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Das Wintermärchen

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Das Wintermärchen

dtv,

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10 Ideias Fundamentais
Texto disponível

Sobre o que é?

Ein spannendes, märchenhaftes Eifersuchtsdrama aus dem Spätwerk des großen Dramatikers.


Literatur­klassiker

  • Drama
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Ein märchenhaftes Eifersuchtsdrama

Mit Shakespeares berühmtesten Dramen lässt sich das zum Spätwerk gehörende Wintermärchen nicht vergleichen, und jahrhundertelang wurde es von Kritikern als Beweis herangezogen, dass der große englische Dramatiker im Alter etwas flügellahm geworden sei und keine überragenden Figuren mehr geschaffen habe. Im Mittelpunkt des Stücks steht der von Eifersucht verblendete sizilianische König Leontes, der sein eigenes Glück zerstört, indem er seine Frau anklagt, seinen Sohn in den Tod treibt und seine neugeborene Tochter aussetzen lässt. Erst 15 Jahre später findet er dank wundersamer Wendungen seinen Seelenfrieden. Das Wintermärchen ist eine originelle, wenn auch teilweise etwas verwirrende Gestaltung jenes traditionsreichen Genres, das man als „Romanze“ bezeichnet. Es enthält sowohl ernsthafte wie auch komödiantische Elemente und besticht durch Spannung, Charme, Witz und überraschende Einfälle. Der Zuschauer wird – untypisch für Shakespeare – nicht ins Vertrauen gezogen, sondern ist am Schluss ebenso überrascht wie die Figuren auf der Bühne. Heutige Kritiker sehen in den unglaublich anmutenden Wendungen keine Schwäche, sondern einen Beweis dafür, wie souverän der alte Shakespeare mit literarischen Konventionen umging.

Take-aways

  • Shakespeares Wintermärchen gehört zu seinem Spätwerk.
  • Das Stück stellt die zerstörerischen Auswirkungen der Eifersucht dar, wobei am Ende dann doch das Glück und die Versöhnung triumphieren.
  • Inhalt: Der sizilianische König Leontes ist krankhaft eifersüchtig auf seinen Jugendfreund Polixenes. Mit seiner Raserei treibt er seinen Sohn und scheinbar auch seine Frau in den Tod. Deren neugeborenes Kind – das, wie er denkt, von Polixenes ist – lässt er aussetzen. Erst nach 15 Jahren tauchen das verschollene Mädchen und die vermeintlich tote Mutter wieder auf; es kommt zur großen Versöhnung.
  • Das Wintermärchen enthält sowohl ernsthaft-dramatische wie auch komödiantische Elemente.
  • Das zeitgenössische Publikum verstand unter einem Märchen (englisch „tale“) eine Schauergeschichte, die durch wundersame Wendungen überraschen sollte.
  • Der Zuschauer wird – anders als bei Shakespeare üblich – nicht ins Vertrauen gezogen, sondern ist am Schluss ebenso überrascht wie die handelnden Figuren.
  • Während sich das Stück im frühen 17. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreute, bemängelten spätere Kritiker die psychologische Unglaubwürdigkeit der Figuren.
  • Wenn auch oft verfilmt, wird das Drama bis heute eher selten aufgeführt.
  • Über Shakespeare sind so wenige Zeitdokumente erhalten, dass immer wieder die Vermutung kursiert, Teile seines Werkes könnten aus einer anderen Feder stammen.
  • Zitat: „Hab nie gehört, / Dass einem dieser Laster je die Frechheit / Gefehlt hätt, abzustreiten, was es tat, / Wenn’s vorher frech genug war, es zu tun.“

Zusammenfassung

Ein vor Eifersucht rasender König

Der böhmische König Polixenes ist auf Besuch beim sizilianischen Herrscher Leontes. Die beiden sind zusammen aufgewachsen und haben eine unbeschwerte Kindheit miteinander verbracht. Seither gelten sie als unzertrennliche Freunde. Leontes versucht, seinen Gast zu überreden, den Aufenthalt auf Sizilien noch um einige Tage zu verlängern. Polixenes fürchtet jedoch, durch die monatelange Abwesenheit könnte seine Macht in Böhmen untergraben werden. Erst Leontes’ Ehefrau Hermione gelingt es, den böhmischen König umzustimmen. Dafür erhält sie von ihrem Gatten überschwängliches Lob, das allerdings pure Heuchelei ist. Leontes ist sich sicher, dass der Jugendfreund und seine Frau ein heimliches Liebesverhältnis pflegen. Der Gedanke, ein Gehörnter zu sein und von seinem ganzen Hof verlacht zu werden, treibt ihn zur Raserei. Während er mit seinem jungen Sohn, dem Prinzen Mamillius, spricht, macht er immer wieder Anspielungen auf seine vermeintlichen Hörner, was der Junge allerdings nicht versteht.

