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Was ihr wollt

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Was ihr wollt

dtv,

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10 take-aways
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What's inside?

Shakespeares kunterbunte Verkleidungskomödie über die Macht der Liebe.

Literatur­klassiker

  • Komödie
  • Elisabethanische Ära

Worum es geht

Amüsantes Verwechslungsspiel

Shakespeare müssen Verwechslungskomödien eine Menge Spaß gemacht haben: Sehr schnell nach Wie es euch gefällt rollte er das Thema des Verkleidens, Maskierens und Verwechselns in Was ihr wollt noch einmal auf. Heraus kam ein wundervoll abgedrehtes Spiel mit gängigen Rollenklischees, das auch heute noch hervorragend funktioniert, wie die vielen modernen Adaptionen beweisen. Die Handlung ist so verschlungen, dass Leser und Publikum konzentriert sein müssen, um die Annahmen der Figuren über die junge Schiffbrüchige Viola zu durchdringen. Denn Viola ist als junger Mann verkleidet und wird als solcher zum Vertrauten des Herrschers von Illyrien. In der Hosenrolle bezirzt sie im Auftrag ihres neuen Gönners so erfolgreich dessen Angebetete, dass diese sich Hals über Kopf in den galanten jungen Mann verliebt. Die Viola unter der maskulinen Larve ist aber in Wirklichkeit in ihren Auftraggeber verschossen. Die zahlreichen Nebenfiguren tragen ein Übriges zur Komik bei. Am Ende löst Shakespeare das Netz der Verwicklungen und lässt eine Doppelhochzeit feiern.

Take-aways

  • Was ihr wollt ist eine der leichtfüßigsten und beliebtesten Verkleidungs- und Verwechslungskomödien Shakespeares.
  • Inhalt: Viola liebt Herzog Orsino, der die Gräfin Olivia liebt, die wiederum den jungen Cesario liebt. Cesario ist aber die als Mann verkleidete Viola, die im Königreich Illyrien gestrandet ist. Kompliziert wird die Sache, weil weder Orsino noch Olivia wissen, dass Cesario in Wirklichkeit eine Frau ist. Und noch komplizierter wird es, als schließlich Violas verschollener Zwillingsbruder auftaucht. Am Ende gibt es eine Doppelhochzeit.
  • Shakespeare verfasste die Komödie kurz nach 1600 und brachte sie 1602 erstmals zur Aufführung.
  • Im Zentrum der verzwickten Handlung voller Verwechslungen steht das ungestillte Begehren, worauf auch der Titel Was ihr wollt verweist.
  • Das Stück bezieht seine Komik vor allem aus der ständigen Täuschung von Erwartungen.
  • Shakespeare spielt mit der Identität der Geschlechter: Beherzt macht er sich über Rollenklischees und Stereotypen lustig.
  • Im elisabethanischen Theater spielten Männer die Frauenrollen, sodass für Violas Rolle ein Mann eine Frau spielte, die sich als Mann verkleidete.
  • Was ihr wollt ist reich an musikalischen Einlagen: Insgesamt sechs Lieder sind in die Handlung verwoben.
  • Die Komödie war und ist äußerst beliebt; sie wurde mehrmals adaptiert, zu Musicals erweitert, ins Fernsehen und auf die Kinoleinwand gebracht.
  • Zitat: „Wenn denn Musik für Liebe Nahrung ist, / Spielt auf (…)“

Zusammenfassung

Eine Schiffbrüchige in Illyrien

Im Land Illyrien schmachtet Herzog Orsino in unerfüllter Liebe zu Gräfin Olivia. Die Musikanten erfreuen ihn nicht und auch der Aufforderung seiner Edelleute, auf die Jagd zu gehen, kommt er nicht nach. Da bringt sein Vertrauter Valentin Neuigkeiten von der Gräfin: Weil ihr Bruder gestorben ist, will sie für sieben Jahre ihr Gesicht verhüllen und in dieser Zeit keinen Mann bei sich empfangen, geschweige denn heiraten.

