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In Stahlgewittern
Buch

In Stahlgewittern

Hannover, 1920
Diese Ausgabe: Klett-Cotta, 2005 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Dokumentarliteratur
  • Moderne

Worum es geht

Kampf als äußerstes Erlebnis

"Stahlgewitter", "Trommelfeuer", "Flammenmeer", "Leichenfelder", "Eisenhagel", "Feuersturm" - so lauten die immer wiederkehrenden Elementarbegriffe in Jüngers Beschreibung seiner Erlebnisse in den vordersten Linien der Materialschlachten des Ersten Weltkriegs. Viele dieser bildhaften Begriffe lehnen sich an das Vokabular tosender, zerstörerischer Naturgewalten an. Und genauso wird der Krieg auch von Jünger erfahren: als eine vernichtende Urkraft. Der Autor hat den Ersten Weltkrieg als junger Soldat und als Stoßtruppführer mitgemacht und aus seinen tagebuchartigen Aufzeichnungen diesen berühmten literarischen Bericht geformt, eines der bedeutendsten Kriegsbücher deutscher Sprache. Völlig ohne Sentimentalität oder Betroffenheit wird das Kriegsgeschehen vor dem Leser ausgebreitet, es erscheint wie ein einziges großes Abenteuer. Jüngers "heroische" Haltung wurde allerdings vielfach als Kriegsverherrlichung und reaktionärer Kämpfermystizismus verstanden. Dennoch: In Stahlgewittern ist ein sehr lesenswertes Buch, gerade in Zeiten, in denen Anzug tragende Kriegstreiber Lügen wie die vom "sauberen Krieg" oder von "chirurgisch präzisen Luftschlägen" verbreiten.

Zusammenfassung

Ankunft an der Front

Im Dezember 1914 kommt Ernst Jünger als 19-jähriger einfacher Soldat bei seinem Füsilierregiment 73 in der Champagne an der Westfront an. Er und seine Kameraden - Studenten, Abiturienten, junge Handwerker und Industriearbeiter - haben eine kurze Militärausbildung hinter sich und freuen sich voller Begeisterung darauf, "mitmachen" zu dürfen. Die zurückliegenden Jahrzehnte des Friedens in Europa empfanden sie als langweilig und sehnen sich nach Gefahr, männlicher Bewährung und einem "fröhlichen Schützengefecht". Schon kurz nach dem Aussteigen aus dem Zug im Städtchen Bazancourt und nach einem Marsch in das Dorf Orainville dröhnen die ersten Kampfgeräusche zu ihnen. Zerlumpte Soldaten und blutüberströmte Verwundete vermitteln einen ersten Eindruck vom wahren Gesicht des Krieges. Ein Granateneinschlag zertrümmert das Portal des schlossartigen Herrensitzes in dem Dorf und fordert 13 Opfer. Ein Gefühl der Beklemmung dämpft die Stimmung. Das schreckhafte Zusammenfahren bei jedem unerwarteten Geräusch ist eine erste, nachhaltige und sich während des ganzen Krieges ständig wiederholende Erfahrung. Knallen, Schreie, das Flattern und Rauschen heranfliegender schwerer...

Über den Autor

Ernst Jünger wird am 29. März 1895 in Heidelberg als Sohn eines promovierten Chemikers geboren. Einer seiner Brüder ist der ebenfalls bekannte Schriftsteller Friedrich Georg Jünger. Seine Kindheit verbringt Jünger vor allem in Hannover. Noch als Gymnasiast geht er zur Fremdenlegion nach Nordafrika, wird aber vom Vater zurückgeholt. Nach dem Notabitur 1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger und erhält im Ersten Weltkrieg höchste militärische Auszeichnungen als Soldat. Seine Kriegserlebnisse verarbeitet er in mehreren Werken, darunter In Stahlgewittern (1920), das ihn sogleich berühmt macht. Nach dem Krieg dient er bis 1923 in der Reichswehr und studiert danach Zoologie und Philosophie, bricht seine Studien aber ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Nach anfänglichen Sympathien hält er sich von den Nationalsozialisten fern und lehnt sowohl einen ihm von der NSDAP angebotenen Sitz im Reichstag als auch die Aufnahme in die Dichterakademie ab. 1939 erscheint seine Erzählung Auf den Marmorklippen, in der das Regime eines brutalen „Oberförsters“ beschrieben wird. Im gleichen Jahr wird Jünger zur Wehrmacht eingezogen und leistet als Hauptmann Dienst in Frankreich, vor allem in Paris. 1944 wird Jünger, der einigen der Attentäter vom 20. Juli nahesteht, wegen kritischer Äußerungen aus der Wehrmacht entlassen. Weil er sich weigert, den Entnazifizierungsbogen der Siegermächte auszufüllen, wird er nach dem Krieg zunächst mit Publikationsverbot belegt. Anfang der 50er Jahre zieht Jünger nach Wilflingen in Baden-Württemberg, wo er bis zu seinem Lebensende wohnt. Jünger erhält u. a. den Goethepreis und das Bundesverdienstkreuz. Er wird in Frankreich sehr geschätzt, der französische Präsident Mitterand besucht ihn sogar in Wilflingen. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller betätigt er sich auch als angesehener Insektenforscher. Sein tagebuchartiges Werk Siebzig verweht erscheint in fünf Teilen von 1980 bis 1997. Jünger stirbt kurz vor seinem 103. Geburtstag am 17. Februar 1998. Erst nach seinem Tod wird bekannt, dass er 1996 zum Katholizismus konvertierte.


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