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Viel Lärm um nichts

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Viel Lärm um nichts

dtv,

15 min. de leitura
10 Ideias Fundamentais
Texto disponível

Sobre o que é?

Kampf der Geschlechter, einmal witzig, einmal grausam.


Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Elisabethanische Beziehungsmodelle

Shakespeares Komödie Viel Lärm um nichts – zwei sich findende Paare sind Zielscheibe von insgesamt acht Intrigen, wohlmeinenden wie übelwollenden – verdankt ihren Erfolg vor allem der Nebenhandlung: Beatrice und Benedikt, die sich im ironischen Schlagabtausch erst necken, finden schließlich zueinander. Überhaupt nicht komisch und schwieriger nachvollziehbar ist die Haupthandlung: Claudio verliebt sich in Hero, wird von Schurken in die Irre geführt, verstößt seine Geliebte und bekommt sie schließlich, obwohl kaum geläutert, wieder. Indem Shakespeare seine konventionellen Hauptfiguren neben dem geistvollen, selbstironischen Benedikt und der schlagfertigen, unabhängigen Beatrice ziemlich blass aussehen lässt, ergreift er sozusagen Partei für das Modell einer gleichberechtigten Partnerschaft. Das Befremden, das Claudios Verhalten beim Leser auslöst, wäre somit beabsichtigt – durchaus möglich, dass Shakespeare das patriarchalische Muster mit seiner Überwertung weiblicher Jungfräulichkeit und den daran geknüpften Vorstellungen von männlicher Ehre bewusst ins Lächerliche zieht. Klar ist: Die Lacher sind auf der Seite der umstürzlerisch Liebenden; ihnen legt Shakespeare ein Feuerwerk an Sprachwitz in den Mund.

Take-aways

  • Shakespeare schrieb Viel Lärm um nichts wahrscheinlich 1598/99.
  • Es gehört zu den beliebtesten Shakespeare-Stücken – zumindest beim Publikum, nicht unbedingt bei der Kritik.
  • Inhalt: Claudio sieht Hero und verliebt sich in sie, doch eine Intrige von Schurken macht ihn glauben, Hero betrüge ihn. Darauf will er sie nicht mehr zur Frau. Derweil werden die überzeugten Singles Beatrice und Benedikt geschickt miteinander verkuppelt. Schließlich wird die bösartige Intrige aufgedeckt, die Verkupplung trägt Früchte – und am Ende heiraten beide Paare.
  • Der Titel hat, wie viele Wortspiele im Stück, eine anzügliche Bedeutung: „Nothing“ war eine gängige Umschreibung der weiblichen Genitalien.
  • Die beiden Paare repräsentieren Gegensätze: das eine klassisch-patriarchalisch, das andere gleichberechtigt.
  • Die Sympathien und die Lacher liegen allerdings bei den Gleichberechtigten: Beatrice und Benedikt.
  • Shakespeare zeigt eine Gesellschaft voller Doppelmoral, in der die Frau keusch zu sein hat, die Männer sich hingegen mit ihren Abenteuern brüsten.
  • Im Unterschied zu anderen Shakespeare-Stücken ist dieses über weite Teile in Prosa gehalten, was besser zu den ironischen Schlagfertigkeiten passt.
  • Die Komödie wurde zu Shakespeares Lebzeiten als geeignetes Lehrstück für Brautleute angesehen.
  • Zitat: „Die Liebe kommt als Zufall zu uns allen. / Amor schießt Pfeile, manchmal stellt er Fallen.“

Zusammenfassung

Witze und Frotzeleien

Leonato, Gouverneur von Messina, verbringt Zeit mit seiner Tochter Hero und seiner Nichte Beatrice. Aus einem Brief erfährt er, dass Don Pedro, der Prinz von Aragonien, am Abend bei ihm eintreffen wird. Der Prinz kommt angeblich direkt aus einer Schlacht, die er erfolgreich geführt hat. In dem Brief wird auch erwähnt, dass ein gewisser Claudio sich im Kampf ruhmreich hervorgetan habe. Der Bote, der den Brief überbracht hat, bestätigt das.