„Wenn denn Musik für Liebe Nahrung ist, / Spielt auf (...)“ (Orsino, S. 9)

Zur gleichen Zeit am Strand Illyriens: Die schiffbrüchige Viola bedankt sich bei dem Kapitän, der ihr das Leben gerettet hat, und beklagt den Tod ihres Bruders Sebastian. Der Kapitän jedoch erklärt, er habe gesehen, wie Sebastian sich an einen Mast gebunden habe. Es bestehe darum die Möglichkeit, dass er noch lebe. Der Kapitän berichtet Viola auch vom Herzog Orsino, von dessen vergeblichem Liebeswerben um Olivia und von der Trauer der Gräfin um ihren Bruder. Viola wünscht, in den Dienst der Gräfin zu treten. Der Kapitän sieht dazu allerdings keine Möglichkeit, da diese keine Fremden empfängt. Deshalb entscheidet sich Viola, dem Grafen zu dienen: Sie verkleidet sich als junger Mann, gibt sich den Namen Cesario und bittet den Kapitän, sie als dienstbaren Eunuchen bei Orsino vorzustellen.

Verwandte – und anderes Pack

Im Haus der Gräfin Olivia ist ihre Kammerfrau Maria damit beschäftigt, Olivias Onkel, den Junker Tobias von Rülp, für dessen schäbiges Benehmen zu schelten. Junker Tobias ist eine echte Frohnatur und schaut gerne mal zu tief ins Glas. Maria beklagt sich auch über einen gewissen Junker Christoph von Bleichenwang, den Tobias angeschleppt hat, damit er Olivia den Hof mache. Tobias verteidigt Christoph und erklärt, er sei eine gute Partie. Maria will davon nichts wissen, denn sie hält ihn für einen Taugenichts und einen Narren. In diesem Moment erscheint der Junker Christoph. Schnell wird deutlich, dass er tatsächlich nicht der Hellste ist. Nachdem Maria gegangen ist, scherzen Tobias und Christoph wie zwei alte Freunde. Christoph ist jedoch mutlos: Er glaubt, dass Olivia ihn nicht mag. Deshalb plant er, am nächsten Tag abzureisen. Tobias versucht, seinen Freund davon abzuhalten.

„Verheimlich, was ich bin, und hilf mir, so / Mich zu verkleiden, dass mit etwas Glück / mein Plan gelingt.“ (Viola zum Kapitän, S. 15)

Im Haus Orsinos ist dessen Vertrauter Valentin voll des Lobes für Cesario: Nach nur drei Tagen sei er einer der Lieblinge des Grafen geworden und könne es noch weit bringen. Orsino tritt auf und beauftragt Cesario, zur Gräfin zu eilen und dieser seine Liebesbotschaft zu überbringen. Heimlich ist die als Cesario verkleidete Viola inzwischen selbst in den Grafen verliebt. Dennoch macht sie sich pflichtbewusst auf den Weg.

Verliebt in einen falschen Jüngling

In Olivias Haus ärgert sich Maria wieder mit einem Mitglied der Hausgesellschaft herum: Diesmal ist es der Narr Feste. Als Olivia erscheint, tadelt auch sie ihn zunächst, ist dann aber durch seinen geistreichen Witz wieder versöhnt. Olivias Haushofmeister Malvolio jedoch mokiert sich weiter über Feste, den er am Hof für entbehrlich hält. Maria erscheint mit der Nachricht, ein junger Mann stehe am Tor und wünsche, mit Olivia zu sprechen. Die Gräfin schickt Malvolio mit der Anweisung zu ihm, sie zu verleugnen, falls es ein Bote Orsinos sei. Doch der junge Mann lässt sich nicht abschütteln. So eloquent und schlagfertig liefert Viola bzw. Cesario Orsinos Nachricht ab, dass die Gräfin schon bald weniger Interesse am Grafen als vielmehr an dessen Boten hat. Als sie von diesem erfährt, dass er ein Edelmann sei und dass er im Fall des Falles leidenschaftlich für seine Liebe kämpfen würde, ist sie hin und weg. Sie schickt ihn zurück, wünscht sich aber, dass er ihr berichtet, wie Orsino die Abfuhr aufgenommen hat.

