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Manhattan Transfer

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Manhattan Transfer

Rowohlt,

15 Minuten Lesezeit
10 Take-aways
Text verfügbar

Was ist drin?

Vom Zauber und Grauen der modernen Großstadt.


Literatur­klassiker

  • Gesellschaftsroman
  • Moderne

Worum es geht

Glanz und Grauen der Großstadt

Mit Manhattan Transfer hat John Dos Passos 1925 der Millionenmetropole New York ein literarisches Denkmal gesetzt. Ein Roman, so unbändig und überwältigend wie die Stadt selbst. Mit dem ehrlichen Blick eines Dokumentarfilmers fängt Dos Passos das Leben in der modernen Großstadt ein, realistisch und ungeschminkt. In Manhattan Transfer ist die Stadt die eigentliche Hauptfigur. Wie durch eine Kamera beobachtet der Leser die überdrehte Hektik der Rushhour, die Reizflut der Nachtstunden und die Tristesse des Morgens danach. Manche der vielen Erzählstränge kreuzen sich, andere reißen einfach ab. Inmitten dieses Kaleidoskops an Szenen und Eindrücken wird New York spürbar als ein Ort der Extreme und der Exzesse, wo das Leben brummt und das Unmögliche möglich ist: die steile Karriere, das schnelle Geld, die große Liebe. Aber wo es eben auch schnell andersherum gehen kann: der Fall in die Gosse, der Ruin einer Existenz. In Manhattan Transfer ist der Übergang zwischen enthusiastischer Betriebsamkeit und besinnungslosem Taumel fließend. Und jeder der Handelnden verflucht die Großstadt früher oder später. Manhattan Transfer ist eine beißende Kritik der kapitalistischen Moderne und zugleich eine Satire auf die amerikanische Konsumkultur, aber auch eine Ode an die Geschwindigkeit und Offenheit New Yorks.

Take-aways

  • Manhattan Transfer ist einer der bedeutendsten Großstadtromane der Moderne.
  • Inhalt: Bud Korpenning flieht nach einem Mord nach New York. Er findet keine Arbeit und springt von der Brooklyn Bridge. Der behütete Jimmy Herf macht bis zum Ersten Weltkrieg Karriere als Reporter, danach verliert er seinen Job und verlässt New York. Die bildhübsche Ellen erobert zunächst das Theater, dann die Zeitungswelt – und nebenbei zahllose Männerherzen.
  • Der Roman erschien 1925 und war ein großer Erfolg.
  • Der soziale Realismus des Buches löste heftige Kontroversen aus.
  • In Manhattan Transfer wird die Großstadt selbst zur Hauptfigur. Der Roman verfolgt eine Vielzahl von Figuren und Handlungssträngen.
  • John Dos Passos hat Manhattan Transfer wie einen Film geschrieben, indem er Schnitte, Überblendungen oder Montagen mit sprachlichen Mitteln nachahmt.
  • Dos Passos sah Manhattan Transfer als objektiveres Pendant zu James Joyces Ulysses
  • Dos Passos’ Zeitgenossen wie D. H. Lawrence, F. Scott Fitzgerald oder Sinclair Lewis lobten das Buch als außergewöhnlich.
  • Manhattan Transfer beeinflusste Autoren wie Jean-Paul Sartre, Alfred Döblin und James T. Farrell.
  • Zitat: „‚Daddy, warum sind wir nicht reich?‘ / ‚Es gibt viele, die ärmer sind als wir, Ellie … Wenn wir reich wären, würdest du deinen Daddy doch bestimmt nicht mehr lieben als jetzt, oder?‘ / ‚Doch, das würde ich.‘“