„Alle Damen lieben mich, Sie ausgenommen. Ich wollte, mein Herz würde mir sagen, dass ich nicht ganz herzlos bin, denn ich liebe keine.“ (Benedikt zu Beatrice, S. 15)

Beatrice erkundigt sich, ob „Signor Hau von Stecher“ in der Schlacht unverletzt geblieben sei – damit meint sie Benedikt, ihren speziellen Freund, oder vielmehr: ihren Gegner in zahlreichen Wortgefechten. Ja, er sei nicht nur unversehrt, berichtet der Bote, sondern habe ebenfalls auffallend mutig gekämpft. Die beiden Helden sind miteinander befreundet.

„Lieber höre ich meinen Hund nach einer Krähe bellen, als einen Mann um Liebe winseln.“ (Beatrice zu Benedikt, S. 17)

Kurz darauf kommt Don Pedro auch schon in Leonatos Haus an, in Begleitung von Claudio und Benedikt. Außerdem ist Don Pedros unehelicher Halbbruder, Don Juan, mit dabei. Man tauscht Komplimente und Frotzeleien aus, wobei Benedikts Ruf als Frauenheld deutlich wird – bis auf Beatrice lieben ihn alle, er allerdings liebt keine. Und Beatrice liebt auch keinen.

Verliebt und verkuppelt

Als Claudio und Benedikt allein sind, zeigt Claudio sich hingerissen von Heros Schönheit. Benedikt fände Beatrice theoretisch attraktiver, wenn sie nicht „diese Furie im Bauch hätte“. Claudio ist durchaus interessiert daran, Hero zu heiraten, sehr zu Benedikts Enttäuschung. Denn dieser ist ein eingefleischter Junggeselle und macht sich auch gleich über Liebende lustig. Don Pedro tritt hinzu und prophezeit, dass er auch ihn noch „bleich vor Liebe“ erleben werde. Benedikt wettet dagegen.

„Ich werde dich noch bleich vor Liebe sehen, ehe ich verbleiche.“ (Don Pedro zu Benedikt, S. 23)

Don Pedro bietet Claudio an, sich für dessen Heiratsabsichten zu verwenden: Auf dem Maskenball am Abend will er sich als Claudio ausgeben und Hero ein Liebesgeständnis machen, danach will er bei Leonato für diese Verbindung werben. Claudio lässt sich dankend darauf ein. Doch das Gespräch wird belauscht und falsch verstanden: Antonio erzählt seinem Bruder Leonato, einer seiner Leute habe gehört, wie Don Pedro Claudio gestand, er sei in Hero verliebt. Leonato kann es kaum glauben. Er warnt Hero vor: Der Prinz werde womöglich um sie werben und sie solle sich eine Antwort zurechtlegen. Beatrice bekräftigt keck ihr Desinteresse am Heiraten.

Der Hass des Bastards

Don Juan nimmt seinem Vertrauten Conrad gegenüber kein Blatt vor den Mund und lässt seinem Hass auf den Bruder und seiner allgemeinen Bitterkeit über erlittenes Unrecht freien Lauf. Ihm ist nach einer Gemeinheit zumute, und als Conrad berichtet, es sei von einer baldigen Heirat zwischen Claudio und Hero die Rede, will er dort mit einer Intrige mitmischen – zumal sich sein Hass auch gegen Claudio richtet, der ein Günstling seines Bruders ist.

„Ich bin lieber Brennnessel im Dickicht als Rose in seiner Gunst.“ (Don Juan zu Conrad über Don Pedro, S. 33)