„Wir waren, Schönste, / Zwei Bürschlein, die nichts dachten, als dass morgen / Kein andrer Tag käm als ein Tag wie heute, / Und ewig Kindheit wär.“ (Polixenes zu Hermione, S. 17)

Leontes fragt den sizilianischen Lord Camillo, ob er nichts vom schändlichen Ehebruch bemerkt habe. Als dieser die Frage entschieden verneint, bezichtigt Leontes ihn der Lüge und des Treuebruchs. Camillo ist felsenfest davon überzeugt, dass weder der böhmische Gast noch Hermione zu solch schändlichem Verrat imstande wäre, und er fordert seinen König auf, zur Vernunft zu kommen. Doch Leontes steigert sich in eine derart bedrohliche Wut hinein, dass der treue Gefolgsmann es mit der Angst zu tun bekommt. Um den Rasenden zu besänftigen, willigt Camillo ein, dem angeblichen Verräter beim nächsten Festessen einen Gifttrank zu reichen.

„Herr, bester, lassen Sie / Sich von so krankem Denken heilen, und / Schnellstmöglich, denn es ist gefährlich.“ (Camillo zu Leontes, S. 33)

Kaum hat der Lord sein Versprechen abgegeben, überwältigen ihn Gewissensbisse. Er schwört sich, niemals aus Gehorsam und Opportunismus zum Mörder zu werden. Darauf trifft er mit Polixenes zusammen, der bemerkt hat, dass ihn sein Gastgeber plötzlich mit schneidender Kälte behandelt. Er bedrängt Camillo, ihm den Grund für das unerklärliche Verhalten zu nennen. Nach einigem Zögern rückt sein Gesprächspartner mit der Wahrheit heraus. Polixenes ist ebenso überrascht wie entsetzt, bringt aber dennoch ein gewisses Verständnis für Leontes auf: Da dessen Eifersucht einem so wunderbaren Wesen wie Hermione gelte, müsse sie zwangsläufig groß sein, und dass der angebliche Verräter ausgerechnet ein enger Freund sei, schüre wohl den Rachedurst des Betrogenen zusätzlich. Der böhmische König beschließt, sofort heimlich abzureisen. Camillo bietet ihm seine Hilfe und Gefolgschaft an. Als Leontes die Flucht bemerkt, schäumt er vor Wut über den feigen Verrat und ist mehr denn je davon überzeugt, dass er mit seinem Verdacht richtig liegt. Die hochschwangere, vollkommen überraschte Hermione lässt er ins Gefängnis werfen, wobei er ihr den Kontakt mit dem Prinzen Mamillius aufs Strengste verbietet. Dass sie kurz vor der Niederkunft steht, kümmert ihn nicht im Geringsten. Er glaubt felsenfest, dass das ungeborene Kind von seinem angeblichen Nebenbuhler stammt.

Das Orakel von Delphi soll entscheiden

Der sizilianische Hofstaat ist aufgrund der Anschuldigungen gegen die Königin entsetzt. Der Lord Antigonus rühmt die Treue der Verschmähten in den höchsten Tönen und versucht, den König von seiner Überzeugung abzubringen. Vergeblich: Leontes beruft sich auf seinen untrüglichen Instinkt und auf die ständigen Vertraulichkeiten, die er beobachtet haben will. Er verkündet allerdings, dass er die beiden Adligen Dion und Cleomenes zum Orakel von Delphi geschickt habe, und erklärt sich bereit, auf den göttlichen Rat zu hören.

