Skip navigation
Deutschstunde
Buch

Deutschstunde

Hamburg, 1968
Diese Ausgabe: Hoffmann und Campe, 2001 more...

Buch oder Hörbuch kaufen

Literatur­klassiker

  • Roman
  • Nachkriegszeit

Worum es geht

Die Freuden der Pflicht

Lenz’ Deutschstunde ist einer der wichtigsten Romane über die deutsche NS-Vergangenheit und deren Bewältigung. Wer jetzt schon die Augen verdreht und etwas schwer Verdauliches erwartet, der irrt: Der Roman hat auch einen hohen Unterhaltungswert, das ist gerade das Kunststück des Autors. Im Mittelpunkt steht der junge Siggi Jepsen, der während des Zweiten Weltkriegs in einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein aufwächst. Sein Vater ist Polizist und hat eine enorm wichtige Aufgabe zu erfüllen: das Berufsverbot eines Malers, dessen Kunst als entartet gilt, zu überwachen. Jepsen nimmt seine Pflicht auf absurde Weise ernst – so ernst, dass er nach dem Krieg nicht mehr damit aufhören kann. Sohn Siggi versucht die Bilder des Malers vor dem Pflichteifer des Vaters zu retten, wird wegen Kunstdiebstahls verhaftet und landet in einer Anstalt für kriminelle Jugendliche. Dort soll er eines Tages eine Strafarbeit zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ verfassen – das Ergebnis hält der Leser mit Deutschstunde in den Händen. Lenz schildert in seinem erfolgreichsten Roman alltägliche Vorgänge während der NS-Zeit aus der Sicht eines Kindes. Damit gelingt ihm eine eindringliche Darstellung der Lebenssituation im Dritten Reich. Die poetische, bildhafte Sprache des Werks macht den Roman erst recht zu einem Lesevergnügen.

Zusammenfassung

Ein Schulaufsatz

Siggi Jepsen ist Insasse einer Anstalt für schwer erziehbare Jugendliche auf einer Elbinsel bei Hamburg. Eines Tages müssen die Jungen in der Deutschstunde von Lehrer Korbjuhn einen Aufsatz zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Siggi denkt an seinen Vater Jens Ole Jepsen, einen pflichtbewussten Landpolizisten. Er verliert sich in seinen Erinnerungen und findet keinen Anfang für den Text. Als die Stunde vorbei ist, gibt er ein leeres Heft ab. Zur Strafe wird er allein in eine Zelle gesperrt. Wie lange er dort bleiben muss, hat er selbst in der Hand: Sobald der Aufsatz fertig ist, darf er die Zelle wieder verlassen.

Siggi beginnt zu schreiben und schildert ein Erlebnis mit seinem Vater aus dem Jahr 1943: Dieser ist Polizist in Rugbüll, einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein. Dort lebt er mit seiner Frau Gudrun, der Tochter Hilke und dem kleinen Siggi. Der große Bruder Klaas hat sich vor einiger Zeit selbst in den Arm geschossen, um dem Kriegsdienst zu entgehen, und ist seitdem in einem Gefängnislazarett. Die Eltern sind deshalb so erbost, dass...

Über den Autor

Siegfried Lenz wird am 17. März 1926 im ostpreußischen Lyck geboren, sein Vater ist Zollbeamter. 1943 legt er das Notabitur ab und wird danach zur Marine eingezogen. Als einer seiner Kameraden wegen Auflehnung erschossen wird, desertiert Lenz kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs und gerät in englische Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg beschließt er, Lehrer zu werden und studiert in Hamburg Philosophie, Anglistik und Literaturwissenschaft. Doch bald schon bricht er das Studium ab und wendet sich dem Journalismus zu. Zunächst ist er Volontär bei der Zeitung Die Welt, 1950/51 arbeitet er dort als Redakteur. In dieser Zeit erscheint sein erster Roman Es waren Habichte in der Luft. Das Buch ist so erfolgreich, dass Lenz sich zu einem Leben als freier Schriftsteller entschließt. Im Lauf der Jahre veröffentlicht er zahlreiche weitere Werke, darunter der Erzählband So zärtlich war Suleyken (1955), die Romane Heimatmuseum (1978) und Exerzierplatz (1985) sowie die Theaterstücke Zeit der Schuldlosen (1961) und Das Gesicht (1964). Sein größter Erfolg wird der Roman Deutschstunde (1968). Ein wichtiges Thema in Lenz’ Werk ist die Auseinandersetzung mit der jüngeren deutschen Geschichte. Entsprechend engagiert er sich auch politisch: Zusammen mit Günter Grass begleitet er den damaligen Bundeskanzler Willy Brandt im Jahr 1970 zur Unterzeichnung des deutsch-polnischen Vertrags nach Polen. Siegfried Lenz wird mit zahlreichen Preisen und Ehrungen gewürdigt. Unter anderem erhält er 1984 den Thomas-Mann-Preis und 1988 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Er ist außerdem Ehrenbürger seiner Heimatstadt Hamburg und des Landes Schleswig-Holstein. Siegfried Lenz stirbt im Alter von 88 Jahren am 7. Oktober 2014 in Hamburg. 


Kommentar abgeben