Am Rand des Maskenballs versucht sich Don Juan in einer ersten Intrige: Er lässt Claudio glauben, dass er ihn für Benedikt hält, und sagt zu ihm, er solle Don Pedro die Heirat mit Hero ausreden – sie sei keine gute Partie für ihn. Claudio, der nun annimmt, dass der vermeintliche Vermittler Don Pedro in eigener Sache bei Hero aktiv wurde, ist zutiefst niedergeschlagen und bereut, sich auf das Verkupplungsangebot eingelassen und nicht selbst gehandelt zu haben. Benedikt bietet ihm an, ihn unter die nächste Trauerweide zu begleiten, doch er will allein sein. Don Pedro räumt den Verdacht schnell aus: Er habe wirklich allein in Claudios Sinn gehandelt. Sogar mit Leonato habe er schon gesprochen, und einer Hochzeit stehe nun nichts mehr im Weg. Claudio sagt Hero, dass er ihr gehöre – Hero flüstert Claudio bloß etwas ins Ohr; Beatrice mutmaßt, dass es eine Liebeserklärung ist, und Claudio bestätigt das.

Herbeigelockte Liebe

Claudios und Heros Hochzeit soll eine Woche später stattfinden. Claudio hätte am liebsten sofort geheiratet, aber Leonato will sich für die Hochzeitsvorbereitungen Zeit nehmen. Inzwischen will Don Pedro allen das Warten dadurch vertreiben, dass er Beatrice und Benedikt durch geschickte Manipulation ineinander verliebt macht. Claudio, Hero und Leonato versprechen ihm ihre Mithilfe.

„Also wirklich, Nichte, mit deiner bösen Zunge kriegst du im Leben keinen Mann.“ (Leonato zu Beatrice, S. 37)

Don Pedro, Claudio und Leonato, die wissen, dass Benedikt sie in den Büschen belauscht, setzen ihren Plan in die Tat um: In einem inszenierten Gespräch verleihen sie ihrer Überraschung darüber Ausdruck, dass Beatrice sich gegen alle Erwartung bis zur Raserei in Benedikt verliebt habe. Leonato will das von Hero gehört haben, und Claudio und Don Pedro spielen zunächst die Ungläubigen. Leonato versichert, dass Beatrices Leidenschaft groß sei: Sie seufze, weine, fange zig Briefe an, verzweifle dann aber daran und finde zum Entschluss, Benedikt nichts von ihrer Liebe merken zu lassen. Schließlich wolle sie sich nicht seinem Spott ausliefern. Die drei Kuppler erwägen scheinbar, Benedikt selbst davon zu erzählen, verwerfen diese Idee aber, weil er, trotz mancher Qualitäten, zu höhnisch sei und das arme Mädchen, dessen Vorzüge sie sehr betonen, nur quälen würde.

„Sie spricht Dolche, jedes Wort sticht.“ (Benedikt über Beatrice, S. 51)

Der Auftritt zeigt bei Benedikt seine Wirkung: Er glaubt, was er gehört hat und Beatrice tut ihm leid. Er möchte die Arroganz, die ihm unterstellt wird, widerlegen und prophezeit sich selbst, dass er sich wahnsinnig in sie verlieben werde. Als die ahnungslose Beatrice kommt, um ihn zum Essen zu rufen, frotzelt und stichelt sie wie gewohnt, aber er meint nun, eindeutige Zeichen der Liebe in ihrem Verhalten zu entdecken.

Beatrice geht in die Falle

Nun soll Hero die gleiche Strategie bei Beatrice anwenden: Sie soll in Benedikt verliebt gemacht werden, indem man sie glauben lässt, er sei in sie verliebt. Auch Beatrice wird auf einen Lauschposten in die Büsche gelockt. Unüberhörbar erzählt Hero ihrer Kammerfrau Ursula von Benedikts plötzlicher Liebe zu Beatrice. Der Prinz und Claudio hätten sie gedrängt, Beatrice davon zu erzählen, aber Hero ist dagegen: Beatrice sei zu stolz, zu spöttisch, sie könne gar nicht lieben, sei nur selbstverliebt. Es wäre zu grausam Benedikt gegenüber, ihr davon zu erzählen. Die Unterhaltung endet damit, dass Benedikts Vorzüge gelobt werden. Das Ergebnis: Auch bei Beatrice ist der Ehrgeiz geweckt, weniger hart und kalt zu sein. Und um den Wert Benedikts hat sie schon längst selbst gewusst.