Zusammenfassung

Metropole

Bud Korpenning geht kraftlos von der Fähre, die ihn nach New York gebracht hat. Es ist sein erster Besuch. Übermüdet zieht er in Richtung Broadway, auf der Suche nach Arbeit und Zerstreuung. Ein Imbissbudenbesitzer gibt ihm den Rat, sich erst einmal rasieren zu lassen. Ed Thatcher eilt ins Krankenhaus, wo gerade seine Tochter Ellen zur Welt gekommen ist. Seine Frau ist außer sich, weil sie glaubt, ihr Baby sei vertauscht worden. Sie wird schnell mit Äther betäubt. Als Ed nach draußen geht, wird er von einem Fremden, der ebenfalls gerade Vater geworden ist, in eine Bar eingeladen. Nach einem Bier verabschiedet sich der Fremde – und Ed stellt fest, dass er auf der Rechnung sitzen geblieben ist. Unterdessen bleibt Buds Suche nach Geld erfolglos. Auch die beiden ehemaligen Schiffsstewards Emile Loustec und Congo Jake suchen in New York einen Job. Sie haben das Leben an Bord satt und heuern stattdessen in einem Nobelrestaurant als Kellner an. Schnell ist Congo frustriert davon, für die reichen Trinker buckeln zu müssen. Er wird gefeuert und muss wieder auf einem Schiff arbeiten. Emile bleibt. Er glaubt weiterhin an das große Glück. Anders als der junge Anwalt George Baldwin, der die Suche nach dem Glück schon fast aufgegeben hat. Seine Kanzlei kommt überhaupt nicht in Fahrt. Er überlegt gerade, ob er nicht alles hinschmeißen soll, als er mitbekommt, dass der Milchmann Gus McNiel von einer Straßenbahn angefahren worden ist. Sofort wittert Baldwin seine Chance. Er macht die Ehefrau des Unfallopfers, Nellie, ausfindig und schlägt ihr vor, die Straßenbahnbetreiber zu verklagen. Die Klage ist erfolgreich und die McNiels erhalten 12 500 Dollar Schmerzensgeld. Mit diesem Erfolg macht sich George einen Namen – und beginnt hinter Gus’ Rücken eine Affäre mit Nellie.

„,Daddy, warum sind wir nicht reich?‘ / ‚Es gibt viele, die ärmer sind als wir, Ellie … Wenn wir reich wären, würdest du deinen Daddy doch bestimmt nicht mehr lieben als jetzt, oder?‘ / ‚Doch, das würde ich.‘“ (S. 85)

Unterdessen bandelt Emile mit Madame Rigaud an, der verwitweten Besitzerin eines Feinkostladens. Sie ziert sich, will eigentlich nichts mehr von Männern wissen. Doch als Emile sie mit einer alten Bekannten eifersüchtig macht, lässt sie sich doch mit ihm ein. Bud ist derweil immer noch arbeitslos. Eine Frau verspricht ihm einen Dollar, wenn er ihre Kohlen in die Wohnung hochträgt. Sie gibt ihm etwas zu essen, wirft ihn dann aber mit nur einem Vierteldollar wieder raus. Ed verdient schlecht, aber er kümmert sich liebevoll um seine Tochter. Seine Frau findet dagegen kaum einen Zugang zu Ellen, die sich zu einem selbstbewussten Mädchen entwickelt.

Dollar

Am 4. Juli kommen Lily Herf und ihr Sohn Jimmy mit dem Schiff in New York an. Jimmy ist Lilys Ein und Alles, doch ihr geht es nicht gut. Inzwischen trennt sich Nellie von George, denn sie will ihren Mann nicht verlassen und vertraut George zu wenig, um ihn zu heiraten. Nachdem Lily einen Schlaganfall erlitten hat, muss Jimmy in ein Internat. Mit den rauen Sitten dort kommt er nicht zurecht. Er leidet darunter, von seiner Mutter getrennt zu sein. Als Jimmys Mutter stirbt, ist er 16. Er kommt zu seiner Tante Emily und deren Mann Jeff. Lily hat ihrem Sohn etwas Geld hinterlassen, doch der reiche Onkel Jeff will den Jungen zuerst zu einem tüchtigen und sparsamen Mann erziehen, bevor er ihm sein Erbe aushändigt. Jimmy soll für ihn arbeiten. Doch Jeffs autoritäre Art passt Jimmy gar nicht. Er türmt und versucht, allein ein Auskommen zu finden. Ellen ist inzwischen erwachsen und heißt jetzt Elaine Oglethorpe. Sie hat geheiratet. Vom Bahnhof Manhattan Transfer aus bricht sie mit ihrem Mann John Oglethorpe Richtung Atlantic City auf – in die Flitterwochen.

