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Die Frau von dreißig Jahren
Buch

Die Frau von dreißig Jahren

Paris, 1842
Diese Ausgabe: Diogenes Verlag, 1977 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Psychologischer Roman
  • Realismus

Worum es geht

Die Ehe, ein Hort des Unglücks

Die bezaubernde, junge Julie schlägt die Warnungen ihres Vaters in den Wind, heiratet den Marquis von Aiglemont – und ihr lebenslanges Unglück nimmt seinen Lauf. Die Ehe mit dem anständigen, aber erzlangweiligen Offizier wird zum Gefängnis, aus dem es kein Entrinnen gibt. Zwar lässt sich Julie auf mehrere Liebschaften ein, aus denen z. T. sogar Kinder hervorgehen, doch mehr als vorübergehende Linderung verschafft ihr dies nicht. Sie ist das Opfer ihrer eigenen Glücksbedürfnisse und die Leidtragende einer Gesellschaft, die Frauen in ein enges Korsett aus herzlosen Konventionen steckt. Julie verliert ihre Tochter an einen Verbrecher und wird am Ende ihres Lebens vom Glauben überwältigt, alles falsch gemacht zu haben. Das 1842 erschienene Werk gehört zu Balzacs großartigem Romanzyklus Die menschliche Komödie. Es ist ein vielschichtiges, ergreifendes Psychodrama, das zahlreiche literarische Grundthemen des 19. Jahrhunderts aufgreift und in lose verbundenen Szenen die Stationen eines verzweifelten Lebens schildert. Mit seinen feministischen Zügen ist Die Frau von dreißig Jahren bis heute ein äußerst lesenswertes, modern anmutendes Werk geblieben.

Zusammenfassung

Vergebliche Warnungen

Paris im April 1813. Ein älterer, kränklich und verwelkt aussehender Mann geht an einem Sonntag mit seiner reizenden Tochter spazieren. Der Name des Mädchens ist Julie. Die beiden begeben sich zu den Tuilerien, um sich ein Manöver der napoleonischen Armee anzusehen. Julie ist ungeduldig und fröhlich, ihr alter Vater dagegen voller Sorge, denn er bemerkt, dass seine Tochter in den Oberst Victor d’Aiglemont verliebt ist, der durch seine Eleganz und seine stolze Haltung aus den Soldaten hervorsticht. Während die Menge vor dem defilierenden Kaiser in Ehrfurcht erstarrt, beobachtet der Vater den verliebten Glanz, den Victor d’Aiglemont auf Julies Gesicht zaubert. Der alte Mann warnt seine Tochter davor, sich jugendlichem Leichtsinn und romantischen Fantasiegebilden hinzugeben. Außerdem sei Victor nicht zartfühlend, sondern verwöhnt und tyrannisch veranlagt. Eine Ehe mit ihm würde unweigerlich im Unglück enden. Julie ist über die väterlichen Sorgen erstaunt und belustigt, doch als dem Greis die Tränen über die Wangen laufen, gibt sie ihm ein Versprechen: Sie werde so lange auf eine Heirat mit Victor d’Aiglemont verzichten, bis der Vater seine Vorurteile gegen...

Über den Autor

Honoré de Balzac wird am 20. Mai 1799 in Tours geboren. Sein Vater, der Sohn eines Bauern, hat sich zum leitenden Beamten hochgearbeitet, seine Mutter stammt aus gutbürgerlicher Familie. 1814 zieht die Familie Balzac nach Paris. Ein Jurastudium bricht der junge Balzac ab, um Schriftsteller zu werden. Lange Jahre ist er erfolglos. Er macht Schulden, die ihn für den Rest seines Lebens drücken werden, als er sich 1826 als Verleger versucht und eine Druckerei kauft, die zwei Jahre später Konkurs anmelden muss. 1829 stellt sich erster schriftstellerischer Erfolg ein, der ihm Zutritt zu Adelskreisen verschafft. Er führt ein Leben über seine Verhältnisse und hat viele Liebschaften mit zumeist verheirateten Damen. 1832 tritt die ukrainische Gräfin Eva Hanska mit ihm in Briefkontakt. Die beiden schreiben sich 18 Jahre lang und sehen sich gelegentlich auf Reisen, bis sie ihn wenige Monate vor seinem Tod schließlich heiratet. Balzac schreibt einen Roman nach dem anderen. Er fasst seine Werke bereits früh in Gruppen zusammen. Während der Entstehung eines seiner bekanntesten Texte, Le père Goriot (Vater Goriot, 1834/35), hat er die Idee, dieselben Romanfiguren in verschiedenen Werken auftreten zu lassen und so ein überschaubares, vielfältig verwobenes Romanuniversum zu schaffen. Das Projekt der Comédie humaine, der Menschlichen Komödie, entsteht mit seinen Großgruppen und Untergruppen und dem Ziel, ein umfassendes Sittengemälde von Balzacs Zeit zu entwerfen. Dafür erlegt sich der Schriftsteller ein unglaubliches Arbeitspensum auf, schreibt oft bis zu 17 Stunden am Tag. 91 der 137 geplanten Romane und Erzählungen kann er fertigstellen. Zu den bekanntesten zählen Illusions perdues (Verlorene Illusionen), Eugénie Grandet, Splendeurs et misères des courtisanes (Glanz und Elend der Kurtisanen) und La peau de chagrin (Das Chagrinleder). Balzac gilt zusammen mit Stendhal und Flaubert als der Begründer des literarischen Realismus in Frankreich. Die ständige Überanstrengung ruiniert seine Gesundheit, er stirbt am 18. August 1850 in Paris.


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