Die Verleumdung

Don Juan heckt mit seinem Vertrauten Borachio die nächste Intrige aus: Die beiden wollen Claudios Hochzeit verhindern. Borachio schlägt vor, Hero als untreu hinzustellen, indem Margarethe, eine von Heros Kammerjungfern, sich in deren Kleidung an Heros Schlafzimmerfenster sehen lässt und mit Borachio tändelt. Don Juan, krank vor Hass auf Claudio und auf seinen Bruder, ist sofort einverstanden.

„Wenn’s nicht der weißbärtige Kerl sagen würde, hielte ich das Ganze für einen Jux. Aber hinter so viel Würde kann kein Betrug sein.“ (Benedikt über Leonatos Behauptung, dass Beatrice ihn liebe, S. 71)

Während man beginnt, Benedikt wegen seiner neuen Verliebtheit zu necken, setzt Don Juan seine Intrige ins Werk: Er lässt Claudio und Don Pedro wissen, dass Hero untreu sei. Und er verspricht Beweise: Am selben Abend, just vor der Hochzeit, werde man beobachten können, wie jemand zu Hero ins Schlafzimmerfenster steige. Claudio ist entrüstet und macht alles von diesen Beweisen abhängig. Sollte er am Abend tatsächlich etwas Verdächtiges sehen, so will er Hero am Morgen der Trauung vor aller Augen bloßstellen.

„Die Liebe kommt als Zufall zu uns allen. / Amor schießt Pfeile, manchmal stellt er Fallen.“ (Hero, S. 87)

In der Nacht belauschen zwei Nachtwachen, wie Borachio Conrad erzählt, dass er nach Plan bei der als Hero verkleideten Margarethe gefensterlt und dafür 1000 Dukaten von Don Juan bekommen hat, der währenddessen mit Claudio und Don Pedro im Busch versteckt war. Die von den Wachtmeistern Holzapfel und Schlehwein instruierten Wachen nehmen Borachio und Conrad fest.

„Man hört, du bist es wert, und ich kann schwören, / Ich wusst es schon, und besser als vom Hören!“ (Beatrice über Benedikt, S. 89)

Die Wachtmeister wollen Leonato sprechen, um ihm die Verdächtigen zu übergeben. Sie drücken sich aber sehr unklar aus und Leonato hat keine Zeit – schließlich muss er zur Hochzeit seiner Tochter. Er weist Holzapfel und Schlehwein an, die Verdächtigen selbst zu vernehmen und ihm später das Protokoll zu geben.

Claudio beschuldigt Hero

Als der Mönch bei der Trauungszeremonie Claudio fragt, ob er Hero heiraten möchte, antwortet dieser mit Nein. Er lässt erst noch Hero und Leonato mit Ja antworten, dann wird er deutlicher: Leonato könne seine Tochter behalten, denn Hero sei eine Hure. Don Pedro pflichtet ihm bei. Leonato ist fassungslos, Hero wird ohnmächtig. Leonato glaubt Claudio, bemitleidet sich als entehrten Vater und wünscht seiner Tochter den Tod.

„Sie dürfen dieses Früchtchen selbst behalten. / Die Ehre hat sie sich nur angeschminkt.“ (Claudio zu Leonato über Hero, S. 121)

Benedikt, Beatrice und der Mönch hingegen gehen von einer Verleumdung aus. Beatrice hat zwar nicht in der vergangenen Nacht, aber davor ein Jahr lang jede Nacht neben Hero geschlafen. Der Mönch hat Hero während der Vorwürfe beobachtet und glaubt deshalb nicht an ihre Schuld. Benedikts Verdacht fällt schnell auf Don Juan. Der Mönch gibt Leonato den Rat, Hero für tot zu erklären und sie eine Weile zu verstecken – so soll aus der Verleumdung Reue werden.

Eine Frage der Ehre

Als Beatrice und Benedikt allein sind, gestehen sie einander zögernd und kalauernd ihre Liebe. Beatrice hat einen Liebeswunsch: Benedikt soll Claudio töten. Zuerst hält Benedikt das für undenkbar, dann aber verspricht er, ihn zum Duell zu fordern und Rechenschaft von ihm zu verlangen.

