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Wir sind die Mehrheit
Buch

Wir sind die Mehrheit

Für eine offene Gesellschaft

Fischer Tb, 2017 Mehr

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Bewertung der Redaktion

9

Qualitäten

  • Kontrovers
  • Meinungsstark
  • Eloquent

Rezension

Der Gedanke, dass Deutschland die wichtigste Demokratie der Welt sei, kommt überraschend. Aber er könnte zutreffen, da in den USA unter Donald Trump offensichtlich demokratische Strukturen abgebaut werden. Die offene Gesellschaft ist aber auch hierzulande in Gefahr, und es ist wichtig, sich für ihren Erhalt einzusetzen. Dies tut Harald Welzer engagiert und bisweilen recht undiplomatisch, ja polemisch. Wie er zwischen dem Loblied auf die offene Gesellschaft, beißender Kritik an der AfD und Horst Seehofer wie auch an VW-Managern, Warnungen vor Donald Trump, Parallelen zu Adolf Hitler, den Wirkungen des Neoliberalismus und weiteren Aspekten umherspringt, liest sich erfrischend, führt aber zu etlichen Wiederholungen und Schleifen im roten Faden. Dies könnte aber auch als didaktischer Kniff durchgehen, um die Einprägsamkeit zu erhöhen. Scharfsinnig seziert Welzer die perfiden Strategien der Gegner einer offenen Gesellschaft, der Menschen- und Demokratiefeinde, die meinen, ihr Weltbild der Mehrheit aufzwingen zu müssen. getAbstract hält dieses Büchlein für wichtig und legt es jedem Freund eines demokratischen Gemeinwesens ans Herz.

Zusammenfassung

Höhepunkt und Tiefpunkt der politischen Kultur

Als im Sommer 2015 die Flüchtlingszahlen plötzlich gewaltig anschwollen, wurden viele Bürger aktiv. Spontan organisierten sie Hilfe und zeigten den Ankommenden, dass sie willkommen waren. Dieses vorbildliche Verhalten war ein Höhepunkt politischer Kultur. Es war Engagement für die offene Gesellschaft. Die Menschen taten dies einfach, weil sie es für nötig hielten. Die offene Gesellschaft hat Deutschland immerhin 70 Jahre Frieden gebracht. Historisch gesehen ist das sehr ungewöhnlich. Bildungsniveau, Wohlstand, Lebenserwartung und individuelle Freiheit sind gewachsen. Die offene Gesellschaft erweist sich als die zivilisierteste und sicherste Gesellschaftsform, die es jemals gab. Sie hat zwar ihre Defizite – aber eine perfekte Gesellschaft gibt es nicht und kann es nicht geben. Immerhin ist die offene Gesellschaft in der Lage, auf Veränderungen zu reagieren und sich anzupassen. Sie kann sich von innen heraus modernisieren. Sie kennt weder Gefängnisse oder Lager für Andersdenkende, noch ermordet sie diese. Die Bürger können ihre Regierung ohne Blutvergießen absetzen, etwa über allgemeine Wahlen – während Demokratiegegner...

Über den Autor

Harald Welzer lehrt Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg und Sozialpsychologie an der Universität St. Gallen. Er ist Mitgründer der Initiative Offene Gesellschaft und hat diverse Bücher veröffentlicht.


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