„Dianas Mund / Ist nicht so weich und rosenfeucht. Hell wie / Bei Mädchen klingt dein Stimmchen, glockenrein (...)“ (Orsino zu Viola/Cesario, S. 29)

Im Selbstgespräch gesteht sie, dass sie sich zu dem jungen Mann hingezogen fühlt – und schickt Malvolio hinter Cesario her, um diesem einen Ring zu bringen, den er angeblich vergessen hat. Malvolio holt Cesario ein und schmeißt ihm auf rüpelhafte Art den Ring vor die Füße. Als Malvolio verschwunden ist, gibt Viola ihrer Verwunderung Ausdruck. Sie hat keinen Ring bei der Gräfin vergessen, vermag dieses Unterpfand aber als Liebesbeweis Olivias ihr gegenüber zu deuten. Am nächsten Tag sieht Orsino Cesario an der Nasenspitze an, dass er verliebt ist. Auf die Frage, wer es denn sei, antwortet die verkleidete Viola, die Angebetete sei gleich wie Orsino. Diesen verklausulierten Hinweis tut der Herzog schnell ab und schickt den vermeintlichen Jüngling mit einem Schmuckstück erneut zur Gräfin.

„Oh, zwiespältige Seelenpein: / Wen ich auch werbe – ich möcht seine Frau gern sein.“ (Viola über Orsino, S. 29)

Sebastian, Violas Zwillingsbruder, hat den Sturm tatsächlich überlebt und will sich gerade von seinem Retter Antonio verabschieden, um sich zum Hof des Grafen Orsino zu begeben. Er trauert um seine Schwester, die er im Sturm verloren glaubt. Obwohl Antonio am Hof viele Feinde hat, beschließt er, seinen neuen Freund zu begleiten.

Das Netz ist gespannt, die Beute wird erwartet

In Olivias Haus haben Tobias und Christoph dem Wein zugesprochen und grölen lauthals durch die Nacht. Als der Narr Feste erscheint und ein Liedchen zum Besten gibt, loben sie ihn eifrig für seinen schönen Gesang. Maria betritt die Szene und mahnt die drei, ruhiger zu sein, weil sie sonst Gefahr liefen, vom Haushofmeister vor die Tür gesetzt zu werden. Um dem eingebildeten Malvolio eins auszuwischen, ersinnt Maria eine List: Weil ihre Handschrift derjenigen ihrer Herrin ähnelt, will sie Malvolio gefälschte Liebesbriefe ihrer Herrin unterjubeln.

„Ich tu ich weiß nicht was, denn mein Verstand / Wurd mir vom Auge, fürcht ich, übermannt.“ (Olivia, S. 51)

Im Hof von Olivias Haus versammeln sich Tobias und Christoph sowie der Bedienstete Fabian, um dabei zuzusehen, wie Malvolio in Marias Falle tappt. Die drei verstecken sich hinter einem Busch und beobachten, wie Malvolio den fingierten Brief findet und ihn aufmerksam studiert. Er glaubt tatsächlich, der Brief an den „ungenannten Geliebten“ sei an ihn gerichtet und stamme von der Gräfin. Da er sowieso schon in Liebe zu ihr entbrannt ist, will er die im Brief beschriebenen Handlungen, mit denen er zeigen soll, dass auch er die Briefeschreiberin liebt, gern ausführen: Er soll gelbe Strümpfe und kreuzweise verknotete Kniebänder tragen, stolz auftreten, Staatsphilosophie verkünden, Junker Tobias fortan nicht mehr beachten, sich herablassend gegenüber dem einfachen Volk gebärden und fortwährend grinsen. Als Malvolio gegangen ist, klärt Maria die drei Männer darüber auf, dass sich der Hofmeister furchtbar vor der Gräfin blamieren werde, denn sie hasse die Farbe Gelb und die Kniebandmode – genauso wie sie in ihrer derzeitigen Verfassung niemanden ertragen könne, der ständig lächle.

