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Versuch über den menschlichen Verstand
Buch

Versuch über den menschlichen Verstand

London, 1690
Diese Ausgabe: Meiner, 1981 more...

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Literatur­klassiker

  • Philosophie
  • Aufklärung

Worum es geht

Erkenntnis durch Erfahrung

„Nihil est in intellectu quod non prius fuerit in sensibus“ – nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen ist: Dieser Satz findet sich bereits bei Aristoteles und Thomas von Aquin, aber erst John Locke machte ihn zum Kern seines Denkens. Sein Versuch über den menschlichen Verstand war 1690 in mehrerlei Hinsicht revolutionär, stellte er doch die erste systematische Abhandlung über die menschliche Erkenntnisfähigkeit dar. Was kann der Mensch wissen und wie erlangt er dieses Wissen? Ist die Welt wirklich so, wie sie sich präsentiert? Welche Maßstäbe und Methoden können wir für den Wissenserwerb anwenden? Diese Fragen wurden nach Locke zum Dreh- und Angelpunkt der gesamten Philosophie. Der englische Autor schrieb mit seinem fast tausendseitigen Hauptwerk nicht nur ein neues Kapitel der Erkenntnistheorie, sondern begründete auch gleich eine eigene Schule: den Empirismus, der in Abgrenzung von René Descartes’ Rationalismus betont, dass sich die Erkenntnis aus der sinnlichen Wahrnehmung speise. Das Wissen, so die Empiristen, müsse via Erfahrung in den Geist hineingeschrieben werden wie auf eine „leere Tafel“. Die Frage, wie stark unser Wissen von vererbten oder erlernten Denkmechanismen geprägt wird, beschäftigt Philosophen, Soziologen und Hirnforscher bis heute.

Zusammenfassung

Die Mär von den angeborenen Ideen

Manche behaupten, es gebe Prinzipien, Begriffe oder Ideen, die allen Menschen angeboren seien. Der Geist erwerbe sie während seiner Erschaffung. Das Argument für solche angeborene Ideen lautet: Es muss sie geben, weil alle Menschen sie teilen. Als Beispiele werden Sätze wie „Was ist, das ist“ und „Nichts kann gleichzeitig sein und nicht sein“ angeführt. Wenn einem diese Prinzipien aber tatsächlich in die Wiege gelegt würden, dann müssten sie auch von Kindern und Schwachsinnigen verstanden werden. Das ist jedoch nicht der Fall. Abstrakte Ideen werden von Kindern – und auch von manchen Erwachsenen – nicht verstanden. Und was für spekulative Sätze gilt, gilt erst recht für praktische Prinzipien. Insbesondere die Leitlinien der Moral werden nicht von allen Menschen gleichermaßen anerkannt. Die Wurzel aller Moraltheorie, der Glaube an Gott oder ein göttliches Wesen, müsste sich doch bei jedem menschlichen Wesen finden lassen, wenn die These der angeborenen Ideen wahr wäre. Aber man hat Kulturen entdeckt, die keinen Gott kennen und auch keinerlei entsprechenden Begriff in ihrer Sprache besitzen. Es bleibt also nur der Schluss, dass es so etwas...

Über den Autor

John Locke wird am 29. August 1632 in Wrington, Somerset geboren. Aufgrund guter Beziehungen seines Vaters tritt er 1647 in die angesehene Westminster School ein und lernt dort Griechisch, Latein, Hebräisch, Rhetorik, Politik und Logik. 1652 erhält er ein Stipendium für ein Studium am Christ Church College in Oxford, wo er der scholastischen Erziehung der Zeit entsprechend in Logik, Metaphysik und den klassischen Sprachen unterwiesen wird. Locke hält diese Fächer zwar für Zeitverschwendung, legt aber dennoch 1656 den Bachelor of Arts und 1658 den Magister Artium ab. Er bleibt als Tutor am College und studiert nun die Fächer, die ihn wirklich interessieren: Naturwissenschaften und Medizin. Außerdem beschäftigt er sich in den folgenden Jahren intensiv mit dem Naturrecht, das damals Grundlage jeder politischen Theorie ist. 1667 wird Locke Leibarzt von Lord Anthony Ashley Cooper, dem späteren Grafen von Shaftesbury, und steigt dadurch in die High Society auf. Als Shaftesbury wegen politischer Machtkämpfe ins holländische Exil gehen muss, folgt ihm Locke. In Holland verfasst er den größten Teil seiner Two Treatises of Government (Zwei Abhandlungen über die Regierung), die 1690 veröffentlich werden, im gleichen Jahr wie Lockes erkenntnistheoretisches Hauptwerk An Essay Concerning Human Understanding (Versuch über den menschlichen Verstand). 1688 nach England zurückgekehrt, wird ihm von König Wilhelm III. von Oranien ein Amt im Handelsministerium übertragen. Er lebt und arbeitet im Landhaus von Freunden in Oates, in der Nähe von London. Am 18. Oktober 1704 stirbt Locke.


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