„Ich hab ihm mit der Hacke den Schädel eingeschlagen, hab ihm die Rübe zermanscht wie n faulen Kürbis. Ich hab ihm gesagt, er soll mich in Ruhe lassen, aber er hat mich nich in Ruhe gelassen … Er war n harter, gottesfürchtiger Mann (…).“ (Bud, S. 163)

Bud ist im Armenhaus gestrandet. Er hat kein Geld mehr und zittert vor Hunger. Einem Bettler erzählt er seine Geschichte: wie er zwölf Jahre lang misshandelt wurde und wie er dem Mann, von dem es hieß, er sei sein Vater, dann eines Tages den Schädel einschlug und türmte. Dabei ließ er ein riesiges Bündel Geldscheine zurück, das der Mann versteckt hatte. Nur zehn Dollar nahm er sich davon. Bud ist jetzt panisch vor Angst, verhaftet zu werden. Der Bettler rät ihm, mit einem Teil seines Geldes gut essen zu gehen, sich auszuschlafen und dann mit ihm gemeinsam das Geld des Mannes zu holen. Bud stimmt zu, geht essen – und stürzt sich dann von der Brooklyn Bridge in den Tod.

Der Liebling der Saison

Jimmy Herf arbeitet jetzt als Reporter. Er ist mit der Schauspielerin Ruth Prynne liiert – einer Kollegin von Ellen, die gerade eine Affäre mit George Baldwin hat. Ihr Mann John weiß nichts davon, er hält die Ehe noch für vollkommen intakt. Der Spekulant Joe Harland, Jimmys Cousin, wurde früher „der Magier der Wall Street“ genannt. Dank seiner blauen Glückskrawatte ist jedes noch so riskante Geschäft aufgegangen. Doch dann hat er die Krawatte an eine Geliebte verschenkt und ist furchtbar abgestürzt. Nun hat er alles verloren. Weil er seit Wochen keine Miete mehr zahlen kann, verliert er seine Wohnung. Er schnorrt sich von Essen zu Essen. Seine alten Bekannten lassen ihn allesamt im Stich. Ellen verlässt John und zieht ins Hotel Brevoort. Jetzt hat sie eine Affäre mit Stan Emery, dem ältesten Sohn des Seniorpartners der Kanzlei Emery und Emery. Stan kommt mit dem Reichtum und dem Ruf seiner Familie nicht zurecht und ist ein hoffnungsloser Trinker. George widmet sich dafür wieder mehr seiner Frau Cecily. Sie ist unglücklich in ihrer Ehe und weiß, dass George sie betrogen hat. Der aber drängt sie, sich nicht scheiden zu lassen – das würde nämlich seinem Ruf schaden.

„,Schlampe! Schlampe!‘, rief eine Stimme durch das offene Fenster. (…) Stan (…) starrte gleichmütig John Oglethorpe an, der sich durch den oberen Teil des Schiebefensters beugte, mit den Armen fuchtelte und lauthals zeterte wie eine Figur im Kaspertheater.“ (S. 256)

Im Vollrausch sucht Stan seinen Freund Jimmy Herf auf und borgt sich Jimmys Hinterzimmer für ein Schäferstündchen mit Ellen. Mitten in der Nacht wird Jimmy geweckt, als Ellen aufgebracht in sein Zimmer stürzt. John hat sie gefunden, ist über die Feuerleiter in die Wohnung gestiegen und macht ihnen eine Szene. Als John Jimmy sieht, schwenkt sein Zorn auf ihn um und er bricht in eine Tirade gegen die Verlogenheit der Journalistenzunft aus. Danach verschwindet er in die regnerische Nacht New Yorks. Als Ellen ihrem Vater erzählt, sie wolle sich scheiden lassen, reagiert dieser erleichtert. George wird die Scheidung durchführen. Ed hätte gern mehr Zeit mit seiner Tochter, doch die ist zu beschäftigt mit ihrer Karriere als Schauspielerin. Ein besonders aussichtsreiches Sprungbrett zum großen Erfolg ist der erfolgreiche Produzent Harry Goldweiser. Der hält Ellen nicht nur für eine begabte Schauspielerin, sondern auch für eine attraktive Frau. Ellen empfindet nichts für ihn, lässt sich aber dennoch immer wieder ausführen.

