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Auf den Marmorklippen
Buch

Auf den Marmorklippen

Hamburg, 1939
Diese Ausgabe: Klett-Cotta, 2008 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Parabel
  • Moderne

Worum es geht

Ode an den Untergang

Die Nazis umwarben ihn vergeblich, Goebbels hasste ihn, und entnazifizieren lassen wollte er sich schon gar nicht: Ernst Jünger. Die Grünen gingen auf die Barrikaden, als die Stadt Frankfurt ihm 1982 den Goethe-Preis verlieh; doch Joschka Fischer musste eingestehen, dass er für seine Generation eine Art Geheimtipp war, „umgeben von der Aura des intellektuell Obszönen“. Ernst Jünger, der 1998 im biblischen Alter von 102 Jahren starb, steht wie kein anderer deutscher Schriftsteller für die Widersprüche, Irrwege und Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Mit Auf den Marmorklippen hat er diese schon vor Beginn des Zweiten Weltkriegs in eine fremd klingende Prosa gegossen, die in keine Schublade passt. Ein Widerstandsbuch? Nein, den Schuh sollten sich andere anziehen, widersprach Jünger. Ein den Untergang und die Gewalt verherrlichendes, kaltes und barbarisches Machwerk? So urteilten zwar Thomas Mann und viele andere, aber sie standen dabei noch stark unter dem Eindruck der Kriegskatastrophe. Faszinierend ist jedenfalls, wie Jünger seine Absage an die Gewaltherrschaft in eine Sprach- und Bilderwelt packt, wie sie der nationalsozialistischen Propagandamaschinerie nicht besser hätte einfallen können. Jünger wird ein kontroverser Autor bleiben. Wer verstehen will, warum, muss ihn lesen.

Zusammenfassung

Goldene Zeiten

Der Erzähler und sein Bruder Otho führen ein zurückgezogenes Leben als Pflanzenkundler in einer kleinen Winzerstadt am Ufer eines Sees, der Großen Marina. Im Süden liegt das freie Bergland Alta Plana und im Norden die Ebene der Campagna. Durch die Marmorklippen abgeschottet, leben dort nomadische Hirten – ein primitives, heidnisches Volk, das Blutrache praktiziert und sich in Felle und Lumpen kleidet. Am Rand der Campagna liegt unbesiedeltes Moorland und dahinter erstrecken sich im Hochwald die gefürchteten Jagdgründe des Oberförsters. In der reichen, mediterranen Landschaft der Marina gedeihen die herrlichsten Weine, aber auch die Künste und Wissenschaften. Bauern geben den Dichtern und Musikern das Nötigste zum Leben. Die beiden Botaniker trinken jeden Herbst mit den Wirten und Winzern auf Glück und Überfluss. Eines frühen Morgens, als sie trunken vom Wein zu ihrer Rautenklause am Rand der Marmorklippen hinaufsteigen, begegnen ihnen die Geister der Ureinwohner des Landes, grau und mit hölzernen Gesichtern. Ein böses Omen.

Die Rautenklause ist auf einer von Weinbergen umgebenen Felseninsel erbaut. Auf...

Über den Autor

Ernst Jünger wird am 29. März 1895 in Heidelberg als Sohn eines promovierten Chemikers geboren. Einer seiner Brüder ist der ebenfalls bekannte Schriftsteller Friedrich Georg Jünger. Seine Kindheit verbringt Jünger vor allem in Hannover. Noch als Gymnasiast geht er zur Fremdenlegion nach Nordafrika, wird aber vom Vater zurückgeholt. Nach dem Notabitur 1914 meldet er sich als Kriegsfreiwilliger und erhält im Ersten Weltkrieg höchste militärische Auszeichnungen als Soldat. Seine Kriegserlebnisse verarbeitet er in mehreren Werken, darunter In Stahlgewittern (1920), das ihn sogleich berühmt macht. Nach dem Krieg dient er bis 1923 in der Reichswehr und studiert danach Zoologie und Philosophie, bricht seine Studien aber ab, um sich ganz dem Schreiben zu widmen. Nach anfänglichen Sympathien hält er sich von den Nationalsozialisten fern und lehnt sowohl einen ihm von der NSDAP angebotenen Sitz im Reichstag als auch die Aufnahme in die Dichterakademie ab. 1939 erscheint sein Roman Auf den Marmorklippen, in der das Regime eines brutalen „Oberförsters“ beschrieben wird. Im gleichen Jahr wird Jünger zur Wehrmacht eingezogen und leistet als Hauptmann Dienst in Frankreich, vor allem in Paris. 1944 wird Jünger, der einigen der Attentäter vom 20. Juli nahesteht, wegen kritischer Äußerungen aus der Wehrmacht entlassen. Weil er sich weigert, den Entnazifizierungsbogen der Siegermächte auszufüllen, wird er nach dem Krieg zunächst mit Publikationsverbot belegt. Anfang der 50er Jahre zieht Jünger nach Wilflingen in Baden-Württemberg, wo er bis zu seinem Lebensende wohnt. Jünger erhält u. a. den Goethepreis und das Bundesverdienstkreuz. Er wird in Frankreich sehr geschätzt, der französische Präsident Mitterand besucht ihn sogar in Wilflingen. Neben seiner Arbeit als Schriftsteller betätigt er sich auch als Insektenforscher und kommt dadurch zu einigem Ansehen. Sein tagebuchartiges Werk Siebzig verweht erscheint in fünf Teilen von 1980 bis 1997. Jünger stirbt kurz vor seinem 103. Geburtstag am 17. Februar 1998. Erst nach seinem Tod wird bekannt, dass er 1996 zum Katholizismus konvertierte.


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