Ein unverhoffter Liebesbeweis

Cesario trifft in Olivias Haus ein und wechselt einige geistreiche Worte mit dem Narren Feste, der den Besucher daraufhin bei der Hausherrin anmelden will. Nachdem Cesario auch die Bekanntschaft mit den wieder mal angetrunkenen Junkern gemacht hat, erscheint die Gräfin. Unter vier Augen eröffnet sie Cesario, dass sie ihm den Ring nur deshalb nachgeschickt habe, damit sie ihn wiedersehe. Dieser Liebeserklärung muss Cesario alias Viola höflich, aber bestimmt, eine Absage erteilen. Die Gräfin akzeptiert schweren Herzens und entlässt den verkleideten Besucher – nicht ohne ihm eine weitere Chance zur Rückkehr einzuräumen. Im Haus beschließt Junker Christoph erneut, seine Sachen zu packen. Er hat mitbekommen, dass Olivia nicht in ihn, sondern in Cesario verliebt ist. Junker Tobias gelingt es jedoch, seiner dukatenstrotzenden Melkkuh einzureden, dass Olivia ihn nur eifersüchtig machen wolle – und empfiehlt ihm ein Duell mit Cesario. Nach Christophs Abgang erscheint Maria, die lachend erzählt, wie sich Malvolio gegenüber ihrer Herrin zum Narren macht: Er hat die Anweisungen im fingierten Brief exakt befolgt.

Ein Haushofmeister macht sich zum Affen

Mittlerweile sind Sebastian und Antonio in der Stadt des Herzogs angekommen. Weil Antonio aufgrund einer einst gegen den Herzog gewonnenen Seeschlacht Rache fürchtet, trennt er sich von Sebastian, um für beide eine Unterkunft im Gasthaus „Elefant“ zu nehmen. Unterdessen soll sich Sebastian in der Stadt umsehen. Für den Fall, dass er etwas Nettes fände, gibt ihm Antonio seine Geldbörse mit. Die beiden Männer kommen überein, sich in einer Stunde im „Elefanten“ zu treffen.

„Was wird bloß draus? Mein Herzog liebt sie heiß, / Und ich, ich Monstrum, lieb genauso ihn, / Und sie, die sich schwer irrt, schwärmt scheint’s für mich.“ (Viola über Olivia, S. 59)

Olivia, die sich überlegt, wie sie die Liebe Cesarios doch noch gewinnen kann, schickt nach Malvolio – und muss erkennen, dass dieser offenbar übergeschnappt ist. Malvolio benimmt sich seltsam, trägt fürchterliche Kleidung und zitiert fortwährend aus dem fingierten Brief, den Olivia natürlich nicht kennt. Sie bittet Maria, Fabian und Junker Tobias, sich um den geistig Verwirrten zu kümmern.

„Denn Fraun sind Rosen; kaum die Blüten ganz / Erschlossen sind, verwelkt schon aller Glanz.“ (Orsino, S. 75)

Cesario kehrt auf Olivias Geheiß zurück, erhält von ihr ein Schmuckstück mit ihrem Bildnis als Zeichen ihrer Liebe – und wird von Junker Tobias mit der Duellherausforderung des Junkers Christoph konfrontiert. Tobias eilt nun mehrmals als Bote zwischen den beiden Duellanten hin und her und beschreibt den jeweils anderen als besonders grimmig und furchtlos – obwohl nichts davon stimmt. Junker Christoph möchte das Duell nach einer Weile am liebsten wieder abblasen. Als sich die Kontrahenten wider Willen schließlich gegenüberstehen, betritt Antonio die Szene, verwechselt die als Cesario verkleidete Viola mit ihrem Zwillingsbruder Sebastian und will sich an dessen Stelle ins Gefecht stürzen. Das wird gerade noch von herbeieilenden Wachen vereitelt, die Antonio erkennen und ihn festnehmen. Um sich loszukaufen, verlangt er von Cesario seine Geldbörse zurück. Weil die verkleidete Viola davon natürlich nichts weiß, glaubt Antonio an Verrat und lässt sich betrübt abführen. Seine Erwähnung Sebastians weckt jedoch Violas Hoffnung, dass ihr Zwillingsbruder noch lebt. Sie eilt Antonio hinterher.

Nichts als Verwechslungen

Sebastian wird zum Opfer einer ganzen Reihe von Verwechslungen mit seiner tot geglaubten Schwester Viola: Zunächst trifft ihn der Narr Feste und ist verblüfft, dass Sebastian überhaupt nichts von seiner Herrin Olivia weiß. Anschließend wird er von Junker Christoph geschlagen, weil dieser das abgebrochene Duell wieder aufnehmen will – anders als Viola weiß sich Sebastian aber zu wehren. Schließlich kommt es auch noch fast zum Zweikampf mit Junker Tobias. Die auftretende Olivia kann das gerade noch verhindern und ist hocherfreut, dass der Mann, den sie für Cesario hält, ihr diesmal nicht ausweicht, sondern willig mit ihr geht. Sebastian geht sogar so weit, den Heiratsantrag der unbekannten Schönen anzunehmen.

