, über die wir durch unsere Sinne Informationen erhalten. Wir glauben, dass wir diese Außenwelt empirisch erfassen können und dass sie, so wie wir sie sehen, unabhängig von uns existiert. Bei einer philosophischen Analyse stellt sich der Vorgang des Wissenserwerbs aber völlig anders dar.

Unser Eindruck der Außenwelt entsteht nach Regeln, die in unserem Ich verankert sind. Wir verspüren eine Begrenztheit, die wir auf die Außenwelt projizieren. Während unser Vorstellungsvermögen unbegrenzt ist, stoßen wir auf Grenzen, wenn wir uns die objektive Realität vorstellen wollen – denn das können wir nicht auf jede beliebige Weise. Wir erkennen z. B., dass es Gesetzmäßigkeiten gibt, denen die Realität unterworfen ist. Diese Begrenzung liegt aber nicht in der Außenwelt, sondern in unserem Innern, in den Gesetzen unseres eigenen Denkens und Erkennens.

Dass unser Weltbild begrenzt ist, liegt also an uns selbst, nicht in irgendwelchen objektiven Gegebenheiten der äußeren Realität. Wir können die Welt nur in einer bestimmten Weise entwerfen, weil wir in uns nur die Veranlagung zu einem bestimmten...

Über den Autor

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wird am 27. Januar 1775 in Leonberg geboren. Bereits als 15-Jähriger wird er in das Tübinger Stift, ein renommiertes Studienhaus, aufgenommen. Hier pflegt er eine enge Freundschaft mit dem Dichter Friedrich Hölderlin und dem Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Schelling studiert zwei Jahre Philosophie und drei weitere Jahre Theologie. Er lernt Johann Gottlieb Fichte persönlich kennen und sendet ihm 1794 seine Schrift Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie überhaupt zu. 1795 nimmt er eine Stelle als Hofmeister bei den Baronen von Riedesel an. 1796 trifft er Friedrich Schiller in Jena. Bis 1798 besucht er naturwissenschaftliche Vorlesungen in Leipzig. In den darauffolgenden Jahren veröffentlicht er mehrere Schriften zur Wissenschaftslehre und Naturphilosophie. Fichte ist ebenso angetan davon wie Johann Wolfgang von Goethe, der dafür sorgt, dass Schelling 1798 in Jena zum außerordentlichen Professor ernannt wird. Schelling setzt sich dort wiederum für die Berufung Hegels ein. 1800 erscheint sein System des transzendentalen Idealismus. In den Folgejahren sieht Schelling, mittlerweile Professor in Würzburg, seine Ideen zunehmender Kritik ausgesetzt. Man wirft ihm u. a. Amoralismus und Atheismus vor. In München, wo er 1806 eine Professur annimmt, ist er willkommener. Er wird er in den Adelsstand erhoben und wirkt bis 1823 als Generalsekretär der Akademie der Bildenden Künste. Zuletzt ist Schelling als Philosophieprofessor in Berlin tätig. Am 20. August 1854 stirbt er im schweizerischen Kurort Bad Ragaz, wohin er zur Behandlung eines Lungenleidens gereist ist. Dort steht auch sein Grabmal mit der Inschrift „Dem ersten Denker Deutschlands“ – gestiftet von Maximilian II. von Bayern, der bei Schelling studiert hat.


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