Achterbahn

Gus McNiel ist zum Gewerkschaftsführer aufgestiegen. Er versucht, George Baldwin zu überreden, in die Stadtpolitik einzusteigen. Doch George ist nicht an Politik interessiert. Für ihn ist nach dem Unfall von Gus alles bergauf gegangen. Nur sein Privatleben macht ihn unglücklich. Sein Verlangen nach Ellen ist ungetrübt. Bei einem Dinner mit Ellen betrinkt er sich und drängt sie, seine Frau zu werden. Ellen widersetzt sich, sie will ihre Freiheit behalten. Später am Abend geht sie zu Jimmy und Gus, die an der Bar stehen. Sie wollen gerade gehen, als ihnen in der Eingangshalle ein völlig verstörter George in den Weg tritt, in der Hand einen Revolver. Doch Gus nimmt ihm die Waffe kurzerhand ab.

„Baldwin packte sie am Handgelenk. ‚Du hast lange genug mit mir gespielt, hörst du? Eines Tages wird einer zum Revolver greifen und dich erschießen.‘“ (S. 300)

Als der Krieg erklärt wird, drehen sich eine Weile alle Gespräche nur noch darum. Alle sind beunruhigt: Wie wird sich der Krieg auf die Börse auswirken? Wie auf die Theater? Ellen wird in die Kreise Harry Goldweisers eingeführt. Ihre Beziehung zu Stan versteckt sie vor Harry. Besonders brenzlig wird es, als Stan vor einer Vorstellung betrunken in Ellens Umkleideraum einschläft. Während Goldweiser sie nach der Vorstellung enthusiastisch feiert, schläft Stan seinen Rausch im Badezimmer aus und muss anschließend in Frauenkleidern aus dem Theater geschleust werden. Jimmy hat es bis zur Times geschafft. Seine Reportagen kommen gut an. Seinem Cousin Joe Harland berichtet er, er wolle freiwillig am Krieg in Europa teilnehmen. Joe arbeitet als Nachtwächter und ist verbittert. Ellen verbringt mehr und mehr Zeit mit Goldweiser. Da merkt sie, dass sie schwanger ist – von Stan, den sie tatsächlich liebt. Doch Stan stirbt kurz darauf bei einem Wohnungsbrand. Ihrem Freund Jimmy kündigt Ellen an, dass sie Stans Kind bekommen und das Theater ganz aufgeben will. Doch dann entscheidet sie sich um und lässt das Kind abtreiben.

Drehtüren

Nach dem Krieg kehren Ellen und Jimmy als Ehepaar und Eltern eines Sohnes, Martin, nach New York zurück. Jimmy will wieder als Reporter arbeiten, aber seine Kriegsberichte kommen nicht gut an. Die Theaterbranche liegt darnieder. Die vielen Kriegsrückkehrer fühlen sich von der Gesellschaft im Stich gelassen. Geld ist knapp. George Baldwin erwägt nun doch eine Karriere als Politiker. Doch er will nicht für die radikalen Gewerkschaftler um Gus McNiel antreten, sondern als Unabhängiger auf der Reformliste. Gleich nach ihrer Rückkehr meldet sich George wieder bei Ellen. Gerade ist er mit einer anderen Schauspielerin, Nevada Jones, liiert. Die führt aber auch eine Parallelbeziehung mit einem Schwulen, der sich nicht sicher ist, ob er nicht doch Frauen mag. Jimmy trifft derweil seinen alten Bekannten Congo Jake wieder, der zu New Yorks wichtigstem Alkoholschmuggler aufgestiegen ist. Wenigstens Ellen findet Arbeit, und zwar in einer Redaktion. Sie schlägt sich recht gut. Jimmy ist etwas verbittert, denn bei ihm läuft es immer noch nicht gut. Er will mit einer großen Story über den Alkoholschmuggel wieder an seinen erfolgreichen Zeiten anschließen. Congo nimmt ihn mit in den Hafen, wo es zu einer nächtlichen Übergabe von Champagner kommen soll. Doch die Hehler werden angegriffen und nur mit viel Mühe können sie die Angreifer in die Flucht schlagen.