„Ach, was debattiern / Wir hier mit Ihnen, statt dass Wir dem eignen, / Mächtigen Antrieb folgen? Königsvorrecht / Braucht Ihren Rat nicht, nur aus Herzensgüte / Erfahrn Sie dies von Uns.“ (Leontes zu seinem Hofstaat, S. 59)

Inzwischen hat Antigonus’ Gattin Paulina von einer Kammerfrau der Königin erfahren, dass diese im Gefängnis ein gesundes Mädchen zur Welt gebracht hat. Paulina will mit dem Kind im Arm vor den rasenden Herrscher treten und ihn um Gnade für die vermeintliche Ehebrecherin bitten. Das Vorhaben misslingt jedoch gründlich: Leontes beschimpft sie als verräterische Kupplerin und wütet auch gegen Antigonus, weil er seine Frau überhaupt zu ihm vorgelassen habe. Zum Entsetzen der Höflinge befiehlt er, den in seinen Augen unehelichen Balg sofort zu verbrennen. Nur mit Mühe gelingt es den Untertanen, den Herrscher von diesem grausamen Plan abzubringen. Um seine Treue gegenüber dem König ein für alle Mal unter Beweis zu stellen, muss Antigonus jedoch versprechen, das neugeborene Mädchen an einem unwirtlichen Ort fern des Reichs auszusetzen und dort seinem Schicksal zu überlassen. Da er angesichts des rasenden Herrschers um sein Leben fürchten muss, bleibt dem Unglücklichen keine andere Wahl, als einzuwilligen.

„Eine Keife / Mit wildem Maul, die drosch ihrn Mann erst krumm / Und kommt jetzt mir noch dumm! Das Balg ist nicht / Von mir, ist Sprössling des Polixenes. / Raus hier damit, und gleich samt seiner Mutter / Werft beide rein ins Feuer!“ (Leontes zu Paulina, S. 75)

Früher als erwartet sind die beiden Lords Cleomenes und Dion aus Delphi zurückgekehrt. Bei einem öffentlichen Prozess sollen sie das Verdikt der Götter verkünden. Zunächst verliest ein Gerichtsbeamter die Anklage, danach kommt es zu einem heftigen Wortgefecht zwischen dem König und der Angeklagten. Hermione beteuert ihre Unschuld, was Leontes schnöde ignoriert. Als er seiner Frau mit dem Tod droht, entgegnet diese, sie habe bereits so viele Demütigungen und Ungerechtigkeiten erlitten, dass sie nicht mehr am Leben hänge. Sie vertraut jedoch auf die göttliche Weisheit und erklärt sich dazu bereit, das Urteil des Orakels hinzunehmen. Dieses lautet: Hermione ist unschuldig, Polixenes ehrenhaft, Camillo ein treuer Untertan und Leontes ein verblendeter Tyrann. Zunächst weigert sich der König, das Verdikt anzuerkennen. Dann aber wird gemeldet, dass sein Sohn Mamillius, der junge Prinz von Sizilien, aus Trauer über das Schicksal seiner Mutter gestorben sei. Während Hermione in Ohnmacht fällt und weggetragen wird, überwältigt Leontes die Reue. Er fleht den Gott Apollon an, ihm zu verzeihen, und schwört, sich mit Polixenes und Camillo auszusöhnen. Doch es kommt noch schlimmer: Unter Wehklagen und lauten Verwünschungen verkündet Paulina, dass auch die Königin tot sei. Leontes erkennt die gewaltige Schuld, die er auf sich geladen hat. Er verspricht, täglich am Grab der beiden Verstorbenen zu weinen.

Ein Königskind wird ausgesetzt

Inzwischen ist Antigonus nach Böhmen gereist, um sein erbarmungsloses Versprechen zu erfüllen und die neugeborene Königstochter auszusetzen. Es stürmt dermaßen, dass der Edelmann nicht daran zweifelt, mit seiner Schandtat den Zorn der Götter auf sich zu ziehen. Und wirklich: Nachdem er das Kind hingelegt und sich entfernt hat, wird er von einem hungrigen Bären angegriffen und zerfleischt, während seine Gefolgsleute mitsamt dem königlichen Schiff in haushohen Wellen untergehen und jämmerlich ertrinken. Die kleine Königstochter hingegen hat Glück: Ein Schäfer und dessen Sohn Hansnarr finden sie. Neben dem Mädchen liegt eine Tasche mit Goldstücken. Die beiden Bauern sind überglücklich und beschließen, das Kind als ihr eigenes aufzuziehen.