„Hat er sich nicht eindeutig als Schwein ausgewiesen? Hat er nicht meine Kusine verleumdet, verspottet und entehrt? (...) Oh Gott, ich will ein Mann sein! Ich würde ihn öffentlich in Scheiben schneiden.“ (Beatrice über Claudio, S. 139)

Wichtigtuerisch verhören Holzapfel und Schlehwein Borachio und Conrad. Allerdings bringen erst die Wachen und der Schreiber die Verleumdung Heros ans Licht. Don Juan ist noch am selben Tag geflohen.

Der tief verletzte Leonato hat den Rat des Mönchs befolgt: Er wirft Claudio vor, seine Tochter getötet zu haben, und fordert ihn zum Duell. Sein Bruder Antonio springt ihm bei. Claudio geht nicht auf die Beschimpfungen der alten Männer ein und zeigt sich wenig schuldbewusst. Benedikt kommt hinzu, und auch er fordert Claudio zum Duell. Dieser kann kaum glauben, dass es ihm ernst ist, und akzeptiert scherzend, um sich sodann über den neuerdings verliebten Benedikt lustig zu machen.

Die Wahrheit kommt ans Licht

Borachio erscheint mit den Wachen und den Wachtmeistern. Er gesteht noch einmal, bereit, für seine Vergehen zu sterben. Claudio und Don Pedro sind betroffen und wollen sich Leonatos Zorn beugen, sehen aber ihre Schuld nur in einem Missverständnis. Leonato will Claudio die Tochter seines Bruders, die Hero sehr ähnlich sehe, zur Frau geben – dann sei seine Rache erloschen. Claudio ist ergriffen von so viel Güte und nimmt das Angebot an.

„Jetzt erscheint mir wieder Heros Bild / Genauso schön wie in der ersten Liebe.“ (Claudio, S. 165)

Man gibt vor, Hero zu beerdigen. Nach der Trauer sind alle erleichtert über die Aufklärung der Intrige, Benedikt auch deshalb, weil ihm ein Duell mit seinem Freund erspart bleibt. Er bittet den Mönch, ihn und Beatrice zu trauen.

Doppelhochzeit

Vor der Trauungszeremonie maskieren sich Hero, Beatrice, Ursula und Margarethe. An Claudios Hand nimmt Hero dann die Maske ab, und alle, die nicht eingeweiht sind, staunen über das Wunder. Als Beatrice ihre Maske lüftet und überrascht ist, dass sie heiraten soll, decken sie und Benedikt in einem weiteren Wortgefecht die sie betreffende Liebesintrige beinahe auf. Dann wird geheiratet und getanzt. Ein Bote meldet noch, dass Don Juan gefasst wurde und nach Messina zurückgebracht wird.

Zum Text

Aufbau und Stil

Drei Viertel der fünfaktigen Komödie sind in Prosa verfasst, der Rest in Versen – das ist der höchste Prosaanteil in Shakespeares Dramen nach der reinen Prosakomödie Die lustigen Weiber von Windsor. Vor allem Beatrice und Benedikt sprechen in Prosa miteinander – das passt besser zu ihrer handfesten, schlagfertigen Ironie. Wenn sie einander ihre Liebe gestehen, unterstreicht die ungekünstelte Sprache die Aufrichtigkeit ihrer Gefühle. Beatrices Verwandlung von der Männerverächterin zur Liebenden wird indes dadurch betont, dass sie ihren Monolog nach dem belauschten Gespräch in Versen mit Kreuzreimen hält. Auch das ganze inszenierte Gespräch zwischen Hero und Ursula ist in Versen geschrieben, wohingegen Claudio, Don Pedro und Leonato in Prosa sprechen, als Benedikt sie belauscht. Das zeigt den Unterschied zwischen den Geschlechtern: Die Frauen sind viel starreren Regeln unterworfen. Doch auch Claudio spricht oft in Versen, er neigt zum Pathos, zu einer gewissen Künstlichkeit; und bei dem wenigen, was Hero sagt, unterstreichen die Verse oft die Intelligenz des Gesagten, was das ihr angetane Unrecht noch klarer sichtbar macht. Der ironische Sprechstil von Benedikt und Beatrice ist von Kreativität und Anspielungen geprägt: Ein Bild oder Gedanke wird so lange mit immer einem weiteren assoziiert, bis die Anfangsaussage komplett verdreht ist. Als unfreiwillig komisch erscheinen dagegen die Dialoge der Wachtmeister: Sie nehmen alles wörtlich und liegen beim Gebrauch von Fremdwörtern stets haarscharf daneben.