„Ich bin mit einem Mann, den ich kenne, hingefahren, er ist der Chef der italienischen und französischen Alkoholschmuggler. (…) Es war ein übler Kampf, so was hab ich bisher nur im Kino gesehen (…) Alle haben was abgekriegt … Ich glaube, zwei der Gangster sind ertrunken.“ (Jimmy, S. 421)

George und Gus zerstreiten sich über Georges Kandidatur. Gus will George auf die Gewerkschaftsseite ziehen. Schließlich schickt er sogar Nellie zu George, die diesen umstimmen soll. Doch George meint, Gus sei zu sehr mit der Stadtverwaltung verbandelt. Er will mit der Korruption in New York richtig aufräumen und kann deshalb mit Leuten wie Gus nicht zusammenarbeiten. Nachdem Nellie frustriert abgezogen ist, besucht George Nevada in ihrem Hotelzimmer. Er ahnt schon länger, dass sie ihn betrügt, und als er blaue Männerhosen auf ihrem Sofa entdeckt, macht er sofort Schluss mit ihr.

Wolkenkratzer

Während einer Privatparty stürmt die Polizei die Wohnung. Sie wittert eine illegale Kneipe. Die anwesende Ellen ruft George an, der es inzwischen in die Bezirksstaatsanwaltschaft geschafft hat. Er ruft die Polizisten augenblicklich zurück. Ellens Beziehung zu Jimmy ist deutlich abgekühlt. Er arbeitet nun nachts. Deshalb hat ihm Ellen vorgeschlagen, ein eigenes Arbeitszimmer anzumieten. Doch das führt dazu, dass sie sich kaum noch sehen. Eines Nachts sucht Jimmy betrunken seine Frau auf. Er fragt sie, ob sie ihn noch liebt. Ellen meint, dass sie wohl niemand lange lieben könne, es sei denn, er sei tot. Jimmy beschließt, sich scheiden zu lassen.

„,Magst du mich überhaupt noch?‘ / ‚Du weißt, dass ich dich sehr, sehr gern habe, und daran wird sich nie etwas ändern.‘ / ‚Ich spreche von Liebe, was immer das ist, du weißt schon …‘, unterbrach er sie barsch. ‚Ich glaube ich kann niemanden lange lieben, es sei denn, er ist tot.‘“ (Jimmy zu Ellie, S. 448)

Jimmy Herf verliert seinen Job. Ein Traum verfolgt ihn, in dem er an einem Wolkenkratzer vorbeikommt, ihn gern betreten würde, aber einfach keinen Eingang findet. Ellen dagegen wird von ihrem Chef Mr. Harpsicourt als aufsteigender Journalistenstern gefeiert. Natürlich will auch er mehr von ihr. Und wie schon so oft spielt Ellen auch diesmal geduldig mit. Doch auch George bleibt hartnäckig. Bei einem gemeinsamen Essen gesteht er Ellen, er liebe sie nach wie vor. Er will für einige Zeit nach Paris gehen und fragt Ellen, ob sie ihn nach seiner Rückkehr heiraten wolle. Ellen gibt ihm zu verstehen, sie sei dazu bereit. Doch sie empfindet nach wie vor nicht dasselbe für George wie er für sie und fühlt sich eingeengt. Jimmy streift gerade durch New York, als er wieder auf Congo Jake trifft. Congo ist zum Millionär aufgestiegen. Er nimmt Jimmy mit in sein luxuriöses Anwesen. Congo nennt sich nun Armand Duvale. Sein alter Kumpel Emile Loustec arbeitet für ihn als Koch. Und die hübsche Nevada Jones ist nun seine Frau. Jimmy irrt ziellos umher. Er hat kaum noch Geld in der Tasche, hält einen Möbelwagen an und fährt mit ihm mit.