„Ich nenn Sie nicht Tyrann; / Doch diese Grausamkeit an Ihrer Gattin – / Und nichts als Klagegrund vorstelln zu können / Als Ihren winkelschiefen Wahn – schmeckt sehr / Nach Tyrannei und wird Sie ehrlos machen, / Ja, schandbar in der Welt.“ (Paulina zu Leontes, S. 77)

16 Jahre später ist aus der Königstochter, die von der Schäferfamilie Perdita getauft wurde, eine wunderschöne junge Frau geworden – so schön, dass sich Polixenes’ Sohn, der böhmische Kronprinz Florizel, unsterblich in sie verliebt. Er verheimlicht zwar der Geliebten gegenüber seine wahre Identität, bereitet aber hinter dem Rücken seines Vaters eine skandalträchtige Heirat über die Standesschranken hinweg vor. Doch der Hofstaat, darunter auch der treue Camillo, kommt ihm auf die Spur. An einem Schäferfest, das Prinz Florizel mit seiner Geliebten und deren Familie feiert, nehmen Polixenes und Camillo verkleidet teil. Der Herumtreiber und Gauner Autolycus singt auf Wunsch der Anwesenden zahlreiche Balladen, es wird gespottet und geschäkert, man reißt zweideutige Witze. Polixenes und Camillo horchen die Festteilnehmer unauffällig über das Liebesverhältnis zwischen der schönen Schäferstochter und dem Prinzen aus. Ihr anfänglicher Verdacht bestätigt sich: Die beiden sind ein Paar und wollen heiraten, wogegen der Schäfer nicht das Geringste einzuwenden hat. Als der verkleidete König den nichts ahnenden Florizel fragt, ob er denn seinen Vater nicht über die bevorstehende Heirat informieren wolle, lehnt dieser trotz eindringlicher Ermahnungen ab. Er sehe ja ein, dass er ein Unrecht begehe, aber aus bestimmten Gründen könne er seinen Vater ganz einfach nicht ins Vertrauen ziehen. Außer sich vor Wut, reißt darauf Polixenes seine Maskerade herunter, um nicht nur den eigenen Sohn zu verfluchen, sondern auch Perdita, den Schäfer und den jungen Hansnarr.

„Hab nie gehört, / Dass einem dieser Laster je die Frechheit / Gefehlt hätt, abzustreiten, was es tat, / Wenn’s vorher frech genug war, es zu tun.“ (Leontes zu Hermione, S. 89)

Die beiden Liebenden aber lassen sich durch die väterliche Wut nicht von ihrem Vorhaben abbringen. Camillo, der sich in Sehnsucht nach seiner Heimat Sizilien verzehrt, rät ihnen, an den Hof des trauernden Königs Leontes zu fliehen. Nachdem die beiden abgereist sind, verrät er Polixenes deren Ziel – dies jedoch nicht aus Bosheit, sondern in der Hoffnung, dass es auf der Insel zu einem großen Wiedersehen und einer späten Versöhnung kommen werde.

Ein Hochstapler verhilft der Wahrheit zum Sieg

Um sich vor den Anschuldigungen des erzürnten böhmischen Herrschers zu schützen, haben sich der Schäfer und sein Sohn Hansnarr entschlossen, ihm zu offenbaren, dass Perdita ein Findelkind ist. Da sie nicht blutsverwandt mit ihnen sei – so die Überlegung der beiden –, können sie von Polixenes auch nicht für das Verhalten der jungen Frau verantwortlich gemacht werden. Deshalb kramen sie die Tasche und die Gegenstände hervor, die sie damals neben dem ausgesetzten Kind gefunden haben. Auf dem Weg zum Königshof treffen sie auf den Herumtreiber Autolycus, der ein gutes Geschäft wittert und sich als einflussreicher Hofmann ausgibt. Er fordert die beiden auf, äußerst vorsichtig zu sein, denn die Strafen und Folterungen, mit denen sie im Falle einer Verhaftung zu rechnen hätten, seien furchtbar. Er bietet seine Hilfe an, wodurch es ihm gelingt, das Vermögen der beiden naiven und verschreckten Bauern zu stehlen. Allerdings bringt er sie tatsächlich zum Schiff des Herrschers, das kurz darauf ablegen soll.