Interpretationsansätze

  • Viel Lärm um nichts ist ein Stück der Täuschung und Spionage: In keinem anderen von Shakespeares Werken wird so viel belauscht, getäuscht und denunziert. Es gibt gute und böse Intrigen: Don Pedro verkuppelt Beatrice und Benedikt wohlwollend, Don Juans Machenschaften dagegen sind durchweg böse.
  • Der Titel des Stücks ist vieldeutig, da „nothing“ mehrere Assoziationen weckt: Erstens bezieht es sich auf Heros Untreue, die nur auf eine Behauptung zurückgeht. Zweitens wurde „nothing“ zu Shakespeares Zeiten wie „noting“ ausgesprochen – bemerken, beobachten, auch im Sinne von spionieren. Drittens war „nothing“ im 16. und 17. Jahrhundert ein Wort für die weiblichen Genitalien („nichts“ im Sinne einer Abwesenheit des männlichen Geschlechtsteils) – es wird viel Wirbel um Heros Jungfräulichkeit gemacht.
  • Die streng patriarchalische Gesellschaft, die die weibliche Keuschheit vor der Ehe und die daran geknüpfte männliche Ehre überbewertet, macht sich der Doppelmoral schuldig, denn die Männer brüsten sich mit ihren sexuellen Erfahrungen.
  • Zugleich zeigen sich die Ängste der Männer vor der weiblichen Sexualität: In immer neuen Witzeleien über Hörner und Gehörnte wird das Motiv des betrogenen Ehemanns variiert.
  • Beatrice bricht die traditionelle Frauenrolle auf: Sie ist schlagfertig und witzelt selbst gern über Anzügliches, ironisiert männliches Kriegsgebaren, hält sich nicht im Hintergrund wie Hero, verweigert sich der Suche nach einem Ehemann – und sie ist Benedikt vollkommen ebenbürtig. Benedikt und Beatrice stehen so für ein alternatives Beziehungsmodell.

Historischer Hintergrund

Das Ende des Elisabethanischen Zeitalters

Mit dem Beginn des 17. Jahrhunderts ging in England allmählich das Elisabethanische Zeitalter zu Ende. Königin Elisabeth I. regierte das Vereinigte Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. Während dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrernation ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende Wohlstand des Bürgertums bei. Bereits 1534 hatte Elisabeths Vater Heinrich VIII. den Bruch mit Rom vollzogen und die anglikanische Kirche gegründet; zu Elisabeths Zeit emanzipierte sich das Land noch mehr vom Katholizismus. Geistige und religiöse Toleranz waren die Folge und wirkten für das Empire in vielerlei Hinsicht beflügelnd.

Dass eine alleinstehende Frau an der Spitze des Reiches stand, änderte allerdings nichts an der Männerherrschaft innerhalb der englischen Gesellschaft. Frauen, zumal adelige, wurden meist von ihren Vätern verheiratet und hatten danach ihrem Ehemann zu gehorchen. Trotz allem war das London William Shakespeares eine vergleichsweise moderne, lebendige und intellektuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Elisabeth galt als große Förderin von Kunst und Schauspiel. Unter ihrer Regentschaft wurden die Spielstätten zu Erlebnisorten für breite Bevölkerungsschichten. Es kam zu einem regelrechten Theaterboom, begleitet von einem künstlerisch fruchtbaren Wettbewerb zwischen professionellen Schauspielertruppen.