„Kein Frauenkörper auf der Welt, der solch / Ein Pochen wilder Leidenschaft erträgt, / Wie mir im Herzen tobt (...)“ (Orsino, S. 79)

Unterdessen spielen Feste, Maria und Junker Tobias Malvolio übel mit: Sie haben ihn in einen dunklen Raum gesperrt und Feste will ihm in der Rolle eines exorzistischen Priesters weismachen, dass der Raum voller Fenster und Malvolio blind und verrückt sei. Da sie den Haushofmeister nicht überzeugen können, lassen sie schließlich von ihm ab.

Der Knoten platzt

Herzog Orsino macht sich mit seinem Gefolge und Cesario im Schlepptau auf den Weg zu Olivias Haus. Unterwegs trifft er auf den gefangen genommenen Antonio. Dieser verwechselt Cesario erneut mit Sebastian und klagt, er habe ihn beim Schiffbruch gerettet und jetzt sei er von ihm schmählich hintergangen worden. Die hinzukommende Olivia wundert sich, dass Cesario die erst kürzlich gefeierte Vermählung vergessen zu haben scheint. Dieser Hinweis bringt Orsino zur Weißglut: Schließlich muss er glauben, dass Cesario ihn hintergangen und selbst mit der Gräfin angebändelt hat. Die als Cesario verkleidete Viola beteuert ihre Unschuld und sagt, sie wolle lieber mit Orsino fortgehen und ihre Strafe in Empfang nehmen, als bei der vermeintlichen Ehefrau zu bleiben – was wiederum Olivia an der Treue ihres Ehemanns zweifeln lässt. Die Verwirrung wird nochmals gesteigert, als die beiden Junker erscheinen und Cesario, den sie wiederum für Sebastian halten, eines brutalen Kampfs bezichtigen.

„Komm wieder! Schau, vielleicht bewegst du dann / Mein sprödes Herz doch noch, dass es ihn lieben kann.“ (Olivia zu Viola/Cesario, S. 109)

Endlich erscheint auch Sebastian, der sich zunächst für die Verwundung der Junker entschuldigt und gleich darauf seinen Vertrauten Antonio erkennt. Allmählich wird den Geschwistern klar, dass der jeweils andere lebendig vor ihnen steht. Orsino erkennt verblüfft, dass Sebastian Olivia geheiratet hat, und erinnert sich daran, dass Cesario alias Viola ihm mehrmals ihre Liebe gestanden hat – obwohl sie als Knabe verkleidet war. Sie steht nach wie vor dazu und will sich alsbald in ihren Frauenkleidern zeigen. Diese lagern jedoch bei dem Kapitän, der auf Malvolios Geheiß wegen eines offenen Rechtsstreits gefangen genommen wurde. Nun geht alles ganz schnell: Malvolio wird befreit, das Ränkespiel mit dem fingierten Brief aufgeklärt und es wird nach Violas Frauenkleidern geschickt. Sobald sie diese wiederhat, soll Hochzeit gefeiert werden.

Zum Text

Aufbau und Stil

Was Ihr wollt weist einen klassischen Aufbau in fünf Akten auf, wobei der letzte Akt aus nur einer Szene besteht. Der Ort der Handlung ist Illyrien, ein Land an der Ostküste der Adria, für das englische Publikum eine ferne Mittelmeerwelt. Dort sind es vor allem das Refugium des Herzogs Orsino und das Haus der Gräfin Olivia, zwischen denen die Handlung hin und her pendelt. Viele der typischen Zutaten einer elisabethanischen romantischen Komödie sind vorhanden: Verwechslungen, das Motiv der getrennten Zwillinge und natürlich Verkleidungen. Shakespeares Verse, die vielen eingestreuten Prosaabschnitte und die vom Narren Feste vorgetragenen Lieder – insgesamt sechs Stück – erlauben es dem Autor, virtuos mit unterschiedlichen Gattungen zu spielen. Von der manierierten Wortwahl des Herzogs über den klaren und gleichzeitig majestätischen Ton Olivias, die geistreichen Wortspielereien des Hofnarren bis zur deftigen, mit Anzüglichkeiten gespickten Ausdrucksweise der komödiantischen Nebenfiguren reicht die stilistische Bandbreite. Neben der Haupthandlung, der Verwechslungskomödie, wird vor allem der dritte Akt von einer Nebenhandlung getragen: dem Streich, den die beiden Junker und das Hausmädchen Maria dem gestrengen Malvolio spielen. Hier vermischt Shakespeare tragische und komische Elemente und zieht alle Register seines Wortwitzes und komödiantischen Talents.