„Herr, / Sie sprechen Worte, die ich nicht verstehe: / Zielscheibe Ihres Albtraums ist mein Leben, / Und ich leg’s ab.“ (Hermione zu Leontes, S. 91)

Der sizilianische König Leontes trauert noch immer über den Tod seines Sohnes und seiner Frau. Auch sein schlechtes Gewissen quält ihn nach wie vor. Alles Zureden seiner Gefolgsleute ändert daran nichts. Der Hofstaat ist zutiefst besorgt, weil das Reich keinen Thronfolger hat. Doch die Aufforderungen, erneut zu heiraten und einen Erben zu zeugen, schlägt Leontes in den Wind. Paulina, die Frau des verstorbenen Antigonus, bestärkt ihn in seinem Willen und nimmt ihm sogar das Versprechen ab, sich nur dann ein zweites Mal zu vermählen, wenn sie es erlaube. Überrascht und erfreut hört der König von der Ankunft Florizels und seiner angeblichen Prinzessin. Der junge Verliebte behauptet, sein Vater hätte ihn geschickt, um seinen einstigen Ankläger wissen zu lassen, dass er ihm nicht mehr böse sei.

„Bitte, bring mich hin / Zu meiner toten Frau, zum toten Sohn. / Ein Grab nehm beide auf. Darüber sei / Der Grund für ihren Tod geschrieben, Uns / Zur ewgen Schande.“ (Leontes, S. 103)

Doch die Lüge wird schnell enttarnt. Ein Lord aus dem Gefolge des böhmischen Königs meldet, dass Polixenes selbst soeben in Sizilien eingetroffen sei und verlange, man möge den abtrünnigen Sohn festnehmen. Trotzdem schwört Florizel seiner Angebeteten ewige Treue. Die Glücksgöttin Fortuna sei zwar offensichtlich gegen die geplante Heirat, an seinen Gefühlen ändere dies jedoch nichts. Leontes erklärt sich bereit, bei seinem alten Gefährten ein gutes Wort für die Verliebten einzulegen. Dies erweist sich aber als unnötig, denn mit einiger Verspätung hat Polixenes endlich die Geschichte des Schäfers und die vorgelegten Beweisstücke zur Kenntnis genommen. Damit ist allen klar: Perdita ist kein armes Schäferkind, sondern die verschollene Tochter der Königs.

Alles wird gut

Die Freude ist unbeschreiblich, und es kommt noch besser: Paulina kündigt dem versammelten Hofstaat an, dass sie eine Statue zu Ehren der verstorbenen Hermione enthüllen werde. Das Kunstwerk wirkt unglaublich realistisch, zeigt die Königin jedoch nicht im Glanz ihrer Jugend, sondern so, wie sie in der Gegenwart aussähe. Leontes kann sich vom Abbild seiner Ehefrau nicht losreißen und fordert Paulina immer wieder auf, ihm noch einige Minuten der Betrachtung und Bewunderung zu gestatten. Da steigt Hermione tatsächlich vom Sockel herunter, um den König zu umarmen und den Göttern für die wiedergefundene Tochter zu danken. In Wahrheit, so erfahren die Anwesenden nun, ist sie damals gar nicht gestorben. Sie erholte sich von ihrer Ohnmacht, wonach sie sich mithilfe der gewieften Paulina jahrzehntelang versteckt hielt. Somit steht nicht nur der Heirat zwischen Perdita und Florizel nichts mehr im Weg, auch das Königspaar hat sein Glück wiedergefunden. Einzig Paulina verkündet, sie werde den Rest ihrer Tage damit verbringen, ihren verstorbenen Gatten Antigonus zu beweinen. Doch auch sie wird von ihrem Kummer erlöst: Leontes fordert den treuen Camillo auf, die ebenso treue Paulina zur Frau zu nehmen.

Zum Text

Aufbau und Stil

Das Wintermärchen ist ein Stück in fünf Akten, in dem sich Verse und Prosa abwechseln. Vor allem die ersten beiden Akte haben vorwiegend einen tragischen Charakter, während danach komödien- und vor allem märchenhafte Elemente überwiegen. Das Werk setzt sich über die klassische Forderung nach der Einheit von Ort, Zeit und Handlung hinweg. Der Schauplatz wechselt von Sizilien nach Böhmen und wieder zurück, während der dritte und der vierte Akt mit einem Zeitsprung von nicht weniger als 16 Jahren verbunden werden. Um das zu verdeutlichen, tritt „die Zeit“ zu Beginn des vierten Aktes gleich selber als Chor auf. Immer wieder kommt es zu unglaublichen Wendungen, die oft nicht gerade plausibel sind. Das ist für Shakespeare ungewöhnlich, war ihm aber offenbar sehr wohl bewusst; immerhin wird das Stück schon im Titel als Märchen bezeichnet. Verglichen mit den großen Klassikern des englischen Autors wie Hamlet, König Lear oder Othello gilt die Sprache im Wintermärchen – und im übrigen Spätwerk – als weniger prägnant. Phasenweise wirkt sie sogar verworren, auch wenn ab und zu der typisch Shakespeare’sche Wortwitz aufblitzt.