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Aufbau und Stil

Der Roman Manhattan Transfer besteht aus drei Teilen, die wiederum in insgesamt 18 Kapitel aufgeteilt sind: fünf Kapitel im ersten Teil, acht im zweiten und wieder fünf im dritten. Im Gegensatz zu den unbetitelten Teilen weisen die Kapitel Titel auf wie „Achterbahn“, „Die fröhliche Stadt“ oder „Am Fährsteg“. Stilistisch ist John Dos Passos der klassischen Moderne zuzurechnen. Ähnlich wie James Joyce, Alfred Döblin oder Robert Musil experimentiert Dos Passos mit Form und Sprache.  Manhattan Transfer weist zwar eine lineare Erzählstruktur auf, allerdings wird diese stark gebrochen: Die Erzählung wechselt ständig zwischen den zahlreichen Handlungssträngen und Figuren hin und her. Die erzählte Zeit des Romans deckt ungefähr 30 Jahre ab: von etwa 1890 bis 1920. Besonders auffällig ist das für Dos Passos typische Stilmittel der Kameraperspektive: Der Leser erlebt die Geschichte wie einen Film. Das bedeutet, dass die handelnden Figuren kaum psychologische Tiefe aufweisen. Die Erzählung beschränkt sich auf Dialoge und Beschreibungen. Wie durch eine Kamera beobachtet der Leser den Trubel New Yorks. Auch ahmt Dos Passos filmische Stilmittel wie Schnitte, Überblendungen oder Montagen mit den Mitteln der Sprache nach. Indem er Schlagertexte zitiert oder reale Werbeplakate, Zeitungsausschnitte und Türschilder wiedergibt, verleiht er seinem Roman eine realistische, fast schon dokumentarische Note. Oft ist nicht klar, wo der fiktive Roman endet und wo ein historischer Sozialroman beginnt.

Interpretationsansätze

  • Manhattan Transfer ist ein Großstadtroman. Viele der Figuren tauchen nur wenige Male oder sogar nur ein einziges Mal auf. Den konstant wiederkehrenden Figuren räumt Dos Passos dieselbe Gewichtung ein. Doch er bricht mit der traditionellen Stadterzählung, die zuvor stets von einer individuellen Perspektive ausgegangen war, und macht die Stadt selbst zur Hauptfigur des Romans. 
  • Ein wichtiges Motiv ist die Isolation des Einzelnen in der Großstadt. Alle Beziehungen zwischen den Handelnden scheitern letztlich und immer wieder scheinen diese der Großstadt New York die Schuld daran zu geben.
  • Der Roman steht in der Tradition des sozialen Realismus. Dos Passos dokumentiert das wirkliche Leben in New York, die Lebens- und Sprechweisen seiner Bewohner und stellt eine Vielzahl sozialer Gruppen mitsamt der zwischen ihnen herrschenden Spannungen dar.
  • Wie die anderen Romane von Dos Passos hat auch Manhattan Transfer eine pädagogische Dimension. Dos Passos fragte sich immer wieder, wie der Einzelne die Gesellschaft verändern kann – aber auch, wie die Gesellschaft den Einzelnen formt. Genau darüber versucht er seine Leser aufzuklären.
  • Mit einem deutlichen, wenn auch kritischen Verweis auf den Sozialismus hat Manhattan Transfer eine politische Dimension. Zahlreiche Figuren des Romans thematisieren die sozialistische Kritik am Kapitalismus, wobei Dos Passos offenlässt, inwiefern sie eingelöst werden kann oder soll – was ihm linke Kritiker oft zum Vorwurf gemacht haben.