Interpretationsansätze

  • Der Titel Was ihr wollt (der im englischen Original dem Untertitel entspricht) kann auf zweierlei Weise gelesen werden: Zum einen deutet er darauf hin, dass alle Figuren in diesem Drama einem persönlichen Begehren folgen, das teilweise unerfüllt bleibt und damit die Handlung vorantreibt. Zum anderen kann der Titel auch auf die Erwartungshaltung des Publikums gemünzt sein: Das Versteckspiel, die endlose Kaskade von Verwechslungen und das für romantische Komödien typische Thema der Liebe als Qual war ganz nach dem Geschmack von Shakespeares Publikum.
  • Shakespeare nimmt Fragen um die Geschlechteridentität genüsslich aufs Korn: Eine Frau verkleidet sich als Mann und hat einen Zwillingsbruder, der von den anderen Charakteren mit der Protagonistin bzw. ihrer Verkleidung verwechselt wird. Diese Maskerade wird zudem durch den Umstand auf die Spitze getrieben, dass zu Shakespeares Zeit nur Männer Theater spielen durften, sodass das Publikum im Fall von Viola einen Mann sah, der eine Frau spielte, die einen Mann spielte. Die Rolle bekam dadurch in der konkreten Ausführung auch eine zusätzliche homoerotische Komponente.
  • Wie fast immer bei Shakespeare haben die Figuren sprechende Namen, die den Grundcharakter der handelnden Personen offenbaren. So trägt Olivia den friedensstiftenden Ölzweig in ihrem Namen, Viola das zarte Veilchen. Besonders deutlich sind die sprechenden Namen bei den komischen Charakteren der Nebenhandlung: Malvolio bedeutet „üble Begierde“, und die Namen der beiden Junker wurden von A. W. Schlegel kongenial zu Shakespeare ins Deutsche übertragen: Christoph von Bleichenwang (Andrew Aguecheek) und Tobias von Rülp (Toby Belch).
  • Mithilfe einer Art Trompe-l’Œil-Technik (frz. „Täuschung des Auges“) wird permanent die Perspektive der Figuren aufeinander verzerrt: Sie sind füreinander nie das, was sie scheinen. Daraus entsteht ein großer Teil der Komik des Stücks.

Historischer Hintergrund

Das Goldene Zeitalter der englischen Kunst

Als William Shakespeare Anfang des 17. Jahrhunderts Was ihr wollt schrieb und aufführte, erlebte England die letzten Jahre der Herrschaft unter Königin Elisabeth I. Sie regierte das Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. Während dieser Zeit erlebte England einen beeindruckenden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrernation ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selbstbewusstsein trug auch der wachsende materielle Wohlstand des Bürgertums bei. Das London William Shakespeares war eine moderne, lebendige und intellektuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Die geistige und religiöse Toleranz wirkten für das Empire in vieler Hinsicht beflügelnd, insbesondere im Bereich der Kunst und des Theaters.

Elisabeth I. war eine große Förderin von Kunst und Schauspiel. Für das Theater war Elisabeths England geradezu ein Goldenes Zeitalter. Der Rückgriff auf antike Vorbilder begann die mittelalterlichen Themen zu überlagern und immer stärker rückten Einzelschicksale in den Fokus der Theaterautoren: Der selbstbestimmt handelnde Mensch als Theaterfigur war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Renaissance auf den Bühnen Einzug hielt. Londoner Theater wie das Globe, das Bell Inn oder das Blackfriars Theatre lockten als bedeutende öffentliche Theaterhäuser viele Tausend Menschen an. Die Wirkung des Theaters als „Event“ wurde auch von der neuen Festkultur unterstützt: Siegesfeiern, Thronjubiläen und Geburtstage wurden in großem Stil gefeiert. Die Literatur entwickelte sich zu einer Nationalliteratur, die die Besonderheiten und die Überlegenheit der englischen Kultur herausstrich. Musikalisch ging es ebenfalls voran: An den Höfen, beim Adel und in den Städten bildeten sich Instrumental- und Chorensembles, und auch die Hausmusik in den bürgerlichen Familien gedieh.