Interpretationsansätze

  • Im Zentrum des Wintermärchens steht mit dem sizilianischen König Leontes eine Figur, die durch eine vollkommen irrationale und blindwütige Eifersucht ihr eigenes Glück mutwillig zerstört und darüber hinaus auch die engsten Angehörigen und Vertrauten in den Tod oder ins Unglück stürzt.
  • Im Gegensatz zur Hauptfigur Leontes erscheint dessen Ehefrau Hermione als passive Heldengestalt: Trotz ihrer Treue und ohne jegliches Verschulden wird sie von einem schrecklichen Schicksal heimgesucht, das sie jedoch dank ihrer inneren Kraft überwinden kann.
  • Die Figur mit dem zweitgrößten Sprechpart des Stücks ist Paulina, die mit ihrem Mut auf der einen und ihrer scharfzüngigen Schlauheit auf der anderen Seite heldenhafte und komische Züge in sich vereint – ganz in Übereinstimmung mit dem Stück an sich, das zwischen Tragödie und Komödie schwankt.
  • In die frühlingshafte Atmosphäre bricht die Raserei des Herrschers wie der Winter ein. Die Zeit der emotionalen Kälte dauert nicht weniger als 16 Jahre. Erst dann verhelfen wundersame Wendungen und Begebenheiten den Elementen des Lichts und der Wärme zum endgültigen Sieg.
  • Eine wichtige Rolle spielen die Kräfte des Übersinnlichen, die sich etwa im Verdikt des Orakels von Delphi, aber auch in prophetischen Träumen niederschlagen. Allerdings sind die Menschen oft nicht in der Lage, die göttlichen Zeichen richtig zu deuten – oder erst, wenn es bereits zu spät ist.
  • Shakespeares Stück ist ein Plädoyer für Reue und Nachsicht: Das märchenhafte, glückliche Ende des Stücks verdeutlicht die Möglichkeit, eine durch Wahnwitz zerstörte Harmonie neu zu erschaffen – selbst nach langen Jahren des Leidens und des Zerwürfnisses.
  • Trotz Happy End lassen sich die Spuren der Zeit nicht vertuschen: Die „wiederauferstandene“ Hermione hat Falten, die verlorenen Jahre sind unwiederbringlich. Diese Illusionslosigkeit rückt das Stück in die Nähe von Shakespeares großen Tragödien wie König Lear oder Macbeth, die kurz zuvor entstanden sind.

Historischer Hintergrund

Das Orakel von Delphi

Laut antikem Mythos ließ der griechische Göttervater Zeus einst zwei Adler von je einem Ende der Welt losfliegen, wobei sich die beiden Vögel in Delphi trafen. Deshalb galt die in Mittelgriechenland am Fuß des Berges Parnass gelegene Stadt als Zentrum der Welt. Außerdem wurde sie ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. zum Sitz des Orakels von Delphi, das Apollon, dem Gott der Künste, des Frühlings und der Weissagungen, gewidmet war. Pythia hieß die Priesterin, durch die Apollon den Pilgern seine Ratschläge mitteilte. Allerdings mussten die Weissagungen nachträglich gedeutet werden, was bei den Ratsuchenden oft für Verwirrung sorgte. Laut neueren Forschungen traten in Delphi Gase aus einer Erdspalte aus, was Apollons Priesterin tatsächlich in einen tranceartigen Zustand versetzt haben könnte. Zunächst sprach das Orakel von Delphi lediglich einmal im Jahr – am Geburtstag des Apollon –, später einmal während jedes Sommermonates.

