- Drama
- Moderne
Worum es geht
Der Sinn der Sinnlosigkeit oder die Sinnlosigkeit des Sinns
Theodor W. Adorno schrieb über Becketts Endspiel: „Es verstehen kann nichts anderes heißen, als seine Unverständlichkeit verstehen, konkret den Sinnzusammenhang dessen nachkonstruieren, dass es keinen hat.“ Das trifft ins Schwarze, verführt jedoch dazu, in Endspiel bloß die Kopfgeburt eines neurotischen Grüblers zu sehen. Ein solcher war Samuel Beckett zweifellos, zugleich aber auch ein Künstler ersten Ranges. Was dem Leser oder Theaterzuschauer in Endspiel begegnet, ist daher nicht die theoretische Beschreibung des Menschen im Zustand vollständiger Illusionslosigkeit, sondern die konkrete Darstellung dieses Zustands. Endspiel muss gar nicht entziffert, gedeutet, verstanden werden, sondern nur angeschaut. Zugegeben: Ein Theaterstück, in dem nichts passiert, das nirgendwo hinführt, in dem die Figuren so bedeutungsschwangere wie sinnentleerte, so unmotivierte wie folgenlose Satzfragmente in den Raum werfen, das zuletzt in der menschlichen Existenz nur ein Warten auf den Tod sieht – so ein Theaterstück ist nicht jedermanns Sache. Wer nichts damit anfangen kann, wird an Endspiel aber immerhin seine Kürze loben, und auch die kulturgeschichtliche Bedeutung lässt sich nicht abstreiten.
Zusammenfassung
Über den Autor
Samuel Beckett wird am 13. April 1906 in Foxrock nahe Dublin geboren. Er wächst in einer gut situierten und protestantischen Familie auf. Von 1923 bis 1927 studiert er Sprachen und Literatur in Dublin. Ein Jahr später geht er als Englischlektor nach Paris. Dort lernt er den Schriftsteller James Joyce kennen, mit dem er sich anfreundet. In Frankreich entstehen erste Erzählungen und Gedichte. 1930 kehrt Beckett als Lektor für Französisch ans Trinity College nach Dublin zurück und promoviert. Doch schon 1932 kündigt er seinen Vertrag mit der irischen Universität. Er kann sich nicht mit der Routinearbeit anfreunden, leidet unter Geldmangel und Depressionen. Als 1933 sein Vater stirbt und Beckett eine kleine Erbschaft antritt, reist der junge Schriftsteller jahrelang durch Frankreich, Italien und Deutschland. Seine ersten Romane Dream of Fair to Middling Women (Traum von mehr bis minder schönen Frauen, 1932) und Murphy (1938) entstehen. 1937 lässt er sich in Paris nieder. Hier lernt er seine Lebensgefährtin und spätere Frau, eine Pianistin, kennen. Beide schließen sich der Résistance an. 1942 müssen sie vor der Gestapo fliehen und sich im unbesetzten Südfrankreich verstecken. Beckett ist als Landarbeiter tätig und schreibt während dieser Zeit den Roman Watt, der 1953 veröffentlicht wird. In den Nachkriegsjahren ist der Autor äußerst produktiv. Er beginnt in französischer Sprache zu schreiben und wendet sich neben den Prosawerken dem Theater zu. Zwischen 1946 und 1950 entstehen u. a. der Roman Mercier et Camier (Mercier und Camier), sein erstes Stück Eleuthéria, die Romane Molloy, Malone meurt (Malone stirbt), L’Innommable (Der Namenlose) und das Drama En attendant Godot (Warten auf Godot). Die Uraufführung dieses Stücks bringt Beckett 1953 neben dem literarischen Durchbruch auch den ersten finanziellen Erfolg. Seine Dramen – 1957 erscheint Fin de partie (Endspiel), 1961 Happy Days (Glückliche Tage) – sind äußerst erfolgreich. 1969 erhält er den Nobelpreis für Literatur. Mehrfach inszeniert er seine eigenen Dramen in Berlin, außerdem konzipiert er Fernseh- und Hörspielproduktionen. Am 22. Dezember 1989 stirbt Samuel Beckett in Paris.
Kommentar abgeben