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Homo faber
Buch

Homo faber

Ein Bericht

Frankfurt am Main, 1957
Diese Ausgabe: Suhrkamp, 1977 Mehr

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Literatur­klassiker

  • Roman
  • Moderne

Worum es geht

Das Scheitern des modernen, rationalen Menschen

Homo faber ist der Lebensbericht des erfolgreichen Ingenieurs Walter Faber, der ein mobiles Leben zwischen New York, Paris und seinen Einsatzorten in der Dritten Welt führt. Faber hat eine gefühlsarme Beziehung mit einer Frau, die er eigentlich kaum kennt. Emotionen irritieren ihn; er versucht das Leben auf Messbares zu reduzieren. Durch Zufall wird er mit seiner lange vergessenen Vergangenheit konfrontiert: In den 30er Jahren war er in Zürich mit der Halbjüdin Hanna liiert. Er hatte mit ihr ein Kind gezeugt, verließ sie jedoch aus beruflichen Gründen, im Glauben, sie würde das Kind abtreiben. Nun erfährt er, dass sie noch lebt. Ein zweiter Zufall: Faber lernt die Studentin Sabeth kennen und beginnt ein Verhältnis mit ihr - nicht wissend, dass sie Hannas und seine leibliche Tochter ist. Sabeth stirbt an den Folgen eines Unfalls, und Faber selbst steht am Ende vor einer lebensbedrohlichen Operation und sieht damit dem Tod ins Auge. Der Text belegt eindrucksvoll, wie emotionale Kälte zu fatalen Missverständnissen zwischen den Geschlechtern, zu Leid und Tod führt, und zeigt auf, dass die rein technische Ratio keine menschliche Lebensgrundlage sein kann.

Zusammenfassung

Notlandung in der Wüste

Der Schweizer Ingenieur und UNESCO-Mitarbeiter Walter Faber lernt auf einem Flug von New York nach Caracas, wo er eine Turbinenmontage überwachen soll, einen Deutschen kennen. Der Mitreisende erinnert ihn an seinen alten Freund Joachim. Er erzählt Faber, dass er im Auftrag seiner Firma nach Guatemala unterwegs ist, um eine Tabakplantage zu inspizieren. Sein Bruder lebe bereits seit einigen Monaten dort. Während des Fluges fallen zwei der vier Propellermotoren der Maschine aus; inmitten der mexikanischen Wüste entschließt man sich zur Notlandung. Diese verläuft glimpflich. Der Aufenthalt in der Wüste dauert vier Tage; es stellt sich heraus, dass der Deutsche Herbert Hencke heißt und tatsächlich der jüngere Bruder jenes Freundes Joachim ist, mit dem Faber einst in Zürich studierte. Später erfährt Faber nebenbei, dass Joachim geheiratet hat, sich jedoch bald darauf wieder scheiden ließ. Als Faber hört, dass die Frau eine Münchner Halbjüdin gewesen sei und Hanna Landsberg hieß, verliert er beinahe die Fassung. Es wird klar, dass er sie kannte. Am dritten Tag landet ein Hubschrauber, der einen der Passagiere ausfliegt und Post mitnimmt. Faber schreibt ...

Über den Autor

Max Frisch wird am 15. Mai 1911 als Sohn eines Architekten in Zürich geboren. Nach dem Gymnasium beginnt er ein Germanistikstudium, bricht es 1934 ab, arbeitet als freier Journalist, u. a. als Sportreporter in Prag, und verfasst Reiseberichte. Er ist vier Jahre mit einer jüdischen Kommilitonin liiert, die er heiraten will, um sie vor Verfolgung zu schützen, sie lehnt jedoch ab. Ab 1936 studiert er in Zürich Architektur, 1940 macht er sein Diplom. Ein Jahr später gründet er ein Architekturbüro und arbeitet gleichzeitig als Schriftsteller. Er heiratet 1942 seine ehemalige Studienkollegin Gertrud (Trudy) Constance von Meyenburg, mit der er drei Kinder hat. 1951 hält sich Frisch für ein Jahr in den USA und in Mexiko auf. 1954 erscheint sein erster Roman: Stiller. Das Buch ist so erfolgreich, dass Frisch sich nun ganz der Schriftstellerei widmen kann. 1955 löst er sein Architekturbüro auf und bereist die USA, Mexiko, Kuba und Arabien. 1958 erhält er den Georg-Büchner-Preis und den Literaturpreis der Stadt Zürich, ein Jahr später wird seine erste Ehe geschieden. 1960 zieht Frisch nach Rom, wo er fünf Jahre lang mit der Schriftstellerin Ingeborg Bachmann zusammenlebt – und die 23-jährige Studentin Marianne Oellers kennen lernt. 1961 wird das Theaterstück Andorra uraufgeführt, ein Gleichnis über die fatale Wirkung von Vorurteilen. 1964 erscheint der Roman Mein Name sei Gantenbein. Im Folgejahr übersiedelt Frisch zurück ins Tessin in die Schweiz. 1966 und 1968 unternimmt er größere Reisen in die UdSSR, 1970 folgt wieder ein längerer USA-Aufenthalt. Inzwischen hat er Marianne Oellers, mit der er jahrelang zusammengelebt hat, geheiratet. 1975 veröffentlicht Frisch die autobiografisch gefärbte Erzählung Montauk. Schweizkritische Schriften wie Wilhelm Tell für die Schule (1971) führen in seiner Heimat zu Widerspruch, in Deutschland findet er mehr Anerkennung. 1976 erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Max Frisch stirbt am 4. April 1991 in Zürich an Krebs.


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