Entstehung

Viel Lärm um nichts ist vermutlich im Winter 1598/99 entstanden. Literarische Vorlagen lassen sich für die Intrigenhandlung um Claudio und Hero ausmachen: Das Motiv der Verleumdung einer unschuldigen Frau war im 16. Jahrhundert verbreitet. Im Wesentlichen verarbeitete Shakespeare wohl drei Quellen: Die Figuren Hero, Leonato und Don Pedro entnahm er einer von Matteo Bandellos Novellen, die 1554 im italienischen Original und 1569 in französischer Übersetzung erschienen waren. Bei Bandello ist Leonato allerdings arm. Indem Shakespeare einen reichen Statthalter aus ihm macht, wird seine Entehrung durch die Beleidung seiner Tochter gesellschaftlich noch gravierender.

Edmund Spensers Versepos The Faerie Queene (1590) enthält eine Täuschungsepisode, in der die Magd sich in den Kleidern ihrer Herrin bei einem Rendezvous mit einem Mann niedrigen Standes sehen lässt, der Verlobte das als Beweis der Untreue nimmt – und sich noch brutaler rächt als Shakespeares Claudio: Er tötet sowohl seine Verlobte als auch den eifersüchtigen Täuscher. Für die Rolle der Magd ließ sich Shakespeare auch von Ariosts Versepos Orlando Furioso inspirieren, das 1591 in englischer Übersetzung erschien, doch lässt die Magd in dieser Quelle einen Mann in ihr Schlafzimmer, was Shakespeares Margaret nicht tut – so hält er die Ungewissheit über Margarets eigene Tugend- oder Lasterhaftigkeit aufrecht.

Die Handlung um die spöttisch streitenden Liebenden Beatrice und Benedikt, die Figur des bösen Don Juan und die unfreiwillig komischen Wachtmeister haben keine direkte Vorlage. Das Modell höfisch-geistreicher Konversation als Kampf der Geschlechter findet sich aber in den Dramen und Erzählungen des höfischen Dichters John Lyly oder in Baldassare Castigliones Der Höfling (1528).

Wirkungsgeschichte

Viel Lärm um nichts wurde noch vor der Jahrhundertwende uraufgeführt – viel genauer weiß man es nicht – und 1600 erschien die erste schriftliche Ausgabe. Shakespeare war zu dem Zeitpunkt bereits überaus populär. Viel Lärm um nichts hatte wie die anderen um 1600 entstandenen Stücke eine magnetische Wirkung: Die Zuschauer strömten in Scharen ins Theater. Das witzige Figurenpaar Beatrice und Benedikt war von Anfang an besonders beliebt, viel mehr als die problematischere Haupthandlung um den eher unsympathischen Claudio und die fast stumme Hero. Die schlagfertige Beatrice, die die traditionelle Frauenrolle ablehnt, wird aber wohl auch für Verunsicherung gesorgt haben – sie rief jedenfalls während der langen Aufführungsgeschichte gelegentlich den Unmut konservativer Kritiker hervor.

Noch zu Shakespeares Lebzeiten hielt man das Stück für eine geeignete Ehevorbereitung für Hochzeitspaare: Bei den Hochzeitsfeierlichkeiten für Prinzessin Elisabeth, die Tochter Jakobs I., und ihren Bräutigam, den Pfalzgraf Friedrich, wurde es gleich zweimal aufgeführt. Die nüchterne Einstellung zum Thema Liebe, im Unterschied etwa zu den Komödien Wie es euch gefällt oder Was ihr wollt, wurde dem Stück manchmal vorgeworfen. In England und im deutschsprachigen Raum zählt Viel Lärm um nichts bis heute zu den beliebtesten Shakespeare-Dramen – mehr allerdings beim Publikum als bei der Kritik.

Ebenfalls ein Publikumserfolg war die Verfilmung von Kenneth Branagh aus dem Jahr 1993, mit ihm selbst als Benedikt und seiner damaligen Ehefrau Emma Thompson als Beatrice.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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    H. P. vor 6 Jahren
    lol direkt bestellt