Entstehung

Wie bei fast allen von Shakespeares Theaterstücken geht die Handlung auf verschiedene Quellen zurück. Bei Was Ihr wollt war die Hauptquelle ein italienisches Schauspiel mit dem Titel Gl’ingannati aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Dieses Stück enthält bereits die Motive der verwechselten Zwillinge und eine Variante der späteren Dreiecksgeschichte um Viola, Olivia und Orsino. Daneben diente die Erzählung Apollonius and Silla von Barnabe Riche aus dem Jahr 1581 als weitere Vorlage. Außerdem griff Shakespeare auch auf eigene Stücke zurück, etwa seine Komödie der Irrungen. Für die Nebenhandlung um Malvolio konnte bisher keine überzeugende Vorlage aufgetan werden; daher geht man davon aus, dass Shakespeare sie komplett selbst erdichtet hat. Er verfasste die Komödie vermutlich von 1600 bis 1601, direkt im Anschluss an Wie es euch gefällt und Viel Lärm um Nichts. Erstmals veröffentlicht wurde das Stück erst 1623 im so genannten First Folio, der ersten Gesamtausgabe von Shakespeares Werken.

Im Original trägt das Stück den Titel Twelfth Night, also „Zwölfte Nacht“. Diese Bezeichnung deutet auf die letzte der zwölf Raunächte zwischen dem 25. Dezember und dem Epiphaniastag am 6. Januar hin, der das Ende der traditionellen Weihnachtszeit markiert. In England steht er symbolisch für karnevaleske Scherze, die in dieser Zeit traditionellerweise begangen werden. Ausschweifungen, Maskenspiel, Kleidertausch von Mann und Frau, die Umkehrung der Herrschaftsverhältnisse von Herr und Knecht: All diese närrischen Aktivitäten bestimmen die Raunächte – und passen natürlich hervorragend zum Inhalt der Komödie. Der Untertitel What you will wurde in der deutschen Ausgabe zum alleinigen Titel, weil es für die zwölfte Nacht keine Entsprechung im hiesigen Volksbrauchtum gibt.

Wirkungsgeschichte

Die Uraufführung fand vermutlich am 2. Februar 1602 in der Middle Temple Hall der Temple Church in London statt. Der Anwalt John Manningham notierte den Besuch der Premiere in seinem Tagebuch. Bezeichnenderweise beeindruckte ihn vor allem die Malvolio-Nebenhandlung – diese erwähnt er ausdrücklich. Nach einem relativ großen Bühnenerfolg im 17. Jahrhundert ebbte die Anzahl der Vorführungen zu Beginn des 18. Jahrhundert wieder ab. Zahme Adaptionen der Komödie, u. a. aus der Hand des englischen Theaterdirektors Sir William Davenant, waren zeitweise erfolgreicher als das Original. Trotz dieser zwischenzeitlichen Flaute erfreut sich die Komödie bis in die heutige Zeit einer außerordentlich großen Beliebtheit. Aufgrund der vielen Songs lag eine Adaption für das Musiktheater nahe. Der englische Dramatiker Frederic Reynolds machte zusammen mit dem Komponisten Henry Bishop aus dem Drama ein Musikstück, das 1820 uraufgeführt wurde. Im 20. Jahrhundert gab es mit  Your Own ThingMusic IsAll Shook Up und Play On! gleich vier musikalische Adaptionen. Es existieren mehrere Radio- und TV-Produktionen. 1996 brachte der englische Film- und Theaterregisseur Trevor Nunn Was ihr wollt in die Kinos.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltliteratur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Stratford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Handschuhmachers und Bürgermeisters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhabenden Familie aus dem römisch-katholischen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Gutsbesitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schauspieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der Theatertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechischen Amphitheater nachempfunden ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom Theaterleben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shakespeares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachzeichnen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der authentische und einzige Urheber seines literarischen Werkes ist.

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