Zu den berühmtesten in der Mythologie überlieferten Orakelsprüchen gehört die Weissagung, wonach König Ödipus seinen eigenen Vater töten und seine Mutter heiraten werde. Das tragische Schicksal dieser mythologischen Gestalt stellte der griechische Dichter Sophokles in einem um 430 v. Chr. entstandenen Drama dar, das zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur gehört. Auch Alexander der Große soll Apollon im Jahre 335 v. Chr. vor seinem geplanten Feldzug gegen die Perser um Rat gefragt haben, wobei er allerdings vertröstet wurde. 391 n. Chr. erließ der christliche Kaiser Theodosius I. eine Bestimmung, die sämtliche Orakelstätten verbot. Die heutigen Ausgrabungsstätten in Delphi gehören zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Entstehung

Das Wintermärchen, das 1610 oder 1611 verfasst wurde und dessen erste bezeugte Uraufführung am 15. Mai 1611 im Londoner Globe Theatre stattfand, gehört zu Shakespeares Spätwerk. Es entstand in einer Phase, in der sich der Dramatiker neu orientierte, wobei er die für seine großen Dramen bezeichnenden Motive, wie Raserei, Eifersucht, Intrige, Herrschaft und Tyrannei, zwar beibehielt, sie aber in einen kömodienhaften, ironisch gebrochenen und teilweise märchenhaften Zusammenhang stellte. Zu den in dieser Zeit entstandenen Stücken, die als Shakespeares „Romanzen“ bezeichnet werden (in Anlehnung an die Versepen des Mittelalters und der Renaissance), gehören auch Perikles, Der Sturm und Cymbeline. Mit dem Titel des Werks spielte Shakespeare auf die Erwartungshaltung des zeitgenössischen Publikums an, das unter einem Märchen (englisch „tale“) eine Schauergeschichte verstand, die sich mit ihren wundersamen Ereignissen über die Gesetze von Plausibilität und Logik hinwegsetzen darf.

Shakespeares wichtigste Vorlage ist die 1588 erschienene, zu ihrer Zeit äußerst beliebte Prosaromanze Pandosto. The Triumph of Time aus der Feder des englischen Dichters Robert Greene. Die wichtigste Neugestaltung im Wintermärchen betrifft den Schluss. Während in der Vorlage die Königin tatsächlich stirbt und der schuldige Herrscher aus Verzweiflung über seine irrationalen Taten Selbstmord verübt, wendet sich bei Shakespeare alles zum Guten. Im Unterschied zu seinem üblichen Vorgehen, den Zuschauer ins Vertrauen zu ziehen, wird dieser hier ebenso überrascht wie die Figuren.

Wirkungsgeschichte

Das Wintermärchen erfreute sich beim zeitgenössischen Publikum zunächst großer Beliebtheit. Danach geriet es allerdings für rund 200 Jahre so gut wie in Vergessenheit und wurde von den Kritikern höchstens mit schnöder Verachtung erwähnt. Es galt als Beweis, dass Shakespeare im Alter seine überragende dramaturgische Schaffenskraft eingebüßt hatte und nicht mehr imstande war, Figuren wie Hamlet oder König Lear auf die Bühne zu bringen. Bezeichnend sind die Worte des englischen Dichters und Literaturkritikers John Dryden, der schon 1672 schrieb, Shakespeares „Romanzen“ seien „entweder auf Unmöglichkeiten gegründet, oder so miserabel geschrieben, dass die Komödie darin weder die Heiterkeit des Betrachters erweckt noch die ernsten Passagen seine Betroffenheit“. Dennoch gelang dem englischen Dramatiker und Schauspieler David Garrick im Jahre 1756 unter dem Titel Florizel and Perdita eine erfolgreiche Neubearbeitung des Stücks.

Erst die Romantiker begannen Das Wintermärchen wieder zu schätzen und setzten die Originalversion erneut auf der Bühne durch. Bis heute wird das Stück zwar verglichen mit anderen Werken Shakespeares eher selten aufgeführt. Die zahlreichen unwahrscheinlichen Wendungen sowie die mangelnde Plausibilität der Hauptfiguren gelten aber nicht mehr in erster Linie als Ausdruck nachlassender Schaffenskraft, sondern als verspielte und originelle Neugestaltung des Genres der „Romanze“. Das Stück wurde mehrmals verfilmt; 2009 soll es unter der Regie des britisch-indischen Filmemachers Waris Hussein erneut auf die Leinwand kommen.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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