Historischer Hintergrund

Der Anbruch der Moderne

Eine Flut technologischer Innovationen gegen Ende des 19. Jahrhunderts führte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einschneidenden soziokulturellen Veränderungen. Automobil, Straßenbahn und Telefon beschleunigten den Personen- bzw. Informationsverkehr. Es kam zu einem raschen Anwachsen der städtischen Ballungszentren. Und das wiederum führte zu einem Anstieg von Armut und sozialen Spannungen. Entsprechend erlebte die Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zu dieser Zeit einen Höhepunkt. Kino und Radio veränderten die Unterhaltungskultur, in den 1920er-Jahren wurde der Jazz zur populären Tanzmusik. Neue Ideen wie Freuds Psychoanalyse oder Einsteins Relativitätstheorie forderten das überkommene Weltverständnis der Menschen heraus. Zwischen 1900 und 1920 endete die lange Phase der viktorianischen Kultur und des aristokratischen Hochbürgertums in den USA. Damit endete auch die Erfahrung der Welt als einer stabilen Einheit. Stattdessen fühlte sich die Welt nun für viele Menschen radikal beschleunigt und zersplittert an. Aus diesem Empfinden entstand die Moderne. In der Kunst zeigte sich der soziale Wandel in den zahlreichen Avantgardebewegungen und deren Experimenten. Stilmittel wie Abstraktion, Entfremdung oder Schockeffekte machten die Kunst insgesamt konfrontativer und verstörender. Die meisten der amerikanischen Modernisten – von Gertrude Stein über Ernest Hemingway bis Ezra Pound – entwickelten ihre Kunst im Exil in Europa. Nach den schrecklichen Erfahrungen des Ersten Weltkriegs entwickelten sie sich zu Kulturpessimisten.

Entstehung

Nachdem Dos Passos 1921 mit seinem Kriegsroman Drei Soldaten seinen Durchbruch als Schriftsteller erlebt hatte, machte er sich an sein erstes literarisches Großprojekt: einen umfangreichen Roman über die Stadt New York, der Lebensgefühl, Rhythmus und Sound der Stadt spürbar und erfahrbar machen sollte. Dos Passos selbst nannte Manhattan Transfer „symphonisch“ – vermutlich, weil der Roman eine Vielzahl thematischer Stränge und Figuren zu einem durchkomponierten Ganzen verwebt. Dos Passos hatte freiwillig am Ersten Weltkrieg teilgenommen – als Krankenwagenfahrer in Italien. Nach dem Krieg reiste er weiter. Anfang der 1920er-Jahre unternahm er eine ausgedehnte Reise in den Nahen Osten. Dort beobachtete er den Wandel der traditionellen arabischen Gesellschaften durch den Kapitalismus. Als er schließlich nach New York zurückkam, war er sieben Jahre lang nicht mehr in den USA gewesen. Das ermöglichte es ihm, seine Heimat mit frischem Blick zu betrachten. Während seiner Rückreise hatte Dos Passos Ulysses von James Joyce gelesen. Er war tief beeindruckt, fand das Buch aber zu subjektiv. Also beschloss er, ein objektiveres, realistischeres Pendant zu schreiben. Mit Manhattan Transfer wollte er einen „Dokumentarfilm“ vorlegen, der Texte und Gesprächsfetzen aus der Wirklichkeit festhalten sollte. Er hatte aber auch den Anspruch, die Auswirkungen der modernen amerikanischen Kultur auf den Einzelnen nachzuzeichnen. Manhattan Transfer erschien im November 1925 beim Verlagshaus Harper & Brothers, New York. Wie bei seinen früheren Romanen musste Dos Passos auch bei Manhattan Transfer noch einige Kämpfe mit den Verlagslektoren ausfechten, bevor der Roman erscheinen konnte. Die Lektoren fanden die realistischen Dialoge von Dos Passos anstößig und zu derb. Auch sprach Dos Passos in Manhattan Transfer Themen wie Homosexualität, Abtreibung oder Selbstmord an, die für die damalige Moral eine große Herausforderung darstellten. Einige Passagen mussten umgeschrieben oder ganz gestrichen werden, weil die Herausgeber sie für blasphemisch und daher nicht veröffentlichbar hielten.

Wirkungsgeschichte

Manhattan Transfer war ein großer Erfolg. Besonders die realistische Darstellung des sozialen Elends und der derben Sprache der unteren Schichten sorgte für Aufsehen. Konservative Kritiker zeigten sich angewidert. Sie nahmen Dos Passos die Kritik am amerikanischen Lebensstil übel und warfen ihm eine pessimistische Weltsicht vor. Dagegen lobten linke Magazine seinen schonungslosen Realismus als antibürgerlich und aufklärerisch. Der Roman wurde in allen wichtigen Literaturmagazinen der USA und von einigen der bekanntesten Kritiker seiner Zeit besprochen. Besonderen Anklang fand die Tatsache, dass Dos Passos die Experimente der Moderne zwar aufnahm, es mit dem Experimentieren aber nicht übertrieb. Manhattan Transfer forderte viele Konventionen des klassischen Romans heraus – und blieb trotzdem zugänglich und leserfreundlich. Der Autor Sinclair Lewis – immerhin Amerikas erster Autor mit Nobelpreis – sah darin sogar die Grundsteinlegung einer ganz neuen Schule. Tatsächlich beeinflusste das Buch Autoren wie Alfred Döblin, Jean-Paul Sartre oder James T. FarrellF. Scott Fitzgerald hielt den Roman für „außergewöhnlich gut“, D. H. Lawrence feierte Manhattan Transfer für seinen dynamischen Stil und die schwindelerregende Komposition, und die New York Times sprach gar vom „Joyce Amerikas“. Die meisten Kritiker waren sich einig, dass Dos Passos das Lebensgefühl New Yorks stimmig wiedergegeben hatte. Schon zwei Jahre nach dem Original erschien eine erste deutsche Übersetzung. 2016 kam eine Neuübersetzung auf den Markt. Im selben Jahr sendete der Südwestrundfunk eine ambitionierte Hörspielfassung von Manhattan Transfer mit 50 Sprechern und einem eigens komponierten Soundtrack unter der Regie von Leonhard Koppelmann. Auch in der „Zeit-Bibliothek der 100 Bücher“ hat Manhattan Transfer einen Platz. Heute gilt der Roman nicht nur als Klassiker der Großstadtliteratur, sondern als einer der bedeutendsten Romane des 20. Jahrhunderts.

Über den Autor

John Roderigo Dos Passos wird am 14. Januar 1896 in Chicago geboren. Er wächst in einem gutbürgerlichen Haushalt auf und studiert in Harvard. Ab 1916 nimmt er als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil – als Krankenwagenfahrer. Seine Kriegserfahrung verarbeitet er in seinen ersten beiden Romanen: One Man’s Initiation (1917) und Drei Soldaten (Three Soldiers). Letzterer löst eine landesweite Debatte über die amerikanische Militärkultur aus und macht Dos Passos über Nacht berühmt. Seinen Ersterfolg bestätigt Dos Passos 1925 mit dem Roman Manhattan Transfer, der als Klassiker der Großstadtliteratur in die Literaturgeschichte eingeht. Dos Passos reist viel und etabliert sich als politischer Schriftsteller. Er schreibt für linke Magazine und Theater, reist in die Sowjetunion, wahrt aber Distanz zur Linie der Kommunistischen Partei. Zwischen 1930 und 1936 erscheint Dos Passos’ USA-Trilogie, die den Höhepunkt seiner Laufbahn markiert. Zu dieser Zeit ziert er das Time-Cover. Mit Ernest Hemingway geht er nach Spanien, um dort den Bürgerkrieg filmisch zu dokumentieren. Doch die Ermordung seines Freundes José Robles – vermutlich durch sowjetische Agenten – führt zum Bruch mit Hemingway und der sozialistischen Linken. Fortan wendet er sich der amerikanischen Demokratietradition zu, verfasst Biografien über Thomas Jefferson oder Romane wie The Chosen Country. Seine Bücher der 1950er- und 1960er-Jahre werden aber großteils verrissen. Einzig Dos Passos’ Großprojekt Jahrhundertmitte (Midcentury) von 1961 findet Anklang und wird als Comeback gefeiert. Dos Passos veröffentlicht über 40 Bücher, darunter Lyrik, historische und biografische Werke sowie politische Traktate und Reiseberichte. Er stirbt am 28. September 1970 in Baltimore.

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